Berlin (Reuters) - Die Vodafone-Tochter Vantage Towers will noch im März den bisher größten Börsengang des Jahres in Europa hinlegen. Der britische Mobilfunk-Konzern will "einen beachtlichen Minderheitsanteil" seiner Funkturm-Tochter an die Börse bringen.

Das Debüt auf dem Frankfurter Parkett sei bis Ende März geplant, teilte der erst im vergangenen Jahr formierte Funkmasten-Betreiber am Mittwoch mit. "Der Börsengang gibt uns Zugang zu den Kapitalmärkten. Das ist der Weg nach vorn", sagte Vantage-Towers-Chef Vivek Badrinath. Insidern zufolge könnte die Emission bis zu drei Milliarden Euro einbringen, die vollständig an Vodafone gehen. Vantage Towers könnte mit bis zu 18 Milliarden Euro bewertet werden. Von der offiziellen Ankündigung eines Börsengangs bis zur Erstnotiz dauert es in der Regel vier Wochen.

Die Stimmung für Börsengänge ist so gut wie lange nicht. Anfang Februar debütierte der Online-Gebrauchtwagenhändler Auto1 in Frankfurt und wurde mit knapp zwölf Milliarden Euro bewertet. Mit einem Volumen von 1,8 Milliarden Euro war das Berliner Start-up die größte Aktienemission des Jahres in Deutschland, europaweit nur getoppt von der polnischen InPost in Amsterdam. Gemessen an der Marktbewertung könnte Vantage Towers sogar der gewichtigste Börsenneuling seit Siemens Healthineers vor vier Jahren werden. Deutsche-Börse-Managerin Renata Bandov sprach von einem "starken Momentum": "Mit der heutigen Ankündigung einer der größten Börsennotierungen in ganz Europa erwarten wir weitere Börsengänge in Milliardenhöhe."

Vodafone, der weltweit zweitgrößte Mobilfunk-Konzern hinter China Mobile, wird auch nach dem Börsengang die Mehrheit an Vantage Towers halten. Die Einnahmen aus der Aktienemission wollen die Briten in den Abbau ihres Schuldenbergs von 69 Milliarden Euro stecken. Zu dessen Reduzierung dürfte Vantage Towers auch mit Dividenden beitragen: Jährlich sollen 60 Prozent des wiederkehrenden Mittelzuflusses (Cash-flow) ausgeschüttet werden. Für das laufende Geschäftsjahr 2020/21 (per Ende März) steht eine Auszahlung von 280 Millionen Euro an. Das bereinigte Betriebsergebnis (Ebitda AL) soll bis zu 540 Millionen Euro betragen.

FIRMENCHEF: AKTUELL KEINE VERHANDLUNGEN ÜBER ZUKÄUFE

Dem Börsenkandidaten selbst fließt kein Geld zu. Vantage Towers hat nach eigenen Angaben rund eine Milliarde Euro für Zukäufe übrig, die durch Kapitalerhöhungen aufgestockt werden könnten. "Derzeit liegen keine Deals auf dem Tisch", betonte Badrinath. Er verwies darauf, dass der Markt stark in Bewegung ist. "Wir haben vor, eine Rolle zu spielen." Nun wolle man aber erstmal den Börsengang über die Bühne bringen.

Wegen der beschleunigten Digitalisierung sowie dem teuren 5G-Netzaufbau haben Funkmasten Konjunktur. Infrastrukturanbieter wie Vantage können die Masten am Boden und auf Hausdächern an mehrere Telekomkonzerne gleichzeitig vermieten, was über Jahre hinweg regelmäßige Einnahmen verspricht. Zudem gelten die Wartungskosten als relativ niedrig. Jüngst gab Cellnex zehn Milliarden Euro für 25.000 Masten von CK Hutchison in ganz Europa aus, die Telefonica-Tochter Telxius veräußerte ihre Mobilfunkstandorte für 7,7 Milliarden Euro an American Tower. Der französische Telekomkonzern Orange packte seine Funkmasten in Spanien und dem Heimatland in eine eigene Firma und brachte einen Börsengang oder einen Verkauf ins Spiel.

Trotz der Veränderungen auf dem Markt macht Badrinath großes Potential aus. Ihm zufolge werden 170.000 Standorte in Europa noch von den Mobilfunkkonzernen selbst gehalten und nicht von spezialisierten Funkmasten-Betreibern. Vantage kümmert sich inzwischen um 82.000 Standorte in zehn europäischen Ländern - ein Großteil davon in Deutschland. Dies spielte auch eine Rolle bei der Wahl des Börsenplatzes. Organisiert wird das Aktienmarktdebüt von Bank of America, Morgan Stanley und UBS. Bei der Vermarktung der Aktien helfen Barclays, Berenberg, BNP Paribas, Deutsche Bank, Goldman Sachs und Jefferies.