PARIS/LONDON (awp international) - Nach den deutlichen Abgaben zu Wochenbeginn haben sich die europäischen Börsen am Dienstag erholt. Der EuroStoxx 50 kletterte am Mittag um 1,28 Prozent auf 4095,31 Punkte.

Auch an den Länderbörsen ging es nach oben. In Paris gewann der Cac 40 1,4 Prozent auf 6544,10 Zähler. Der FTSE 100 in London zog um 1,14 Prozent auf 6982,59 Punkte an.

Die Beruhigung könnte sich indes als trügerisch erweisen. Denn mit der Erholung an den europäischen Börsen sind die Sorgen um den chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande, die den Kursrutsch zu Wochenbeginn verursachten, noch nicht ausgeräumt. "Noch immer ist nicht klar, wie es mit dem Immobilienentwickler China Evergrande weitergeht", warnte Fondsmanager Thomas Altmann vom Vermögensverwalter QC Partner. "Die chinesische Führung hat sich noch immer nicht dazu geäussert, wie sie mit der aktuellen Krise umgehen wird. Und das kostet zur Zeit viel Vertrauen."

Neben Evergrande beschäftigte die anstehende Sitzung der US-Notenbank den Markt. Den am Mittwochabend erwarteten Aussagen der US-Währungshüter kommt grosse Bedeutung zu. Sie könnte Hinweise enthalten, wann die US-Notenbank den Fuss vom geldpolitischen Gaspedal nimmt (Tapering). Ob es schon dieses Mal so weit ist, bleibt jedoch offen. "Möglich, dass die Botschaft der Fed einen dringlicheren Ton bekommt, aber mit der Ankündigung eines formellen Beginns des Tapering wird sie sich wohl noch gedulden", so Jon Day, Portfoliomanager Anleihen bei BNY Mellon Investment Management. "Die nächste Sitzung im November dürfte ein besserer Zeitpunkt sein, um dafür den Startschuss zu geben."

Gewinne verzeichneten die Ölwerte, nachdem die Ölpreise sich von ihrem Kursrutsch am Vortag erholt hatten. Auch die Technologiewerte legten im Rahmen einer Erholungsbewegung zu. Zu den Gewinnern gehörten darüber hinaus die Versicherer. Hier waren Prudential gefragt. Die Investmentbank Jefferies hatte die Einstufung trotz der Krise des chinesischen Immobilienkonzerns Evergrande auf "Buy" mit einem Kursziel von 1750 Pence belassen. Er könne zwar nicht sicher sein, ob der britische Lebensversicherer bei Evergrande engagiert war oder ist, schrieb Analyst Philip Kett in einer am Montag vorliegenden Studie. Die von Evergrande offengelegten Dokumente suggerierten aber, dass ein etwaiges Engagement unwesentlich wäre.

Bei den Medienwerten kam es dagegen zu Abschlägen. Doch die über 13 Prozent Verlust des französischen Schwergewichts Vivendi waren nur Folge des Börsengangs der Tochter Universal Music Group (UMG) . Und der konnte sich sehen lassen: Die Kurse legten im frühen Handel deutlich zu. Analyst Jerry Dellis von Jefferies sprach in einer am Dienstag vorliegenden Studie von einer starken Entwicklung, betrachte man etwa den Preis, zu dem der französische Medienkonzern einen Anteil an den US-Fondsmanager Bill Ackman verkauft habe. Die angesetzte Unternehmensbewertung habe bei der Ackman-Transaktion nur bei rund 33 Milliarden Dollar gelegen, die ersten Kurse hätten dagegen 45,8 Milliarden Dollar impliziert./mf/men