Zürich (awp) - Die Schweizer Börse setzt am Freitag zu einer Erholung an und legt auf breiter Front zu. Damit wetzt der Leitindex SMI nicht nur seine Kursscharte vom Vortag mehr als aus, sondern markiert bei knapp 12'093 Punkten auch noch ein neues Rekordhoch. Gestützt werde der Markt vor allem von der Aussicht auf weiterhin offene Geldschleusen seitens der Europäischen Zentralbank (EZB) und gute Konjunkturzahlen, heisst es im Handel. Die EZB hatte am Vortag ihren expansiven Kurs mit Zinsen auf Rekordtief und milliardenschweren Anleihekäufen bekräftigt.

"Die Märkte haben Gewissheit, dass die Zinsen noch länger niedrig bleiben", sagte ein Händler. Damit bleiben die Märkte gut unterstützt, denn das Motto "Buy the dip" bleibe gültig. Dennoch seien auch die Inflationsängste und die Sorgen im Zusammenhang mit der Ausbreitung der Delta-Variante des Coronavirus weiterhin Themen am Markt. Konjunkturdaten fänden bei den Anlegern entsprechend weiterhin grosse Beachtung. So ist etwa die Unternehmensstimmung in der Eurozone im Juli auf den höchsten Stand seit 21 Jahren gestiegen. Am Nachmittag wird noch der Einkaufsmanager-Indizes aus den USA veröffentlicht. Die Einkaufsmanagerindizes geben guten Einblick in die Verfassung der Wirtschaft aktuell und in den nächsten Monaten.

Der SMI steigt bis um 11.15 Uhr um 0,96 Prozent auf 12'091,92 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, avanciert um 0,96 Prozent auf 1965,86 und der umfassende SPI um 0,90 Prozent auf 15'562,97 Zähler. 27 SLI-Werte ziehen an und drei sind schwächer.

Zu den am stärksten Gefragten Aktien zählen Lonza (2,1%). Der Pharmaauftragsfertiger hat mit seinem Halbjahresbericht positiv überrascht. Seit der Trennung vom Chemiegeschäft ist das Unternehmen deutlich profitabler geworden und will in Zukunft noch schneller wachsen. Lonza konzentriert sich nun auf die Rolle als Produktionspartner der Pharma- und Biotechindustrie. Die Margen seien "beeindruckend", heisst es in einem Kommentar von Jefferies.

Ansonsten stehen vor allem Finanzwerte und zyklische Titel oben auf der Kurstabelle. Die unerwartet starken Einkaufsmanagerindizes der Eurozone und die bisher meist besser als erwartet ausgefallenen Unternehmensergebnisse stimmten zuversichtlich, heisst es am Markt.

Grössere Anstieg verbuchen der Personalvermittler Adecco, der Bauchemiespezialist Sika, der Elektrotechniker ABB, der Luxusgüterkonzern Richemont und der Sensorenhersteller AMS, wie die Gewinne zwischen 2,3 und 1,6 Prozent zeigen. ABB und Sika knüpfen an den Aufwärtstrend vom Vortag an, als die beiden Unternehmen gute Ergebnisse veröffentlicht hatten.

Die Partizipationsscheine von Schindler (+1,3%) drehen im Verlauf klar ins Plus. Zunächst hatten die Anleger noch mit Gewinnmitnahmen auf das gute Halbjahresergebnis reagiert.

Bei den Banken stehen Julius Bär (+1,7%), CS (+1,2%) und UBS (+0,9%) weit oben. Auch der Banksoftwarehersteller Temenos (+1,0%) zieht an. Dagegen hinken die Versicherungen Swiss Re (+0,2%) und Swiss Life (+0,3%) etwas hinterher.

Zu den Gewinnern zählen auch Roche (+1,3%), die damit einen Teil der Vortagesverluste von 3,6 Prozent aufholen können. Der Pharmariese hatte die Anleger am Vortag mit seiner Prognose enttäuscht. Roche habe die Jahresziele nicht erhöht und sich zurückhaltend zum Alzheimer-Kandidaten, einem potenziellen Blockbuster, geäussert, hiess es. Rivale Novartis gewinnt 0,3 Prozent.

Auch Nestlé (+0,8%) holen einen Teil der Vortageseinbusse wieder auf. Am Donnertag hatte die gesenkte Prognose von Konkurrent Unilever den Nestlé-Kurs belastet.

Am breiten Markt fallen Comet (+3,5) positiv auf. Das Technologieunternehmen hat im ersten Halbjahr einen kräftigen Umsatz- und Ergebnissprung erzielt. Die Prognose wird zudem erhöht.

pre/uh