Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt legt am Dienstagvormittag zu. Der zweiwöchige Abwärtstrend kommt damit wenigstens vorübergehend zu einem Halt. Nach einem verhaltenen Start hat der SMI seine Avancen im bisherigen Verlauf des Vormittags klar ausgebaut. Weiterhin werden allerdings die Märkte von den Turbulenzen um den konkursgefährdeten chinesischen Immobiliengiganten Evergrande in Atem gehalten. Noch in der laufenden Woche sind Zinszahlungen fällig, welche voraussichtlich nicht geleistet werden können.

Trotz der derzeitigen Verschnaufpause würden die Verluste der vergangenen zwei Wochen - der SMI gab innert zehn Börsentage über 5 Prozent nach - zeigen, dass die Stimmung unter den Investoren umgeschlagen habe und eine gewisse Risikoaversion zurückgekehrt sei, heisst es in Marktkreisen. Die Mehrheit der Kommentatoren geht indes davon aus, dass die Evergrande-Krise kein neuer Lehman Brothers-Moment sein werde. Denn China werde den Konzern keinesfalls unkontrolliert untergehen lassen.

Der SMI legt bis um 11 Uhr 0,45 Prozent auf 11'819,18 Punkte zu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, zieht um 0,65 Prozent auf 1937,34 und der umfassende SPI um 0,54 Prozent auf 15'337,28 Punkte an. Von den 30 SLI-Titeln legen bis auf die beiden Luxusgüteraktien sowie Roche alle zu.

Spitzenreiter im SMI sind Partners Group mit einem Plus von 2,5 Prozent. Der Spezialist für Privatmarktanlagen hat im Rahmen seines bereits vierten Private-Equity-Buyout-Programms Kapitalzusagen in der Höhe von insgesamt 15 Milliarden US-Dollar erhalten.

Dahinter zeigen auch Zykliker wie ABB (+1,7%), Holcim (+1,5%) oder Kühne+Nagel (+1,4%) eine gute Erholung.

Letztere erhalten Rückenwind von einer positiven Einschätzung der Bank of America, welche den Titel im Rahmen einer Sektorstudie auf "Neutral" von zuvor "Underperform" hinaufgestuft und das Kursziel gleichzeitig um einen Drittel auf 400 Franken angehoben hat. Als global grösster Seefrachtanbieter habe das Unternehmen von den hohen Preisen für den Transport von Containern profitiert, heisst es zur Begründung der Einschätzung. Die Bank geht weiter davon aus, dass die Frachtraten auch im kommenden Jahr hoch bleiben werden.

Auch die Aktien der grossen Schweizer Banken setzen zu einer Erholung an. Diese fällt allerdings unterschiedlich aus: CS (+1,4%) hängen UBS (+0,1%) klar ab. Dies liegt laut Händlern daran, dass die UBS in China und bei Evergrande stärker engagiert sein soll als etwa die CS. "Doch etwas Genaues weiss man nicht", sagte einer.

Die Aktien der Luxusgüterkonzerne Swatch (-1,3%) und Richemont (-0,8%) sind am Dienstag schwächer in den Handel gestartet und können sich damit nicht von den hohen Vortagesverlusten erholen. Analysten zeigten sich von der Entwicklung der Uhrenexporte im August etwas enttäuscht. Bei Richemont belastet allerdings vor allem der Dividendenabgang den Kurs.

Im breiten Markt sind die Aktien des Zollfrei-Detailhändlers Dufry (+4,7%) sowie des Flughafens Zürich (+1,7%) auch am Dienstag überdurchschnittlich gesucht. Sie knüpfen beide nahtlos an die positive Entwicklung des Vortages an. Die Titel erhielten weiterhin von der Ankündigung der USA auf Lockerungen der Einreise-Bestimmungen Auftrieb, erklärte ein Händler in Zürich. Für die Lufthansa-Tochtergesellschaft Swiss als Hauptkunden des Flughafens seien die USA ein wichtiger Markt.

Dätwyler (+2,5%) werden getrieben von einer Aufstufung durch Stifel auf "Buy". Man gehe davon aus, dass sich die Fundamentaldaten schneller als erwartet entwickeln, was den Investmentcase weiter befeuere, heisst es dort zur Begründung.

Dagegen büssen Zur Rose gegen den Trend 1,5 Prozent ein. Seit Anfang Woche werden die Aktien der Versandapotheke im SMI Mid gehandelt. Dem Aktienkurs ist die Aufnahme in den Index, der die 30 grössten Mid-Cap-Titel des Schweizer Aktienmarktes abbildet, im Vorfeld gut bekommen, seit Wochenbeginn aber nicht mehr. Die Käufer, die sich im Vorfeld der Umstufung positioniert hätten, dürften damit "bedient" sein, heisst es dazu am Markt.

cf/ra