Zürich (awp) - Der Schweizer Aktienmarkt tendiert zum Wochenschluss auf breiter Front fester. Händler äussern sich erleichtert, dass es nach Tagen fallender Kurse nun zu einer gewissen Stabilisierung komme. Allerdings liessen Anschlusskäufe etwas zu wünschen übrig, meint ein Händler. Aber vor dem Wochenende wolle sich eben niemand zu weit aus dem Fenster lehnen. Daher sei dies auch "nur" eine technische Gegenbewegung und kaum der Beginn einer nachhaltigen Erholung. Der kleine Verfall an der Terminbörse Eurex belebe das Geschäft nur wenig. Insgesamt steuert der SMI auf die fünfte negative Woche zu.

Auslöser der Kursgewinne sei die technisch überverkaufte Situation. Zudem sorge die Senkung eines wichtigen Referenzzinssatzes für langfristige Kredite in China, mit der die Abschwächung der Konjunktur gemildert werden soll, für Unterstützung. Die chinesische Regierung versuche trotz ihrer rigorosen Covidpolitik die Wirtschaft zu retten, heisst es in einem Kommentar. Dies sorge auch für anziehende US-Aktien-Futures. Sollten die Konjunktursorgen bald Überhand gewinnen, dürfte dies zu Spekulationen führen, dass die schwächer werdenden Wirtschaftsdaten die US-Notenbank Fed zu einer weniger aggressiven Gangart bewegen könnten, sagt ein Händler.

Der SMI steigt bis um 11.15 Uhr um 0,51 Prozent auf 11'367,50 Punkte. Zeitweise legt der Leitindex bis auf 11'420 Zähler zu. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, gewinnt 0,83 Prozent auf 1773,58 und der breite SPI 0,70 Prozent auf 14'609,45 Zähler. 26 SLI-Werte ziehen an und vier geben nach.

Stark unter Druck stehen die Aktien von Richemont (-12%). Die Papiere werden trotz kräftiger Umsatz- und Gewinnsteigerung im Jahr 221/22 und einer Dividendenerhöhung abgestraft, was auch den Anstieg des SMI etwas bremst. Der Luxusgüterhersteller habe die Analystenerwartungen verfehlt, heisst es am Markt. Ein Grund dafür waren die zur Ukraine-Krise verbuchten Kosten. Zudem bleibe unklar, wie das Online-Geschäft vorangetrieben werden soll, in das das Unternehmen und die Marktteilnehmer grosse Hoffnungen gesteckt hätten, sagt ein Händler.

Auch die Aktien von Rivale Swatch (-1,4%) können sich dem Sog von Richemont nicht ganz entziehen. Sie grenzen die Verluste im Verlauf aber massiv ein.

Die beiden anderen schwächer notierenden Aktien sind Swisscom (-0,5%) und Zurich (-0,1%), die sich im bisherigen Jahresverlauf aber positiv vom Markt hätten absetzen können.

Den stärksten Anstieg verbuchen Lonza (+3,7%). Der Titel profitiere wie die der beiden Mitbewerber Siegfried (+3,6%) und Polypeptide (+4,2%) von der steigenden Nachfrage nach Pharmazulieferern.

Gefragt sind zudem die gebeutelten Wachstumswerte, zu denen Straumann, Sonova und AMS Osram mit Gewinnen von 3,4 bis 2,8 Prozent zählen. Bei Straumann beurteilen Analysten zudem den Kauf des europäischen Start-Ups PlusDental für 135 Millionen Franken positiv.

Aber auch Finanzwerte wie UBS (+2,9%), CS (+3,0%) und Swiss Life (+2,4%) sind wieder mehr gefragt. Bei den Zyklikern stehen SGS, Adecco, ABB, Sika und Geberit auf den Einkaufszetteln, wie die Kursgewinne zwischen 2,8 und 2,1 Prozent zeigen. Sika verhülfen Spekulationen über den Verkauf des US-Baustoffzusatzmittelgeschäft für 800 Millionen bis eine Milliarde Dollar zusätzlich zu steigenden Kursen. Holcim (+1,3%) soll zu den möglichen Bietern gehören, heisst es am Markt.

Die Marktschwergewichte Nestlé (+0,3%), Novartis (+0,9%) und Roche (+0,8%) sind ebenfalls höher bewertet. Nestlé würden von der Entwicklung der US-Konsumtitel etwas gebremst, sagt ein Händler. "Die Inflation könnte die Konsumenten dazu veranlassen, vermehrt einen Bogen um Markenartikel zu machen", sagt ein Händler.

Auf den hinteren Rängen geben Valiant (-5,5% oder 5,20 Fr.) nach, was allerdings nur der heute fälligen Dividende von 5 Franken je Aktie geschuldet ist. Gesucht sind dagegen Medartis (+5,3%), SoftwareOne (+5,2%) und Sensirion (+4,6%).

pre/kw