Zürich (awp) - Am Schweizer Aktienmarkt geht zum Wochenstart die Nervosität der Investoren rauf und die Kurse runter. Der Leitindex SMI ist im Verlauf des Vormittags denn auch kurzzeitig unter die 11'900er Marke gefallen, hat diese aber umgehend zurückerobert. Die Volatilität ist zeitgleich nach oben geschnellt - der VSMI notiert so hoch wie zuletzt vor einem Monat. Dabei ist der Wochenauftakt noch vergleichsweise ruhig. An Unternehmen meldete sich nur SGS mit Zahlen. Erst ab dem morgigen Dienstag startet die Berichtssaison voll durch.

Wie ein Händler erklärt, haben sich die Märkte in den letzten Wochen als sehr robust erwiesen und allen negativen Vorzeichen recht erfolgreich getrotzt. "Nun kommt der Druck von allen Seiten und viele wichtige fundamentale Unterstützungen brechen Weg." Die weltweit steigenden Infektionszahlen und das Dauerbrenner-Thema Inflation liessen gerade unter den Investoren Zweifel aufkommen, wie stark sich die wirtschaftliche Erholung im zweiten Halbjahr noch fortsetzen lasse. Die Europäische Zentralbank könnte in dieser Woche zumindest zur Beruhigung der Märkte beitragen, sollte sie das Signal einer weiterhin lockeren Geldpolitik geben.

Der SMI verliert gegen 11.10 Uhr 0,91 Prozent auf 11'916,83 Punkte. Der SLI, in dem die 30 wichtigsten Aktien enthalten sind, fällt um 1,11 Prozent auf 1917,04 und der breite SPI um 0,92 Prozent auf 15'317,85 Zähler. Bis auf Nestlé und Givaudan fallen alle 30 SLI-Werte zurück.

Dass die Nerven der Investoren etwas stärker als zuletzt angespannt sind, zeigt auch der sprunghafte Anstieg des VSMI um mittlerweile 18 Prozent. Der Volatilitätsindex quantifiziert das erwartete Risiko am Schweizer Aktienmarkt.

Besonders stark fallen die Abgaben bei den beiden Uhrenherstellern Swatch (-2,8%) und Richemont (-2,6%) aus. Beide hatten in der Vorwoche zwar mit guten Zahlen positiv überrascht, die sich ausbreitende Delta-Variante des Coronavirus speziell in Asien stimme Anleger aber vorsichtig, heisst es im Handel.

Daneben müssen auch die Versicherer erneut Federn lassen. Swiss Re verlieren mittlerweile 2,9 Prozent und auch Swiss Life fallen mit -2,4 Prozent deutlich zurück. Zurich geben um 1,7 Prozent nach. Die jüngsten Unwetterkatastrophen speziell in Deutschland setzen der Branche zu. Bei der Swiss Re hat sich zudem die Commerzbank zurückhaltend über die Gewinnentwicklung in den kommenden zwei Jahren geäussert.

Aber nicht nur die Versicherer haben einen schweren Stand. Auch Bankaktien werden aus den Depots entfernt. Allen voran fallen Julius Bär um 2,7 Prozent, gefolgt von der UBS (-2,2%) und der CS (-1,8%). Die UBS wird am morgigen Dienstag über den Geschäftsverlauf im zweiten Quartal berichten. Im Vorfeld steige die Nervosität.

Einzig Partners Group (-0,7%) halten sich etwas besser als der Rest. Vergangene Woche hatte der Vermögensverwalter mit starken Zahlen gepunktet und sorgt aktuell mit verschiedenen Transaktionen für einen steten Nachrichtenfluss.

Beim Warenprüfkonzern SGS (-1,6%) werden die vorgelegten Zahlen zwar als grundsätzlich gut gesehen, Überraschungen habe der Halbjahresbericht aber eben auch keine geliefert, wird am Markt das Kursminus erklärt.

Die zunehmende Sorge, die Wirtschaft könnte womöglich beim Wachstum bereits ihren Zenit erreicht haben, schlägt sich auch bei den Zyklikern negativ nieder. Neben Adecco (-2,1%) bekommen dies Holcim (-1,9%) oder auch ABB (-1,5%) zu spüren.

Einzige Gewinner sind die Anteilscheine von Nestlé mit +0,4% und Givaudan (+0,2%). Besser als der Markt halten sich zudem noch Swisscom, die ebenfalls als wenig konjunktursensibel erachtet werden.

Im breiten Markt brechen One Swiss Bank nach schwachen Zahlen zweistellig ein um 12,5 Prozent. Auch andere Finanzwerte wie EFG, Leonteq oder die Helvetia fallen um 4,4 bis 3,2 Prozent überdurchschnittlich stark.

An der Spitze der Kurstafel sind unterdessen IGEA Pharma mit +5,1 Prozent zu finden. Es folgen Calida, Klingelnberg und Hochdorf mit Kursgewinnen zwischen 2,1 und 1,5 Prozent.

hr/ra