Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Weiter auf Erholungskurs lagen am Mittwoch die europäischen Börsen. Der DAX stieg um 1,4 Prozent auf 15.423 Punkte. Der Euro-Stoxx-50 zog sogar um 1,8 Prozent auf 4.027 Punkte an. Dass der DAX nicht ganz mithalten konnte, lag vor allem an SAP: Ihr Minus von 2,5 Prozent drückte den DAX um etwa 40 Punkte.

"Vor allem in den USA haben viele den Kursrückgang als willkommene Einstiegsgelegenheit genutzt", hieß es bei QC Partners. Hierzulande sei die Skepsis zwar größer, dennoch hätten auch hier unterinvestierte Anleger zugegriffen.

Allerdings mahnt die technische Situation zur Vorsicht: "Von Entwarnung kann noch keine Rede sein", so ein Marktanalyst. Dazu müsste der DAX das Gap - also die Abwärtslücke - unterhalb von 15.477 schließen und sich über der Oberkante festsetzen, meint er. Genau das wurde aber vom Minus von SAP verhindert. Das Tageshoch im DAX lag bei knapp 15.444 Punkten.

In Europa schlossen alle großen Stoxx-Branchenindizes mehr oder weniger deutlich im Plus, am stärksten der Branchenindex der Reise- und Freizeit-Aktien mit einem Anstieg um 3,7 Prozent, aber auch viele andere Branchenindizes legten deutlich mehr als 2 Prozent zu. An der Spitze im DAX lagen Siemens Energy, Deutsche Bank und MTU, die alle mehr als 4 Prozent gewannen.

Neben der Berichtssaison galten die Blicke der EZB-Sitzung am Donnerstag, wo nach dem jüngsten Strategietreffen Änderungen der geldpolitischen Ausrichtung zumindest denkbar scheinen.


   SAP-Cloudgeschäft unter den Erwartungen 

"Der Kursrückgang dürfte übertrieben sein und könnte schnell aufgeholt werden", so ein Händler zum deutlich Minus von SAP. Die Umsätze im vielbeachteten Cloudgeschäft sind laut Jefferies leicht unter der Marktschätzung ausgefallen. Ansonsten wurden die Zahlen im Handel als "gut im erwarteten Rahmen" bezeichnet.

Daimler drehten dagegen am Nachmittag deutlich ins Plus. Der Kurs stieg schließlich um 1,1 Prozent auf 70,84 Euro. "Anscheinend setzen sich nun doch die positiven Stimmen durch", sagte ein Marktteilnehmer. An den Zahlen habe der Rückgang vom Vormittag nicht gelegen, der eine oder andere Marktteilnehmer habe aber am Ausblick herumgemäkelt. Am Vormittag hatten Daimler zeitweise etwa 3 Prozent im Minus gelegen.

Software AG verloren 0,4 Prozent, obwohl auch hier von guten Quartalszahlen die Rede war. Ähnlich bei Sartorius: Der Kurs fiel um 3,6 Prozent, die laut Händlern starken Zahlen waren so erwartet worden. LPKF Laser fielen nach ihren Quartalszahlen um 3,3 Prozent.

Baywa wiederum gewannen 4,3 Prozent. Auf Steilflug schickte den Kurs eine Prognoseerhöhung: Der Agrar-Konzern erwartet, dass er das Vorjahresergebnis nun "erheblich" steigern kann statt nur "moderat".

Pfeiffer Vacuum stiegen nach ihrem Zwischenbericht um 4,2 Prozent. Im ersten Halbjahr erreichte der Auftragseingang mit einem Plus von 42,6 Prozent zum Vorjahr ein Rekordniveau. Nun hat das TecDAX-Unternehmen die Prognosen angehoben: Statt einer Marge von über 10 Prozent soll nun eine EBIT-Marge von 12 bis 13 Prozent erzielt werden. Die Aussagen zur Umsatzentwicklung klangen ebenfalls zuversichtlicher.

ASML lagen zum Schluss 3,1 Prozent vorne. Die Warnung vor Chipknappheit von Unternehmen wie Daimler ist ein Kurstreiber für den Chiphersteller, der die Umsatzprognose nach starken Zweitquartalszahlen angehoben hat.


   Nordea sehr fest 

Auch bei Novartis handelten Anleger nach dem Motto "sell the facts": Obwohl der Pharmakonzern sowohl die Umsatzerwartungen als auch die Prognosen für das bereinigte operative Kernergebnis geschlagen hat, fielen die Aktien um 0,7 Prozent zurück.

Sehr gut kamen dagegen die Zahlen des nordeuropäischen Finanzkonzerns Nordea an, die Gewinnkennziffern lägen über der Erwartung, heißt es. Nordea gewannen 3,7 Prozent. Auch Julius Bär reagierten nun positiv auf ihr Zahlenwerk, der Kurs stieg um 2,2 Prozent. Der Stoxx-Banken-Index konnte sich mit einem Plus von 2,9 Prozent überdurchschnittlich verbessern.

Der britische Modehändler Next hat die Prognose erhöht, der Kurs stieg um 7,5 Prozent.


   GFT mit Prognoserhöhung plus 16 Prozent - und Analysten lösen Kurssprünge aus 

In der dritten deutschen Reihe machten GFT Technologies einen Satz um 16 Prozent nach oben. Auch der IT-Dienstleister hat dank gestiegener Auftragseingänge die Prognose für das Geschäftsjahr 2021 erhöht.

Andere Mid- und Small-Caps erlebten ebenfalls regelrechte Kurssprünge, nach positiven Analysteneinstufungen, aber auch weil die Umsätze im Sommerloch dünn sind, wie ein Händler sagte. Deutz gewannen mit einer Kaufempfehlung von Warburg Research knapp 10 Prozent, Krones stiegen mit mehreren Kaufempfehlungen um knapp 6 Prozent und ADVA Optical um gut 7 Prozent, nachdem die Commerzbank zum Einstieg geraten hat.


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Index                  Schluss-  Entwicklung  Entwicklung   Entwicklung 
.                         stand      absolut         in %          seit 
.                                                          Jahresbeginn 
Euro-Stoxx-50          4.026,68       +70,34        +1,8%        +13,3% 
Stoxx-50               3.511,08       +46,02        +1,3%        +13,0% 
Stoxx-600                453,97        +7,36        +1,6%        +13,8% 
XETRA-DAX             15.422,50      +206,23        +1,4%        +12,4% 
FTSE-100 London        6.998,28      +117,15        +1,7%         +6,5% 
CAC-40 Paris           6.464,48      +117,63        +1,9%        +16,5% 
AEX Amsterdam            733,74       +11,71        +1,6%        +17,5% 
ATHEX-20 Athen         2.045,55       +37,13        +1,8%         +5,7% 
BEL-20 Bruessel        4.200,05       +80,93        +2,0%        +16,0% 
BUX Budapest          47.882,56      +259,88        +0,5%        +13,7% 
OMXH-25 Helsinki       5.546,64       +71,06        +1,3%        +20,9% 
ISE NAT. 30 Istanbul   1.452,46       -17,73        -1,2%        -11,2% 
OMXC-20 Kopenhagen     1.708,10       +27,44        +1,6%        +16,6% 
PSI 20 Lissabon        4.899,71       +87,41        +1,8%         +1,8% 
IBEX-35 Madrid         8.567,00      +209,00        +2,5%         +6,1% 
FTSE-MIB Mailand      24.675,61      +568,28        +2,4%         +8,4% 
RTS Moskau             1.586,12       +18,84        +1,2%        +14,3% 
OBX Oslo                 999,37        +9,69        +1,0%        +16,4% 
PX  Prag               1.188,12        +3,78        +0,3%        +15,7% 
OMXS-30 Stockholm      2.334,37       +30,83        +1,3%        +24,5% 
WIG-20 Warschau        2.241,97       +20,69        +0,9%        +13,0% 
ATX Wien               3.404,28       +38,44        +1,1%        +21,0% 
SMI Zuerich           12.021,58       +75,90        +0,6%        +12,3% 
 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %   Mi, 8:26   Di,17:18   % YTD 
EUR/USD                1,1797      +0,1%     1,1762     1,1758   -3,4% 
EUR/JPY                130,04      +0,5%     129,19     129,21   +3,1% 
EUR/CHF                1,0830      -0,3%     1,0846     1,0852   +0,2% 
EUR/GBP                0,8615      -0,3%     0,8650     0,8641   -3,5% 
USD/JPY                110,23      +0,3%     109,83     109,89   +6,7% 
GBP/USD                1,3695      +0,5%     1,3597     1,3607   +0,2% 
USD/CNH (Offshore)     6,4649      -0,4%     6,4782     6,4890   -0,6% 
Bitcoin 
BTC/USD             31.950,76      +7,6%  30.760,26  29.745,76  +10,0% 
 
ROHOEL                zuletzt  VT-Settl.      +/- %    +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               70,35      67,20      +4,7%       3,15  +46,0% 
Brent/ICE               72,10      69,35      +4,0%       2,75  +41,0% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag      +/- %    +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.803,82   1.810,33      -0,4%      -6,50   -5,0% 
Silber (Spot)           25,20      24,93      +1,1%      +0,27   -4,5% 
Platin (Spot)        1.082,00   1.070,78      +1,0%     +11,23   +1,1% 
Kupfer-Future            4,28       4,27      +0,3%      +0,01  +21,3% 
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July 21, 2021 12:03 ET (16:03 GMT)