Von Steffen Gosenheimer

NEW YORK (Dow Jones)--Angeführt von den Technologieaktien überwiegen zum Wochenstart an der Wall Street Verluste. Während die Unsicherheit um den Schaden, den der wankende chinesische Immobilienkonzern China Evergrande bei einem Kollaps weltweit anrichten könnte, etwas in den Hintergrund gerückt ist, setzt sich der Anstieg der Marktzinsen in den USA bereits den fünften Tag in Folge fort und bremst die Kauflaune.

Zehnjährige US-Anleihen rentieren mit 1,48 Prozent, nach 1,45 Prozent am Freitag. Das ist das höchste Niveau seit Juni. Hinter der Aufwärtsbewegung stehen Signale der US-Notenbank (aber auch anderer Zentralbanken), demnächst ihren ultralockeren geldpolitischen Kurs etwas zu straffen und möglicherweise schon Ende 2022 die Zinsen anzuheben.

Überraschend gut ausgefallene US-Auftragseingänge langlebiger Wirtschaftsgüter schüren eher weiter Zinssorgen. Sie sind im August stärker gestiegen als von Ökonomen erwartet, was insbesondere erhöhten Aufträgen für Boeing-Maschinen zuzuschreiben ist.

Der Zinsanstieg lastet besonders auf den Technologieaktien, die Nasdaq-Indizes verlieren bis zu 1,0 Prozent, der S&P-500 0,2 Prozent. Der Dow-Jones-Index liegt zur New Yorker Mittagszeit dagegen 0,5 Prozent im Plus bei 34.925 Punkte, getragen von Kursgewinnen der Bankaktien und der schwer gewichteten Aktien von Chevron (+2,6%) und Boeing (+2,3%). Während die Bankaktien von den steigenden Zinsen profitieren, weil sie das Kreditgeschäft profitabler machen, sind Chevron (+2,6%) mit auf Dreijahreshochs liegenden Ölpreisen gesucht.

"Wir sehen bei Aktien eine vom Anleihemarkt ausgehende Rotation. Wenn Wachstumsaktien schlecht laufen, dann betrifft das tendenziell den größten Teil der Marktkapitalisierung der Indizes und das drückt", erklärt Fondsmanager Shaniel Ramjee von Pictet Asset Management.

Der Technologiesubindex im S&P-500-Index verliert 1,0 Prozent, der Index der Banken gewinnt 2,7 Prozent.


  Ölaktien wie geschmiert 

Die Ölpreise liegen auf dem höchsten Stand seit drei Jahren, Brentöl kostet 1,7 Prozent mehr, 79,38 Dollar. Die Analysten von Goldman Sachs haben ihre Ölpreisprognose um 10 auf 90 Dollar pro Barrel erhöht. Sie begründen dies mit den Nachwirkungen des Hurrikans "Ida" und der steigenden Nachfrage, insbesondere in Asien. Hinter dem Anstieg der Ölpreise steht eine allgemeine Energieverknappung, abzulesen auch am jüngsten starken Anstieg der Erdgaspreise.

Größte Gewinner an der Wall Street sind denn auch Aktien wie Southwestern Energy, EQT, Transocean oder Murphy Oil mit Aufschlägen bis 16 Prozent. Der Energie-Sektor im S&P-500 führt mit einem Plus von 3,7 Prozent die Gewinnerliste an.

Für die Papiere des Kreuzfahrtunternehmens Carnival geht es um weitere 5,5 Prozent nach oben. Der Konzern hatte am Freitag erste Zahlen für das dritte Quartal bekannt gegeben, die bereits positiv aufgenommen wurden. Gores Guggenheim steigen um fast 6 Prozent. Die schwedische Elektroauto-Marke Polestar hat Berichte über einen Börsengang an der Nasdaq bestätigt und plant dazu einen Zusammenschluss mit der Mantelgesellschaft Gores Guggenheim.


   Wenig Bewegung am Devisenmarkt 

Am Devisenmarkt tut sich wenig. Der Dollar liegt ganz leicht im Plus mit den steigenden US-Zinsen und guten Wirtschaftsdaten. Derweil spielt das Ergebnis der Bundestagswahl für den Euro weiter eine allenfalls untergeordnete Rolle.

Der Bitcoin und andere Kryptowährungen zeigen sich nach dem Ausverkauf und der anschließenden Erholung stabil. Am Freitag hatte die chinesische Regierung die Kurse zunächst auf Talfahrt geschickt mit der Erklärung, sämtliche Transaktionen mit Bitcoin seien illegal und müssten verbannt werden.


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INDEX                 zuletzt      +/- %       absolut      +/- % YTD 
DJIA                34.954,96      +0,5%        156,96         +14,2% 
S&P-500              4.447,90      -0,2%         -7,58         +18,4% 
Nasdaq-Comp.        14.952,40      -0,6%        -95,30         +16,0% 
Nasdaq-100          15.180,28      -1,0%       -149,40         +17,8% 
 
US-Anleihen 
Laufzeit           Rendite  Bp zu VT  Rendite VT  +/-Bp YTD 
2 Jahre               0,28       0,8        0,28       16,7 
5 Jahre               0,98       3,1        0,95       62,2 
7 Jahre               1,28       3,1        1,25       63,5 
10 Jahre              1,48       2,7        1,45       56,2 
30 Jahre              1,99       0,7        1,98       34,4 
 
DEVISEN               zuletzt      +/- %  Mo, 8:11 Uhr  Fr, 17:20 Uhr   % YTD 
EUR/USD                1,1705      -0,1%        1,1717         1,1711   -4,2% 
EUR/JPY                129,85      +0,1%        129,69         129,65   +3,0% 
EUR/CHF                1,0828      -0,1%        1,0863         1,0836   +0,2% 
EUR/GBP                0,8539      -0,4%        0,8567         0,8568   -4,4% 
USD/JPY                110,94      +0,2%        110,68         110,70   +7,4% 
GBP/USD                1,3707      +0,3%        1,3677         1,3669   +0,3% 
USD/CNH (Offshore)     6,4581      -0,1%        6,4621         6,4656   -0,7% 
Bitcoin 
BTC/USD             43.275,01      +0,7%     42.962,01      42.192,76  +49,0% 
 
ROHÖL                 zuletzt  VT-Settl.         +/- %        +/- USD   % YTD 
WTI/Nymex               75,38      73,98         +1,9%           1,40  +57,5% 
Brent/ICE               79,58      78,09         +1,9%           1,49  +56,4% 
 
METALLE               zuletzt     Vortag         +/- %        +/- USD   % YTD 
Gold (Spot)          1.753,44   1.750,50         +0,2%          +2,94   -7,6% 
Silber (Spot)           22,71      22,44         +1,2%          +0,27  -14,0% 
Platin (Spot)          988,03     980,88         +0,7%          +7,15   -7,7% 
Kupfer-Future            4,30       4,29         +0,2%          +0,01  +21,8% 
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Kontakt zum Autor: maerkte.de@dowjones.com

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(END) Dow Jones Newswires

September 27, 2021 12:32 ET (16:32 GMT)