BERLIN (AFP)--Altkanzlerin Angela Merkel hat ihre Politik gegenüber Russland und der Ukraine verteidigt. Der russische Angriff auf die Ukraine sei für sie nicht überraschend erfolgt, sagte Merkel dem Spiegel nach Angaben vom Donnerstag. "Das Abkommen von Minsk war ausgehöhlt." Sie habe im Sommer 2021 mit Frankreichs Präsident Emmanuel Macron nochmals "ein eigenständiges europäisches Gesprächsformat" mit Russlands Präsident Wladimir Putin schaffen wollen. "Aber ich hatte nicht mehr die Kraft, mich durchzusetzen, weil ja alle wussten: Die ist im Herbst weg."

Merkel war im Dezember 2021 offiziell aus ihrem Amt geschieden. Im August davor war sie zu Russlands Präsident Putin zu einem Abschiedsbesuch nach Moskau gereist. "Das Gefühl war ganz klar: 'Machtpolitisch bist du durch.'", sagte Merkel dem Spiegel. "Für Putin zählt nur Power."

Merkel sagte dem Spiegel weiter, sie bereue es nicht, dass sie nicht noch einmal bei der Bundestagswahl als Kanzlerkandidatin angetreten war. "Da musste mal jemand Neues ran." Außenpolitisch sei sie zum Ende ihrer Amtszeit bei vielem, was ihre Regierung wieder und wieder versucht habe, keinen Millimeter mehr weitergekommen. "Nicht nur, was die Ukraine angeht. Transnistrien und Moldau, Georgien und Abchasien, Syrien und Libyen. Es war Zeit für einen neuen Ansatz."

Derzeit schreibt Merkel zusammen mit ihrer langjährigen Büroleiterin Beate Baumann ein Buch über ihre 16 Jahre im Kanzleramt. Dem Spiegel erzählte sie, dass sie in ihrer freien Zeit auch Gelegenheit findet, Serien wie "The Crown" und "Babylon Berlin" zu schauen, oder Filme wie "München" über die Rolle des früheren britischen Premierministers Neville Chamberlain im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs.

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November 24, 2022 09:26 ET (14:26 GMT)