MOSKAU (dpa-AFX) - Fast ein halbes Jahr nach Kriegsbeginn hat Russland dem Westen eine weitreichende Beteiligung an ukrainischen Gegenoffensiven vorgeworfen. "Nicht nur die Koordinaten von Angriffszielen werden von westlichen Geheimdiensten bereitgestellt, sondern die Eingabe dieser Daten in Waffensysteme erfolgt unter der vollen Kontrolle westlicher Spezialisten", sagte Verteidigungsminister Sergej Schoigu am Dienstag auf der Moskauer Konferenz für internationale Sicherheit der Agentur Interfax zufolge. Beweise dafür legte er nicht vor.

Russland hat die Ukraine Ende Februar überfallen. Seitdem versucht das angegriffene Land, mit Hilfe der aus den USA und Europa gelieferten Waffen besetzte Gebiete zurückzuerobern. Einmal mehr wies Russlands Verteidigungsminister Befürchtungen zurück, Moskau habe vor, nukleare Waffen gegen das Nachbarland einzusetzen: "Aus militärischer Sicht besteht keine Notwendigkeit, Atomwaffen in der Ukraine einzusetzen, um die gesetzten Ziele zu erreichen."

Entgegen zahlreicher anderslautender Berichte behauptete Schoigu zudem, dass russische Soldaten sich in der Ukraine gegenüber Zivilisten und Gefangenen an das Völkerrecht hielten. "Die Einhaltung der Genfer Konventionen über die Regeln der Kriegsführung war und ist immer das Hauptaugenmerk der Kommandeure auf allen Ebenen", sagte der Minister.

Unter anderem Menschenrechtler haben in der Vergangenheit völkerrechtswidriges Vorgehen der russischen Truppen dokumentiert, darunter den Einsatz von Streumunition in dicht besiedelten Gebieten. Die Ukraine und auch große Teile der internationalen Gemeinschaft machen Russland immer wieder für schwerste Verbrechen gegen Zivilisten verantwortlich, darunter für die Ermordung von Hunderten Menschen im Kiewer Vorort Butscha einige Wochen nach Kriegsbeginn./haw/DP/nas