Die durch den Zusammenbruch der Silicon Valley Bank (SVB) und der Signature Bank ausgelösten Ansteckungsängste, die durch die Probleme bei der Schweizer Credit Suisse noch verstärkt wurden, lassen Spekulationen aufkommen, dass die US-Notenbank (Fed) die Zinsen vor dem Jahresende um 100 Basispunkte senken könnte. Laut dem CME FedWatch Tool sieht der Handel eine 67,3-prozentige Chance, dass der US-Leitzins bis Dezember auf 3,5 bis 3,75 Prozent oder sogar noch darunter fällt. Aktuell liegt er bei 4,50 bis 4,75 Prozent.

Hinter der Neubewertung der Erwartungen steht die Sorge, dass sich die Ansteckungsängste nicht nur auf einige wenige Banken beschränken könnten, nachdem der Hauptaktionär der Credit Suisse gegenüber Bloomberg erklärte, dass er seine Beteiligung an der Schweizer Bank nicht aufstocken würde.

Erst vergangene Woche hatte Fed-Chef Jerome Powell auf die mögliche Notwendigkeit hingewiesen, das Tempo der Zinserhöhungen wieder zu beschleunigen. Dabei hatte er betont, dass die Fed noch keine Entscheidung für die nächste Sitzung am 21./22. März getroffen habe. Händler sehen nun eine 47,6-prozentige Chance für eine Pause in der nächsten Woche und eine 52,4-prozentige für eine Zinserhöhung um einen Viertelpunkt.

Die Credit Suisse stehe im Fokus, weil die Aktie auf ein neues Allzeittief gefallen sei (aktuell -16,5%), was für Nervosität im gesamten europäischen Bankensektor sorge, sagen die Strategen Ian Lyngen und Ben Jeffery von BMO Capital Markets. "Die erneute Besorgnis der Anleger darüber, wie genau der Stress bei den Kreditgebern letztlich eingedämmt werden kann, bestimmt die Entwicklung der Risikopapiere, wobei Anleihen von der Wiederaufnahme der Flucht in Qualität profitieren". Letzteres geht mit einem regelrechten Einbruch der Renditen einher.

"Die Probleme der Credit Suisse werfen einmal mehr die Frage auf, ob dies der Beginn einer globalen Krise oder nur ein weiterer 'idiosynkratischer' Fall ist", sagt Andrew Kenningham, Chefvolkswirt für Europa von Capital Economics und weiter: "Dies ist das dritte 'einmalige' Problem innerhalb weniger Monate, nach der Krise am britischen Markt für Staatsanleihen im September und den Zusammenbrüchen regionaler Banken in den USA in der vergangenen Woche, so dass es töricht wäre, anzunehmen, dass keine weiteren Probleme folgen werden."

Mit Blick auf die EZB-Entscheidung am Donnerstag spricht für Kenningham viel dafür, dass die EZB abwarten wird, wie sich die Dinge entwickeln. Er hält es für wahrscheinlich, dass die EZB an ihrem angekündigten Plan festhalten wird, den Einlagensatz von 2,5 auf 3,0 anzuheben. Dazu dürfte sie betonen, dass ihre Politik nicht auf einem vorbestimmten Pfad liege.

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March 15, 2023 11:01 ET (15:01 GMT)