Berlin (Reuters) - Die durch den russischen Angriffskrieg auf die Ukraine verursachten Preissteigerungen haben zu einem deutlichen Gewinnanstieg der landwirtschaftlichen Betriebe in Deutschland geführt.

Im Durchschnitt hätten unter dem Strich im bis Ende Juni 2023 laufenden Wirtschaftsjahr 113.900 Euro gestanden, rund 39 Prozent mehr als im Jahr davor, sagte Bundeslandwirtschaftsminister Cem Özdemir am Dienstag. Das sei das beste Ergebnis in den letzten zehn Jahren. "Es gab kräftige Preisanstiege bei fast allen Agrarerzeugnissen, die wiederum zusammenhängen mit dem Angriff Russlands auf die Ukraine und den dadurch ausgelösten Preissteigerungen", so Özdemir. Im laufenden Jahr erwarte man durch sinkende Lebensmittelpreise daher aber auch geringere Einkommen. Grundlage für die Ergebnisse sind die Buchführungsdaten von 7600 repräsentativ ausgewählten Betrieben.

"Die Bauernproteste haben natürlich noch mal einen ganz besonderen Fokus auf diese Frage gelenkt", sagte der Grünen-Politiker mit Blick auf das Einkommen der Landwirte. Der durch sein Ministerium vorgestellte Bericht sollte zur Versachlichung der Debatte beitragen, hieß es. Nun sei es wichtig, die Betriebe zukunftsfest aufzustellen, sagte Özdemir. "Mit Qualität am Markt den Unterschied zu machen: Das ist der Weg der deutschen Landwirtschaft." Denn bei Billigprodukten könnte Deutschland nicht konkurrieren mit Ländern, die andere Bedingungen hätten.

Während kleinere Unternehmen ein Gewinnplus von 10,3 Prozent verzeichneten, waren es bei den größeren 48,4 Prozent. Die höchsten Betriebsgewinne gab es im Schnitt mit 206.117 Euro in Mecklenburg-Vorpommern, die niedrigsten mit 70.446 Euro in Baden-Württemberg. "Die früheren LPG im Osten mit deutlich größeren Flächen sind, was die Gewinne angeht, im Vorteil gegenüber kleineren Familienbetrieben in Baden-Württemberg", sagte Özdemir.

(Bericht von Nette Nöstlinger, redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)