Unternehmen hoffen auf Freihandelsabkommen

Die Wirtschaft in Baden-Württemberg setzt unverändert stark auf das Geschäft mit dem Ausland. Mehr als ein Viertel der auslandsaktiven Unternehmen erzielt damit zwischen 60 und 100 Prozent ihres Gesamtumsatzes, das zeigt die jährliche Umfrage "Going International" des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK). Dabei spielt die Euro-Zone die Hauptrolle: 93 Prozent der befragten, im Ausland aktiven Unternehmen aus Baden-Württemberg engagieren sich hier. Auch mit den restlichen EU-Mitgliedsstaaten - 55 Prozent der Befragten sind in diesen Ländern aktiv - sowie der Asien/Pazifik Region (50 Prozent), Osteuropa und Nordamerika (beide jeweils 46 Prozent) unterhalten die Betriebe rege Geschäftsbeziehungen. Mehr als jedes zweite (52 Prozent) auslandsaktive Unternehmen in Baden-Württemberg beschäftigt auch Mitarbeiter im Ausland und diese Tendenz steigt, vor zwei Jahren waren es noch 46 Prozent. Allerdings ist die Anzahl der im Ausland beschäftigten Mitarbeiter im Verhältnis zur gesamten Belegschaft eher gering.

Ihre aktuelle Lage im Auslandsgeschäft bezeichnen die meisten Unternehmen als gut oder befriedigend. "Vor allem mit der Situation innerhalb der Euro-Zone, aber auch mit den Beziehungen nach Nordamerika sind die Unternehmen aktuell zufrieden", sagt Andreas Richter, Hauptgeschäftsführer der Industrie- und Handelskammer (IHK) Region Stuttgart, die in diesem Bereich als Federführer für die zwölf IHKs in Baden-Württemberg agiert. Zwei Drittel der Unternehmen hoffen jetzt auf ein umfassendes Freihandelsabkommen mit den USA. 80 Prozent der befragten Betriebe in Baden-Württemberg erwarten dadurch positive wirtschaftliche Effekte im Bereich der gegenseitigen Anerkennung von Normen, Standards und Zertifizierungen. Auch der Abbau von Zöllen würde wesentliche Vorteile bringen. Zwei Drittel der Unternehmen sehen hierin Chancen für den transatlantischen Handel. Verbesserungen beim Regeln von Streitfällen und Erleichterungen im Dienstleistungsverkehr könnten ebenso eine positive Folge eines Freihandelsabkommens sein. Auch bundesweit messen rund 60 Prozent der Unternehmen einem Freihandelsabkommen mit den USA eine hohe Bedeutung bei.

Grundsätzlich würde der Abbau von Handelshemmnissen die Wettbewerbsfähigkeit baden-württembergischer Unternehmen auf den Weltmärkten wesentlich verbessern. "Leider spürt immer noch ein Drittel der Unternehmen eher eine Verschärfung der Situation", erklärt Richter. Fast zwei Drittel dieser Unternehmen haben verstärkte Sicherheitsanforderungen bemerkt, beinahe ebenso viele (61 Prozent) kämpfen mit lokalen Zertifizierungsanforderungen. Höhere Zölle machen einem Drittel der Unternehmen zu schaffen. Auch die erforderliche Gelangensbestätigung (neueNachweisregelung für steuerfreie Lieferungen innerhalb der Europäischen Union)hemmt die Aktivitäten der Betriebe. Dabei sind die Auswirkungen der Hemmnisse im Handel mit Russland, China und Brasilien nach Einschätzung der Betriebe am stärksten spürbar, gefolgt vom EU-Binnenmarkt.

Die Reformen, die die südeuropäischen Länder im Kampf um die Staatsschuldenkrise ergriffen haben, tragen in der Wahrnehmung der befragten Unternehmen dagegen noch nicht zur höheren Standortattraktivität dieser Staaten im internationalen Handel bei. Knapp 90 Prozent der Unternehmen, die sich an der Umfrage beteiligt haben, sehen im Moment hier noch keine neuen Marktchancen.

Der Baden-Württembergische Industrie- und Handelskammertag (BWIHK) ist eine Vereinigung der zwölf baden-württembergischen Industrie- und Handelskammern (IHK).

In Baden-Württemberg vertreten die zwölf IHKs die Interessen von mehr als 619.000 Mitglieds-unternehmen. Zweck des BWIHK ist es, in allen die baden-württembergische Wirtschaft und die Mitgliedskammern insgesamt betreffenden Belangen gemeinsame Auffassungen zu erzielen und diese gegenüber der Landes-, Bundes- und Europapolitik sowie dem Deutschen Industrie- und Handelskammertag (DIHK) und anderen Institutionen zu vertreten.

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