Zürich (awp) - Der Versicherer Zurich Insurance Group publiziert am Donnerstag, 12. Mai, das Geschäftsergebnis zum ersten Quartal 2016. Zum AWP-Konsens haben insgesamt acht Analysten beigetragen.

Q1 2016E
(in Mio USD)            AWP-Konsens    Q1 2015A  

Betriebsgewinn (BOP)       971           1'295         
Reingewinn                 749           1'219         
Combined Ratio(%)         98,9            96,7         
     

FOKUS: Nach einem schwierigen, von grossen Schadenereignissen und Nachreservierungen belasteten Jahr 2015, stellt sich nun die Frage, wie die Zurich in das neue Geschäftsjahr gestartet ist. In Analystenkreisen wird befürchtet, dass die Reserven vor allem auf dem US-Portfolio allenfalls weiter gestärkt werden müssen und die Gewinnqualität somit unter Druck bleibt.

Gleichzeitig dürften die zur Steigerung der Profitabilität eingeleiteten Massnahmen zunächst Kosten generiert haben und das Ergebnis belasten, während die gegenüber dem äusserst schadenarmen Vorjahresquartal nun höheren Kosten für Naturereignisse (v.a. US-Winterstürme und Erdbeben in Taiwan) einen weiteren Belastungsfaktor darstellen. Alles in allem gehen Analysten davon aus, dass das sehr gute Ergebnis aus dem ersten Quartal 2015 deutlich verfehlt wird.

Die Augen der Anleger und Analysten richten sich am Donnerstag aber vor allem auch auf den neuen CEO Mario Greco, der das Amt Anfang März übernommen hat und die Zurich zurück in ruhigeres Fahrwasser bringen soll. Viel hängt davon ab, wie rasch und erfolgreich der Umbau des Versicherungskonzerns über die Bühne geht und ob die in den vergangenen Jahren hohen Dividendenausschüttungen auch in Zukunft Bestand haben werden. Denn die Zurich ist für viele Investoren eine eigentliche "Dividenden-Story".

ZIELE: Die Zurich hält mit Mario Greco als neuem CEO für den Rest des Strategiezyklus 2014-2016 an den gesetzten Zielen fest, wobei das Renditeziel während der Restrukturierung wohl verfehlt werden dürfte. Die Strategie für den nächsten Zyklus will der Verwaltungsrat dann gemeinsam mit Greco und der Konzernleitung definieren und umsetzen.

Die für die Zeit bis Ende 2016 gesetzte Eigenkapitalrendite auf dem operativen Gewinn (BOP) von 12-14% werde die Zurich trotz Sparmassnahmen wohl nicht erreichen können, konstatierte VRP de Swaan anlässlich der Bilanzmedienkonferenz im Februar. Weitere Ziele sind eine Kapitalquote nach dem Zurich Economic Capital Model (Z-ECM-Quote) von 100 bis 120% und netto Cash-Zuflüsse an die Gruppe in Höhe von kumuliert mehr als 9 Mrd USD.

Grosses Gewicht legt der Versicherer zudem auf die Effizienz. Anlässlich des im letzten Mai durchgeführten Investorentreffens kündigte die Zurich an, zusätzlich zu den bereits bekannten Einsparungen in Höhe von 250 Mio USD bis Ende 2016 eine weitere Senkung der Kostenbasis im Umfang von 300 Mio anzustreben. Auf der Gegenseite rechnet der Konzern mit Restrukturierungskosten im Bereich von insgesamt 400 bis 600 Mio.

Das Effizienzprogramm ist Teil einer längerfristigen Transformation, durch die bis Ende 2018 Effizienzgewinne in der Höhe von mindestens 1 Mrd USD netto erreicht werden sollen. Von diesem Programm sind konzernweit 8'000 der insgesamt 55'000 Stellen betroffen, sei es durch Entlassungen oder Verlagerungen.

PRO MEMORIA: An der Generalversammlung vom 30. März sah VR-Präsident Tom de Swaan die Zurich mit den Restrukturierungsbemühungen auf gutem Weg: Die eingeleiteten Massnahmen seien auf Kurs und dies werde sich im laufenden Jahr mit dem Ausweis besserer Resultate als noch 2015 zeigen, sagte er. "Wir wollen das für 2016 ausgegebene Sparziel von 300 Mio USD klar übertreffen."

Die Zurich Insurance Group treibt etwa den Umbau des Deutschland-Geschäfts mit aller Kraft voran und will mehr Stellen streichen, als bislang kommuniziert. Bis 2018 sollen bei der Zurich in Deutschland 825 der derzeit 5'125 Stellen wegfallen, wie Marcus Nagel, Leiter des deutschen Lebengeschäfts, gegenüber der "Frankfurter Allgemeine Zeitung" (FAZ; Ausgabe vom 29.04.) sagte. Damit fallen 325 Arbeitsplätze mehr weg als bislang geplant.

Die Zurich prüft zudem einige Ländereinheiten daraufhin, ob und wie sie in der Gruppenstruktur weitergeführt werden sollen. Während das Geschäft in Hongkong und die Sachversicherung in Singapur entgegen Gerüchten weiterhin im Gruppenverbund behalten werden, prüft der Konzern, ob für das Geschäft in Marokko und Südafrika der Platz bei der Zurich der richtige ist, wie Ende Februar kommuniziert worden ist.

Die Portfolio-Überprüfung hatte etwa im November 2015 den schrittweisen Rückzug aus Teilen des Sachversicherungsgeschäfts im Nahen Osten zur Folge. Weiter ist die Zurich etwa auch aus dem Privatkundengeschäft in den Niederlanden ausgestiegen.

Auf der Gegenseite hat die Tochter Zurich Insurance Company (ZIC) in Malaysia zugekauft. Die Gruppe gab vergangene Woche die Übernahme der MAA Takaful Berhad (MAAT) bekannt. Die Zurich bezahlt dafür einen Preis von umgerechnet 134,6 Mio USD. MAAT sei einer der führenden Anbieter von Takaful-Produkten in Malaysia, hiess es. Bei Takaful-Produkten geht es um Versicherungsprodukte, die auf islamischen Prinzipien basieren. MAAT generiert jährliche Bruttoeinnahmen im Umfang von umgerechnet 135,4 Mio USD.

In Australien erwarb die Zurich Anfang März das Lebensversicherungsgeschäft der Macquarie Group. Die Zurich sei in Australien im Lebensversicherungsgeschäft insbesondere in den letzten fünf Jahren stark gewachsen und mit dem nun von Macquarie übernommenen Geschäft werde die Marktposition weiter ausgebaut, hiess es. Macquarie Life sei eine starke Marke und die Gesellschaft verfüge über grosse Erfahrung in der Produktentwicklung und im Service-Bereich.

AKTIENKURS: An der Börse hat die Zurich-Aktie mit den verschiedenen Hiobsbotschaften innert Jahresfrist knapp 30% an Wert eingebüsst und ist von einem Niveau von 300 CHF im April 2015 bis Anfang April unter die Schwelle von 200 CHF abgerutscht. Derzeit haben sich die Papiere von diesen Tiefstständen leicht erholt.

Homepage: www.zurich.com

an/mk