MÜNCHEN (dpa-AFX) - Beim Industriegase-Konzern Linde stehen nach den geplatzten Fusionsgesprächen mit dem US-Konkurrenten Praxair große Veränderungen im Vorstand bevor. Einer der Gründe für das Scheitern der Gespräche sei der Streit zwischen dem bisherigen Finanzchef Georg Denoke und Vorstandschef Wolfgang Büchele gewesen, bestätigte Aufsichtsratschef Wolfgang Reitzle dem "Handelsblatt" (Mittwoch).

Einen neuen Anlauf mit Praxair soll es vorerst dennoch nicht geben. "Diese Frage stellt sich jetzt erst einmal nicht", sagte Reitzle. Zu Spekulationen, wonach der US-Rivale Air Products ein neuer Fusionspartner für Linde sein könnte, sagte er: "Das ist ein ganz anderes Geschäftsmodell. Praxair wäre der beste Partner für uns."

Am Dienstag hatte der Linde-Aufsichtsrat den Finanzchef Georg Denoke abberufen - einen Tag nach der Bekanntgabe des Scheiterns der Fusionsgespräche mit Praxair. Büchele teilte zudem mit, dass er "nicht für eine zweite Amtszeit zur Verfügung steht". Sein Vertrag laufe im kommenden April aus. Büchele habe sich sehr stark mit dieser Transaktion identifiziert, begründete Reitzle die Entscheidung des Vorstandschefs. Er habe die industrielle Logik gesehen. Dies sei aber nicht jedem Arbeitnehmervertreter zu vermitteln gewesen.

Bei einer Fusion von Linde mit dem US-Konkurrenten Praxair wäre möglicherweise der erfolgreiche Praxair-Chef Stephen Angel an die Spitze des dann weltgrößten Gasekonzerns gerückt. Aber Linde und Praxair gaben am Montag das Ende ihrer Fusionsgespräche bekannt: Man sei sich bei der Wahl des Firmensitzes und der Struktur des fusionierten Unternehmens nicht einig geworden. Linde beschäftigt derzeit weltweit rund 65 000 Mitarbeiter.

Hätte die Transaktion geklappt, wäre ein neuer Weltmarktführer für Industriegase entstanden. Linde hatte seinen globalen Spitzenplatz zuletzt an den französischen Rivalen Air Liquide abtreten müssen, nachdem dieser in diesem Jahr das US-Unternehmen Airgas geschluckt hatte./mne/stw/stb