Zürich (awp) - Temenos hat im dritten Quartal stark unter der sich abschwächenden Marktnachfrage gelitten. Das Bankensoftwarehaus hatte in der vergangenen Woche gar eine Gewinnwarnung ausgegeben. CEO Max Chuard rechnet mit weiterhin schwierigen Marktverhältnissen, wie er am Donnerstagabend an eine Telekonferenz sagte. Langfristig sieht er die Gruppe aber nach wie vor gut aufgestellt.

Das dritte Quartal sei eine "grosse Enttäuschung" gewesen, gab Chuard unumwunden zu. Das Management habe nun einen klaren Aktionsplan aufgestellt, um den operativen Problemen besser beizukommen. Dennoch sei auch im vierten Quartal angesichts der Inflations- und Konjunktursorgen mit einer eher schwachen Nachfrage zu rechnen, gab sich der Temenos-Chef vorsichtig.

Die Auftragsbücher von Temenos seien zwar nach wie vor gut gefüllt, doch warteten die Banken und Finanzinstitute im aktuell äusserst unsicheren Marktumfeld mit der Umsetzung von IT-Projekten zu, erklärte Chuard die schwierige Lage, in der sich die Gruppe befindet. Bereits zu Beginn des vierten Quartals im Oktober seien immerhin einige Aufträge abgeschlossen worden.

Auf die lange Sicht bleibt Chuard zuversichtlich. Temenos verfüge über ein sehr gutes Produktangebot und die Nachfrage nach modernen, cloudbasierten Plattformen sei in der Bankenwelt ungebrochen. Und mit dem Umsatteln vom Lizenzgeschäft auf ein auf die Cloud ausgerichtetes Abomodell (im Fachjargon: "Software as a Service SaaS") werde Temenos weiteres Wachstumspotenzial erschliessen.

Umsatz- und Gewinnrückgang

Doch die Gegenwart sieht düster aus: Die Ergebnisse zum dritten Quartal veröffentlichte Temenos vergangene Woche und da musst die Gruppe einen Umsatzrückgang gegenüber der Vorjahresperiode von 8 Prozent auf 212,8 Millionen US-Dollar vermelden. Im Lizenzgeschäft, das im Zuge der geplanten strategischen Umstellung künftig weniger Gewicht haben wird, brachen die Einnahmen gar um 73 Prozent ein.

Demgegenüber legten die Verkäufe im kleineren Geschäft mit SaaS-Abos um 36 Prozent zu. Hier will Temenos weiter zulegen. Die Umsätze mit Service- und Unterhaltsleistungen blieben relativ stabil.

Die Profitabilität schrumpfte in der Berichtsperiode auch wegen steigender Kosten. Der adjustierte Betriebsgewinn auf Stufe EBIT ging um 53 Prozent auf 40,8 Millionen Dollar zurück und die entsprechende Marge rutschte auf 19,2 von 37,2 Prozent ab. Unter dem Strich verblieb ein Gewinn von 0,38 Dollar pro Aktie (-59%).

Unzufriedener Investor

Als Folge der sich verschlechternden Nachfragelage, musste Temenos bereits vor einer Woche die Prognosen senken. Das Unternehmen rechnet im Gesamtjahr 2022 mit einem EBIT-Rückgang von 25 Prozent nachdem bis anhin ein Plus von 9 bis 11 Prozent in Aussicht gestellt worden war.

Hinzu kommt, dass die Gruppe Wechsel im Management vorgenommen hat. So mussten die erst seit diesem Frühjahr zu Temenos gestossenen "Chief Revenue Officer" Erich Gerber und US-Chef Roman Bartik ihre Stühle räumen. In den USA tragen nun neu Colin Jarrett ("Chief Cloud Officer") und Philip Barnett, der die Beziehungen zu wichtigen US-Kunden pflegte, die Verantwortung.

Temenos wird derzeit vom aktivistischen Aktionär Petrus Advisers in die Zange genommen. Dieser fordert, dass die Genfer Firma "alle Optionen" überprüft, die zur Umsetzung der Strategie zur Verfügung stehen und verweist explizit auf Interessenten für eine Übernahme. Im Zuge der Gewinnwarnung wurde zudem der Vorwurf laut, das Management habe schlechte News zu lange zurückgehalten.

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