Frankfurt (Reuters) - Die Furcht vor einer Eskalation des Konfliktes zwischen Israel und dem Iran hat die Anleger an den europäischen Aktienmärkten verschreckt.

Der Dax verlor zum Wochenschluss zeitweise 1,2 Prozent auf 17.626 Zähler, der EuroSToxx50 gab 1,1 Prozent nach. Auch an den asiatischen Börsen ging es bergab. Die Lage im Nahen Osten halte die Märkte in Atem, sagte Thomas Altmann von QC Partners. "Die Angst vor einer weiteren Eskalation und faktisch vor einer nicht endenden Gewalt- und Vergeltungsspirale ist riesig." Der Iran hat Staatsmedien zufolge in der Nacht zu Freitag im Zentrum des Landes einen Luftangriff abgewehrt und drei Drohnen abgeschossen. Insider sprachen von einem Angriff Israels auf die Islamische Republik.

Ein ranghoher Vertreter des Iran sagte jedoch der Nachrichtenagentur Reuters, ein ausländischer Ursprung des Vorfalls sei nicht bestätigt. Unmittelbare Vergeltungsmaßnahmen seien nicht geplant. Mit einer Aktion Israels wurde seit Tagen gerechnet, nachdem der Iran das Land am vergangenen Wochenende erstmals direkt mit Hunderten Drohnen und Raketen angegriffen hatte, die nahezu alle abgefangen wurden.

ÖLPREIS SCHIEßT DEUTLICH IN DIE HÖHE

Die große Nervosität angesichts der unklaren politischen Gemengelage im Nahen Osten machte sich auch am Rohstoffmarkt bemerkbar. Das Nordseeöl Brent und das US-Öl WTI verteuerten sich kurzzeitig um mehr als vier Prozent auf 90,75 beziehungsweise 86,28 Dollar je Fass. Investoren fürchten, dass es bei einer weiteren Eskalation im Nahen Osten zu Störungen der Ölversorgung und damit zu weiter steigenden Preisen kommen könnte. Der Ölpreis dürfte im Falle eines Flächenbrands in der Region als Barometer dienen, wie sich die Geldpolitik wegen höherer Inflationsgefahren und damit auch die Finanzmärkte in Zukunft entwickeln werden, sagte Jürgen Molnar von RoboMarkets.

In den ersten drei Monaten des Jahres hatten vor allem die Hoffnungen auf baldige Zinssenkungen in den USA und der Euro-Zone die Börsen nach oben getrieben. Inzwischen zweifeln jedoch viele daran, dass es zumindest bei der US-Notenbank Fed so bald zur lang ersehnten Zinswende kommt. Angesichts der zähen Inflation in den USA schloss Währungshüter Raphael Bostic zuletzt sogar eine Zinserhöhung nicht aus. Mit der toxischen Kombination aus Zins- und Kriegsangst könnte aus der heute noch völlig gesund ausschauenden Korrektur am Aktienmarkt am Ende eine Trendwende werden, warnte Molnar. Seit Anfang April kommt der Dax bereits auf ein Minus von rund vier Prozent.

SARTORIUS-AKTIEN SETZEN TALFAHRT FORT

Unter den Einzelwerten setzten Sartorius ihre Talfahrt mit einem Abschlag von 3,6 Prozent im Dax fort. Am Donnerstag hatten sie nach enttäuschenden Quartalszahlen bereits mehr als 15 Prozent verloren. An der Pariser Börse sorgte die überraschend kräftige Umsatzsteigerung bei L'Oreal im ersten Quartal für Optimismus in der Branche. Die Aktien des französischen Kosmetikkonzerns stiegen in der Spitze um mehr als sechs Prozent. Die Titel des Kosmetikherstellers Beiersdorf, die am Freitag ex Dividende gehandelt wurden, gehörten mit einem Plus von 0,6 Prozent zu den wenigen Gewinnern im Dax.

Unter Bitcoin-Anlegern sorgte zum Wochenschluss das so genannte Halving für Gesprächsstoff. Damit stehe "eines der größten Ereignisse im Kryptobereich in diesem Jahr" bevor, sagte Chris Gannatti vom Vermögensverwalter WisdomTree, der börsengehandelte Bitcoin-Fonds vertreibt. Für Krypto-Enthusiasten verknappt dieses etwa alle vier Jahre stattfindende Ereignis eine begehrte Ware und steigert damit ihren Wert. Kritiker bezeichnen es dagegen als simple technische Änderung, die von Spekulanten aufgebauscht werden, um die Kurse kurzfristig in die Höhe zu treiben. Wenige Stunden vor dem erwarteten Halving notierte die größte Cyberdevise der Welt am Freitagmittag 1,5 Prozent im Plus bei 64.459 Dollar. Die Angst vor einer Eskalation im Nahen Osten hatte Bitcoin in der Nacht kurzzeitig unter die psychologisch wichtige Marke von 60.000 Dollar rutschen lassen.

(Bericht von: Daniela Pegna, Mitarbeit: Anika Ross.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)