Frankfurt (Reuters) - Das Rätselraten rund um den Zeitpunkt der Zinswende in den USA hält den Dax nahe der kürzlich geknackten 18.000-Punkte-Marke.

Der deutsche Leitindex notierte am Freitagmittag 0,4 Prozent fester bei 18.010 Punkten. Der EuroStoxx50 rückte um ein halbes Prozent auf 5021 Zähler vor.

Viele Anleger haben zwar die Hoffnung auf eine erste Zinssenkung der US-Notenbank Fed im Juni hinter sich gelassen. Sie gehen allerdings weiterhin fest von einer Zinswende im Juli aus. An den Terminmärkten wird die Wahrscheinlichkeit dafür auf knapp 80 Prozent geschätzt. Fallende Zinsen bei den weiteren Fed-Sitzungen gelten als mehr oder weniger ausgemacht.

Am Donnerstag hatten US-Konjunkturdaten die Börsen belastet. Nach einem überraschenden Anstieg der US-Verbraucherpreise sind nun auch die Erzeugerpreise im Februar stärker gestiegen als erwartet. Diese gelten als ein früher Indikator der Entwicklung der Inflation, die die Fed mit hohen Zinsen bekämpft. Dabei reagierten die Anleger nervös, weil die Daten "der letzte wichtige Wirtschaftsbericht vor der Fed-Sitzung nächste Woche" seien, erklärte Neil Wilson, Chefanalyst des Brokers Finalto.

BITCOIN UND ÖL LEGEN VERSCHNAUFPAUSE EIN

Bitcoin beendete vorerst seine Rally. Die umsatzstärkste Kryptowährung verlor mehr als vier Prozent auf rund 67.630 Dollar und war damit so billig wie seit einer Woche nicht mehr. "Auf der einen Seite locken zwar weitere Rekordstände, andererseits bleibt der Griff an den Kassenhebel verlockend", sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research und vermutete Gewinnmitnahmen. "Dass Investoren in diesem Kontext auch einmal tief durchatmen und sämtliche Fakten sortieren, kommt nicht allzu überraschend." Der Grund für die Korrektur am Freitag seien auch bei der wichtigsten Cyberdevise die jüngsten US-Konjunkturdaten. Die allgemeine Stimmung der Anleger am Kryptomarkt bleibe allerdings langfristig positiv.

Gewinnmitnahmen drückten auch die Preise am Ölmarkt. Die Nordsee-Sorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils rund 0,6 Prozent. Mit 84,85 und 80,71 Dollar pro Barrel (159 Liter) lagen die Preise allerdings weiterhin gut drei Prozent über dem Vorwochenniveau. Hintergrund waren die Angriffe der Ukraine auf russische Raffinerien, ein überraschender Anstieg der US-Lagerbestände und eine Prognose der Internationalen Energieagentur (IEA) für eine starke Nachfrage im laufenden Jahr.

Bei den deutschen Einzelwerten setzte ein Rekord-Jahresverlust dem Immobilienriesen Vonovia zu. Die Papiere des Bochumer Konzerns rutschten um 5,4 Prozent ab. Die Titel von Rivalen wie LEG Immobilien, Aroundtown und TAG Immobilien verloren in diesem Sog zwischen 2,6 und 4,6 Prozent. Vonovia verbuchte nach massiven Abwertungen seiner Immobilien im vergangenen Jahr einen Verlust von rund 6,7 Milliarden Euro - so viel wie nie.

Gefragt an der Börse in London war Vodafone mit einem Kursplus von 3,5 Prozent. Der Verkauf seines Italien-Geschäfts zahlt sich für die Aktionäre aus. Der britische Mobilfunker plant ab 2025 einen Aktienrückkauf von vier Milliarden Euro und eine Dividende von 4,50 Euro je Anteilsschein ab 2025.

Die Titel des Schweizer Telekomkonzerns Swisscom, der Vodafone Italia für acht Millionen Euro in bar kauft, gaben dagegen in Zürich 1,5 Prozent nach.

Im Rampenlicht an der Börse in Warschau stand LPP. Die Aktie des polnischen Modekonzerns ist ins Visier des Leerverkäufers Hindenburg Research geraten. Die Titel brachen daraufhin um mehr als 25 Prozent ein und steuerten damit auf ihren größten Tagesverlust seit rund zwei Jahren zu. Die US-Finanzanalysefirma wirft LPP vor, sein Russland-Geschäft nicht vollständig veräußert zu haben. Hindenburg habe aus diesem Grund eine Short-Position - also eine Wette auf einen fallenden Aktienkurs - auf die Papiere von LPP eingenommen.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)