Frankfurt (Reuters) - Trotz des iranischen Angriffs auf Israel zeigen sich die Anleger an den europäischen Börsen gelassen.

Der Dax und der EuroStoxx50 notierten gegen Mittag am Montag jeweils knapp ein Prozent im Plus bei 18.071 und 4998 Punkten. Nach Einschätzung von Analysten ist das Risiko einer iranischen Vergeltung nach dem Israel zugeschriebenen Angriff auf die iranische Botschaft in Syrien bereits seit einiger Zeit größtenteils in den Aktienkursen eingepreist. Zudem setzten Anleger darauf, dass der Angriff dank diplomatischer Anstrengungen eine einmalige Sache bleibe, sagte Jochen Stanzl, Chefanalyst des Brokers CMC Markets.

Er mahnte allerdings zur Vorsicht: "Die Tatsache, dass der Dax im Plus eröffnet, darf nicht darüber hinwegtäuschen, dass nach den beispiellosen Angriffen des Iran auf Israel die Nervosität auf dem Parkett spürbar gestiegen ist. Der Schlüssel liegt jetzt darin, wie Israel reagieren wird."

ÖLPREIS SINKT - HOFFEN AUF "MASSVOLLE" REAKTION ISRAELS

Die Hoffnung auf eine zurückhaltende Reaktion Israel auf den iranischen Drohnen- und Raketenangriff vom Wochenende und die Vermeidung einer weiteren Eskalation im Konflikt ließ die Ölpreise sinken. Die Nordsee-Rohölsorte Brent und die US-Sorte WTI verbilligten sich um jeweils knapp ein Prozent auf 89,73 und 84,89 Dollar pro Barrel (159 Liter). "Der begrenzte Schaden und die Tatsache, dass es keine Todesopfer gab, bedeutet, dass Israels Reaktion vielleicht maßvoller ausfallen wird", sagte der Rohstoffexperte der ING, Warren Patterson, dazu. "Aber es besteht natürlich immer noch eine große Unsicherheit."

Das Rätseln, ob es nun zu einer Ausweitung des Krieges im Gazastreifen auf die gesamte Region kommt, gab Aktien von Rüstungskonzernen Auftrieb. In Deutschland legten Rheinmetall und Hensoldt um jeweils rund anderthalb Prozent zu. Ihre Rivalen SAAB aus Schweden, Leonardo aus Italien, Thales aus Frankreich und BAE Systems aus Großbritannien gewannen zwischen knapp zwei und knapp drei Prozent.

Anleger deckten sich auch mit Adidas ein. Die Aktien des Sportartikelherstellers sprangen nach einer Hochstufung um 3,4 Prozent auf 203,10 Euro. Die Experten der US-Großbank Morgan Stanley haben sie auf "Overweight" nach zuvor "Unterweight" hochgesetzt. Auch das Kursziel wurde auf 235 von 175 Euro angehoben. Die neuen Produkte des fränkischen Unternehmens kämen bei den Kunden gut an und sorgten damit für positive Aussichten für den Adidas-Umsatz, hieß es.

Im Mittelpunkt an der Börse in Brüssel standen die Aktien von Ageas. Die französische Großbank BNP Paribas will beim belgischen Versicherer einsteigen. Die Papiere von Ageas kletterten um gut drei Prozent. Die Titel von BNP Paribas rückten um knapp ein Prozent vor. Das Pariser Geldhaus will vom chinesischen Konglomerat Fosun einen Anteil von neun Prozent an Ageas für rund 730 Millionen Euro kaufen. Der Deal beendet monatelange Spekulationen über die Zukunft von Fosuns Anteil an Ageas. Das größte chinesische Privatunternehmen hatte zuletzt mehrere Vermögenswerte verkauft, um seine Schulden abzubauen.

In Zürich setzte eine Herabstufung die Aktien des Schweizer PC-Ausrüsters Logitech unter Druck. Die Titel büßten knapp drei Prozent ein. Die Experten der US-Großbank Morgan Stanley hatten sie auf "Underweight" nach zuvor "Equal-Weight" gesetzt. Nach dem sprunghaften Umsatzwachstum während der Corona-Pandemie trete das Unternehmen in eine "neue Welt mit einem langsameren Grundwachstum", hieß es in der Erklärung. Hintergrund sei nicht nur die wachsende Tendenz der Unternehmen, an IT-Ausrüstung zu sparen, sondern auch die immer stärker werdende Konkurrenz.

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Christian Götz. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)