Frankfurt (Reuters) - In Erwartung zusätzlicher staatlicher Konjunkturhilfen beim wichtigen Handelspartner USA haben sich Anleger mit europäischen Aktien eingedeckt.

Der Dax stieg am Mittwoch kurz vor Handelsschluss auf ein Rekordhoch von 13.919,23 Punkten und verabschiedete sich 1,8 Prozent im Plus bei 13.891,97 Zählern in den Feierabend. Der EuroStoxx50 gewann zwei Prozent auf 3619,53 Stellen. An der Wall Street markierten der US-Standardwerteindex Dow Jones und der breit gefasste S&P 500 ebenfalls neue Rekordhochs.

Die Verschärfung der Pandemie-Beschränkungen in mehreren Staaten spielte kaum eine Rolle, sagte Portfolio-Manager Thomas Altmann vom Vermögensberater QC Partners. "Die Anleger halten sich bei Laune, indem sie weniger in die nahe und mehr in die ferne Zukunft schauen." Auch vom überraschenden Stellenabbau in den USA ließen sich Investoren nicht aus dem Konzept bringen.

Genährt wurde der Konjunkturoptimismus von der Aussicht auf einen Sieg der Demokraten bei den Stichwahlen für die beiden US-Senatsposten des Bundesstaates Georgia. Damit könnte sich der künftige US-Präsident Joe Biden in beiden Kammern des Kongresses auf eine Mehrheit stützen. "Das dürfte sich in umfangreicheren staatlichen Hilfen zur Abfederung der wirtschaftlichen Belastungen durch die Coronavirus-Pandemie niederschlagen", prognostizierte Analyst Andreas Busch von der Bantleon Bank. "Darüber hinaus sind die Chancen auf einen grundsätzlichen Wandel hin zu umfangreicheren Infrastruktur-Investitionen und zur Förderung einer CO2-freien Wirtschaft gestiegen."

Dies verhalf europäischen Windkraft-Unternehmen wie Nordex, Siemens Gamesa, Vestas und Orsted zu Kursgewinnen von bis zu 6,6 Prozent. Die drei Letzteren markierten dabei mit 36,16 Euro beziehungsweise 1520 und 1343,50 Kronen jeweils neue Bestmarken. An der Wall Street erreichte der börsennotierte Solarwerte-Fonds (ETF) von Invesco mit 116,40 Dollar ein Elfeinhalb-Jahres-Hoch. Parallel stieg der Index für die europäische Infrastruktur-Branche um bis zu 3,5 Prozent auf ein Elf-Monats-Hoch von 514,42 Punkten.

Ein weiterer Stimmungsaufheller war die Empfehlung der europäischen Arzneimittelbehörde EMA, den Coronavirus-Impfstoff von Moderna in der EU zuzulassen. Die Aktien der Biotechfirma stiegen daraufhin an der Wall Street um 3,6 Prozent.

INDUSTRIEMETALLE UND ROHÖL IM AUFWIND

Auch am Rohstoffmarkt setzten Investoren auf zusätzlichen Rückenwind für die Weltwirtschaft. Der Preis für das wichtige Industriemetall Kupfer stieg zeitweise um gut zwei Prozent auf ein Acht-Jahres-Hoch von 8169 Dollar je Tonne. Das zur Stahl-Herstellung benötigte Nickel kostete mit 17.940 Dollar so viel wie zuletzt vor eineinhalb Jahren.

Der Ölpreis zog ebenfalls an, nachdem sich die großen Exporteure auf eine weitgehende Beibehaltung der aktuellen Förderbremse geeinigt hatten. Die eigentliche Überraschung sei aber die freiwillige zusätzliche Drosselung durch Saudi-Arabien, sagte Commerzbank-Analyst Carsten Fritsch. "Dies dürfte ein Überangebot verhindern, das wegen der verschärften Mobilitätsbeschränkungen gedroht hätte."

Vor diesem Hintergrund gewann die Ölsorte Brent aus der Nordsee bis zu zwei Prozent und notierte mit 54,69 Dollar je Barrel (159 Liter) zeitweise so hoch wie zuletzt vor fast elf Monaten. Gleiches galt für den Index der europäischen Öl- und Gasfirmen, der 253,90 Punkte erreichte. Die Aktien der US-Ölkonzerne Exxon und Chevron legten jeweils rund drei Prozent zu.

BITCOIN STEIGT ÜBER 35.000 DOLLAR - DOLLAR AUF TALFAHRT

Parallel dazu durchbrach Bitcoin die Schallmauer von 35.000 Punkten und stieg um bis zu sechs Prozent auf ein Rekordhoch von 35.854,55 Dollar. Damit hat sich der Kurs binnen drei Monaten mehr als verdreifacht. "Immer mehr Anleger wollen auf den fahrenden Zug aufspringen, aus Angst, den nächsten großen Kurssprung zu verpassen", sagte Marktanalyst Milan Cutkovic vom Brokerhaus Axi.

Unterdessen ging die Talfahrt der Weltleitwährung weiter. Der Dollar-Index, der den Kurs zu wichtigen Währungen widerspiegelt, fiel um bis zu 0,3 Prozent auf ein Drei-Jahres-Tief von 89,209 Punkte. "Investoren sehen einen von den Demokraten kontrollierten Senat als günstig für die Weltwirtschaft, wodurch im Gegenzug die Flucht aus 'sicheren Häfen' gefördert wird", sagte Analyst Ricardo Evangelista vom Brokerhaus ActivTrades.