Frankfurt (Reuters) - Die Anleger an den europäischen Börsen lassen die Sorgen um die Lage in Nahost zunächst hinter sich.

Der Dax notierte am Montag gegen Mittag 0,6 Prozent fester bei 17.852 Punkten. Zum Wochenschluss hatte er trotz der zurückhaltenden Reaktion des Iran auf den israelischen Angriff in der Nacht zu Freitag genauso viel verloren. Der EuroStoxx50 rückte um 0,4 Prozent auf 4941 Zähler vor. "Die relative Ruhe in Nahost über das Wochenende sorgt zunächst zwar für etwas Erleichterung unter den Anlegern und damit auch für einen positiven Wochenstart im Deutschen Aktienindex", kommentierte Jürgen Molnar, Stratege vom Broker RoboMarkets. Er mahnte allerdings zur Vorsicht: "Allein die Hoffnung auf eine Entspannung in der Krisenregion dürfte nicht ausreichen, die noch zu einem Großteil auszupreisenden Zinssenkungserwartungen im Markt zu kompensieren."

Daher warteten die Anleger laut Chefanalyst Jochen Stanzl vom Broker CMC Marktes auf die anstehenden Bilanzen wichtiger Technologiefirmen. Nach Börsenschluss am Montag stehen etwa die Zahlen des deutschen Softwareriesen SAP an. Im weiteren Wochenverlauf legen unter anderem die US-Technologieriesen Meta, IBM, Alphabet, Amazon, Microsoft und Intel Bilanzen vor.

ÖLPREISE UND "SICHERE HÄFEN" UNTER DRUCK

Das Ausbleiben einer Eskalation des Konflikts zwischen Israel und dem Iran am Wochenende drückte indes die Preise am Ölmarkt. Die Nordsee-Rohölsorte Brent verbilligte sich um 0,7 Prozent auf 86,70 Dollar pro Barrel (159 Liter). Der Preis für die US-Sorte WTI gab 0,4 Prozent auf 82,83 Dollar je Fass nach. "Die Rohölpreise können ihre jüngste Rally nicht fortsetzen, denn man erwartet, dass die Spannungen zwischen Israel und dem Iran angesichts der zurückhaltenden Reaktion des Iran abflauen könnten", sagte Yeap Jun Rong, Stratege beim Broker IG. "Die Risikoprämie, die an die Möglichkeit von Versorgungsunterbrechungen geknüpft ist, wird daher abgebaut."

Aus den Depots flogen auch als "sichere Häfen" geltende Anlagen. Der Goldpreis rutschte um 1,3 Prozent auf 2360 Dollar je Feinunze ab. Auch die Kurse der zehnjährigen Bundesanleihen und der US-Bonds mit der gleichen Laufzeit lagen im Minus. Die Renditen rückten im Gegenzug auf 2,536 und 4,656 von 2,505 und 4,615 Prozent vor.

BITCOIN ZWEI TAGE NACH HALVING IM HÖHENFLUG

Bei den Einzelwerten folgten viele Aktien der allgemeinen Markttendenz und notierten im Plus. Besonders gefragt waren dabei unter anderem die Aktien des Auto- und Industriezulieferers Norma. Die Titel kletterten nach einer Hochstufung um knapp neun Prozent an die Spitze des Kleinwerteindex SDax. Die Experten der Privatbank Warburg hatten sie auf "Buy" nach zuvor "Hold" hochgestuft. Hintergrund seien unter anderem die positiven Aussichten für die Margen des Unternehmens.

Am Kryptomarkt griffen Anleger beim Bitcoin zwei Tage nach der planmäßigen Produktionsdrosselung - dem sogenannten Halving - erneut zu. Die umsatzstärkste Kryptowährung rückte am Montag um rund drei Prozent auf rund 65.950 Dollar vor und erreichte damit den höchsten Stand seit mehr als einer Woche. Auch andere Cyber-Devisen wie Ethereum und Ripple gewannen bis zu 5,7 Prozent. "Anleger verspüren in erster Linie Erleichterung, dass die Kursausschläge nach dem Halving überschaubar geblieben sind", sagte Timo Emden vom Analysehaus Emden Research. Er mahnte allerdings zur Vorsicht: Die heutigen Rahmenbedingungen seien mit denen vergangener Halvings nur teilweise zu vergleichen. Spätestens seit der Zulassung der börsengehandelten Spot-Bitcoin-Fonds (ETFs) in den USA, die Investitionen in den Bitcoin vereinfachen, "mischt eine breitere Masse am Markt mit, welche einen nicht unerheblichen Einfluss auf den Preis ausüben kann."

(Bericht von Zuzanna Szymanska, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)