KIEW (dpa-AFX) - Die Ukraine lässt sich nach Aussage ranghoher Politiker in Kiew nicht von den USA in Drohnenangriffe auf russische Ölraffinerien hineinreden. Die Ölanlagen seien aus militärischer Sicht legitime Ziele für die Ukraine, sagte Vizeministerpräsidentin Olha Stefanischyna, zuständig für europäische und transatlantische Integration, am Freitag in Kiew. Zuvor hatte die britische Zeitung "Financial Times" berichtet, die US-Regierung dränge Kiew dazu, diese Angriffe einzustellen. Hintergrund sei die Befürchtung einer Eskalation und weltweit steigender Ölpreise vor der US-Präsidentenwahl. Das Blatt berief sich dabei auf drei nicht namentlich genannte Beteiligte an solchen Gesprächen.

Mychajlo Podoljak, Berater im ukrainischen Präsidialamt, nannte die Information erfunden. "Nach zwei Jahren eines umfassenden Krieges wird niemand der Ukraine vorschreiben, wie sie diesen Krieg zu führen hat", sagte er dem russischen Exilsender Doschd. Stefanischyna ließ durchblicken, dass es solche Warnungen gegeben habe. "Wir haben Verständnis für die Forderungen unserer amerikanischen Partner", sagte sie bei einem Sicherheitsforum in Kiew. Doch zur Abwehr des russischen Angriffskrieges müsse die Ukraine mit den Waffen und Fähigkeiten kämpfen, die sie habe. Die Fortsetzung der erfolgreichen Attacken sei bereits die Antwort auf die Einwände aus Washington.

Die ukrainischen Geheimdienste haben in den vergangenen Wochen systematisch russische Ölraffinerien auch weit hinter der Front mit Kampfdrohnen beschossen, zum Beispiel in Rjasan, Kstowo bei Nischni Nowgorod und in Krasnodar. Bekannt sind zwölf Angriffe. In mehreren Fällen gerieten Anlagen in Brand oder wurden beschädigt, so dass sie stillstehen. Ziel ist nach Angaben in Kiew, den Nachschub an Treibstoff für die russische Armee auszubremsen. Auch sollen die Einnahmen aus dem Treibstoffverlauf geschmälert werden, die zur Finanzierung der russischen Kriegsmaschinerie beitragen.

Die Ukraine setzt dabei Drohnen aus eigener Entwicklung ein, weil es bei vielen aus dem Ausland gelieferten Waffen die Auflage gibt, sie nicht gegen russisches Territorium zu verwenden. Verantwortlich für die Aktionen sind der Geheimdienst SBU und die Militäraufklärung HUR. Diese beiden Dienste seien von den Amerikanern ermahnt worden, berichtete die "Financial Times". Eine Befürchtung sei, dass Russland als Vergeltung auch Energieinfrastruktur stoppt, die dem Westen wichtig ist, wie die CPC-Pipeline für Öl aus Kasachstan./fko/DP/mis