BERLIN (dpa-AFX) - Trotz eines Verbrauchsrückgangs ist Mineralöl auch im vergangenen Jahr in Deutschland der mit Abstand wichtigste Energieträger gewesen. Mit 35,6 Prozent der sogenannten Primärenergienachfrage entfiel erneut mehr als ein Drittel auf den fossilen Energieträger. Dies geht aus dem am Mittwoch in Berlin veröffentlichten Jahresbericht der Arbeitsgemeinschaft Energiebilanzen (AGEB) hervor.

Auf Erdgas entfiel 2023 ein Anteil von 24,7 Prozent. Erstmals schoben sich die erneuerbaren Energien mit 19,6 Prozent auf Platz drei vor die Kohle: 2023 deckte die Steinkohle 8,7 Prozent und die Braunkohle 8,3 Prozent der Primärenergienachfrage. 2022 war Kohle zusammengenommen noch auf einen Anteil von etwa 19,8 Prozent gekommen, die Erneuerbaren lagen damals bei 17,5 Prozent. Der Energieträgermix sei 2023 im Vergleich zu 2022 kohlenstoffärmer geworden, stellte die AGEB fest.

Auf Kernenergie entfielen 2023 wegen der Abschaltung der letzten drei Atomkraftwerke Mitte April nur noch 0,7 Prozent. 2022 hatte der Anteil noch bei 3,2 Prozent gelegen.

Insgesamt konnte die Energiegewinnung aus heimischen Ressourcen laut AGEB 32 Prozent des Gesamtverbrauchs decken. Wichtigste heimische Energiequellen waren die Erneuerbaren mit einem Anteil von 61,4 Prozent (Vorjahr 55,5 Prozent). Braunkohle kam auf 26,7 Prozent (Vorjahr 32,4 Prozent).

Insgesamt sank der Energieverbrauch in Deutschland 2023 auf den niedrigsten Stand seit der Wiedervereinigung 1990, wie die AGEB bereits im vergangenen Dezember prognostiziert hatte. Verbraucht wurden nach neuesten Auswertungen 10 735 Petajoule (PJ) ( 2982 Terawattstunden), 8,1 Prozent weniger als 2022. 1990 lag der Verbrauch laut AGEB noch bei 14 905 PJ.

Zur Einordnung: 2023 wurden in Deutschland laut AGEB 514 Terawattstunden Strom erzeugt. Eine Terawattstunde sind eine Milliarde Kilowattstunden. Aus erneuerbaren Quellen stammten dabei 53 Prozent. Im deutschen Stromerzeugungsmix belegte die Braunkohle mit 17 Prozent den zweiten und Erdgas mit etwa 15 Prozent den dritten Platz. Auf Steinkohle entfielen knapp 8 Prozent, auf Kernenergie 1,4 Prozent.

Als Hauptgründe für den Rückgang des Energieverbrauchs nannten die Energiestatistiker ein hohes Energiepreisniveau und die schwache wirtschaftliche Entwicklung. "Zwar sanken die Einfuhrpreise für die wichtigsten Importenergien im Jahresverlauf, dennoch lagen die Preise weiterhin deutlich über dem Niveau von 2021", hieß es. Das hohe Preisniveau habe zu Investitionen in die Energieeffizienz und zu Wechseln der Energieträger geführt. Es sei aber auch für Kürzungen energieintensiver Produktionen und damit für den Verbrauchsrückgang verantwortlich.

Auch von der leicht wärmeren Witterung im Vergleich zum Vorjahr sei ein verbrauchssenkender Effekt ausgegangen. Wird dieser Effekt herausgerechnet, hätte sich der Energieverbrauch 2023 um 7,4 Prozent vermindert. Verbrauchssteigernd habe sich der Bevölkerungszuwachs ausgewirkt./tob/DP/men