Von Hans Bentzien

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Länder des Euroraums müssen aus Sicht von EZB-Ratsmitglied Joachim Nagel vor der Einführung einer gemeinsamen Sicherungseinrichtung für Bankeinlagen (European Deposit Insurance Scheme - Edis) die von ihnen beeinflussbaren Risiken eines solchen Systems "signifikant reduzieren". In einer Rede beim Deutschen Bankentag machte Nagel laut veröffentlichtem Redetext einige Vorschläge dazu, wie das gelingen könnte.

1. Obergrenze für Staatsanleihen in Bankbilanzen

Nagel schlägt vor, die Menge an Staatsanleihen in Bankbilanzen über Konzentrationslimits zu begrenzen. "Eine klare Obergrenze in Bankbilanzen wäre technisch relativ einfach umzusetzen", sagte er. Derzeit müssen Banken für ihre Staatsanleihebestände weder Eigenkapital hinterlegen, noch Großkreditregeln beachten.

2. Konzentrationszuschläge einführen

Anstatt einer Obergrenze könnte der Bundesbankpräsident sich auch die Einführung von Konzentrationszuschlägen vorstellen, die dann anfielen, wenn die Menge an Anleihen bezogen auf einen Staat bei einer Bank bestimmte Schwellenwerte überschreitet. "Wichtig ist, dass damit die Risiken signifikant reduziert werden", sagte Nagel.

3. Hybrides Edis-Modell

Darüber hinaus käme es Nagel zufolge auf die konkrete Ausgestaltung von Edis an. Hier hält er verschiedene Optionen für denkbar. Nagel: "Ein hybrides Modell hätte gegenüber einem zentralisierten, rein europäischen Modell mehrere Vorteile: Zum einen ließe sich die Autonomie der Verbünde und ihrer Sicherheitseinrichtungen besser sicherstellen. Zum anderen bliebe die nationale Ebene weiterhin direkt in der Verantwortung. Schließlich haben die einzelnen Staaten weiterhin Einfluss auf die Gesundheit ihrer Banken."

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April 23, 2024 08:42 ET (12:42 GMT)