Das Barometer für ihre Erwartungen im nächsten halben Jahr stieg im Januar überraschend um 2,5 auf minus 15,0 Punkte, wie das Mannheimer Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) am Dienstag zu seiner monatlichen Umfrage unter 212 Analysten und Anlegern mitteilte. Das war der dritte Anstieg in Folge. Ökonomen hatten einen Rückgang auf minus 18,4 Zähler erwartet. Ein Wermutstropfen aber bleibt: Die Lage wurde so schlecht eingeschätzt wie seit vier Jahren nicht mehr.

"Es ist bemerkenswert, dass sich die ZEW-Konjunkturerwartungen für Deutschland angesichts der zahlreichen weltweiten Konjunkturrisiken nicht weiter verschlechtert haben", sagte ZEW-Präsident Achim Wambach. Viele Finanzmarktexperten hätten ihre Prognosen für das Wirtschaftswachstum bereits in den vorangegangenen Monaten erheblich gesenkt. "Die neuen, potenziell belastenden Faktoren wie die Ablehnung des Brexit-Abkommens mit der EU im britischen Unterhaus sowie das relativ schwache Wachstum in China im letzten Quartal 2018 wurden damit schon vorweg genommen", sagte Wambach.

Auch Ökonomen rechnen damit, dass die deutsche Wirtschaft ihre Schwächephase in den kommenden Monaten beendet. "Wir sind inmitten einer konjunkturellen Delle, die noch an der einen oder anderen Stelle wirtschaftliche Schmerzen verursachen wird", sagte der Chefvolkswirt der VP Bank, Thomas Gitzel. "Aber es stehen auch wieder bessere Zeiten ins Haus." So dürften Nachholeffekte in der Autobranche die Konjunktur beflügeln. Wegen der Umstellung auf den neuen Abgasmesszyklus WLTP war die Produktion in der zweiten Jahreshälfte eingebrochen, was die gesamte Wirtschaft belastete.

Der Internationale Währungsfonds hat deshalb gerade erst seine Wachstumsprognose für die deutsche Wirtschaft im laufenden Jahr auf 1,9 von 1,3 Prozent gesenkt. "Produktionsschwierigkeiten in der Autoindustrie und eine geringere externe Nachfrage belasten das Wachstum 2019", hieß es zur Begründung. Zu letzterem zählen die Hängepartie um den EU-Austritt Großbritanniens, der US-Haushaltsstreit und eine Haushaltsschieflage in Italien, die die Konjunktur in Europa dämpfen könnten.

Er sehe deutlich geringere Wachstumsraten in Europa und den USA, sagte deshalb der Gründer und Chef des Hedgefonds Bridgewater, Ray Dalio. Auch aus China lassen die Impulse nach, wuchs die zweitgrößte Volkswirtschaft der Welt 2018 so langsam wie seit fast drei Jahrzehnten nicht mehr. "Chinas Wachstum schwächt sich weiter ab, aber zu einem Desaster dürfte es nicht kommen", sagte der stellvertretende Chef der chinesischen Börsenaufsicht, Fang Xinghai, beim Weltwirtschaftsforum in Davos. "Wir werden angemessen reagieren."