Frankfurt (Reuters) - Große Geldhäuser aus Ländern der Euro-Zone haben ihre Engagements in Russland laut EZB um mehr als die Hälfte verringert.

Die Europäische Zentralbank (EZB) habe die Präsenz der Großinstitute dort genau überwacht, erklärte EZB-Chefbankenaufseherin Claudia Buch am Montag in einer Mitteilung zu einem Treffen der Euro-Finanzminister in Brüssel. "Die Engagements scheinen sich ziemlich in Grenzen zu halten, und die direkten Engagements sind zwischen Ende 2021 und Ende 2023 um 55 Prozent zurückgegangen", führte sie aus. Einige Banken hätten sich vollständig aus dem russischen Markt zurückgezogen.

Die EZB-Bankenkontrolleure machen angesichts des Angriffskrieges gegen die Ukraine schon seit einiger Zeit Druck auf die Geldhäuser, ihre Engagements in Russland einzudampfen. Buch zufolge hat die Aufsicht alle Institute mit bedeutenden Engagements in dem Land aufgefordert, den Abbau von Risiken zu beschleunigen. Um das zu erreichen, sollten Banken klare Fahrpläne für die Verkleinerung ihrer Geschäfte in Russland und den Rückzug aus dem russischen Markt aufstellen.

Auch die Engagements der Banken im derzeit schwächelnden Immobiliensektor treiben die Aufseher um. "Höhere Zinsen beeinträchtigen bereits die Schuldendienstfähigkeit von Immobilienfirmen", warnte die deutsche Ökonomin. Die Preise für Gewerbeimmobilien im Euroraum seien binnen Jahresfrist bis zum vierten Quartal 2023 um 8,7 Prozent gesunken. Damit hätten auch die Sicherheiten von Banken an Wert eingebüßt. Diese Faktoren könnten laut Buch zu Verlusten bei den Instituten führen. Banken müssten daher Risiken angemessen überwachen und ausreichend Rückstellungen für Kreditausfälle bilden. Derzeit konzentriere sich die Aufsicht auf Geldhäuser mit großen Gewerbeimmobilien-Portfolios in Ländern, in denen eine starke Marktkorrekur stattfinde.

In Deutschland, der größten Volkswirtschaft in der 20-Länder-Gemeinschaft, ist derzeit noch keine Entspannung am Markt für Gewerbeimmobilioen in Sicht. Laut dem Immobilienpreisindex des Verbands deutscher Pfandbriefbanken (vdp) sanken die Preise für Gewerbeimmobilien im ersten Quartal binnen Jahresfrist um 9,6 Prozent. Nach Einschätzung des vdp ist erst ab dem Jahresstart 2025 mit einer Besserung der Lage zu rechnen.

(Bericht von Frank Siebelt; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)