Frankfurt (Reuters) - Trotz einer kräftigen Zinserhöhung der russischen Zentralbank grenzt die Landeswährung ihre Kurs-Gewinne ein.

Der Rubel lag am Dienstagvormittag nach der Mitteilung ein halbes Prozent im Plus bei 97,20 gegenüber dem Dollar. In Erwartung des Entscheids hatte er am früheren Morgen bis zu 5,2 Prozent auf 92,60 zu Dollar zugenommen. Die Währungshüter um Notenbank-Chefin Elwira Nabiullina beschlossen in einer Krisensitzung, den Schlüsselzins auf 12,00 Prozent von 8,50 Prozent zu erhöhen.

Hintergrund ist die Talfahrt der Landeswährung, die am Montag trotz behördlicher Gegenmaßnahmen zeitweise auf den tiefsten Stand zum Dollar seit knapp 17 Monaten abgerutscht war. Die nächste reguläre geldpolitische Sitzung, für die eine Zinserhöhung bereits signalisiert war, steht erst am 15. September an. "Es scheint, dass die russischen Notenbanker die Schmerzgrenze erreicht haben. Ich hätte gedacht, diese liegt etwas höher als 100 Rubel zum Dollar, aber sie mögen offenbar runde Zahlen", kommentierte Viktor Szabo, Portfoliomanager der britischen Versicherungsgruppe abrdn.

Der Rubel sprang nach Russlands Angriff auf die Ukraine wegen der gestiegenen Energiepreise zunächst in die Höhe. Seit dem Sommer 2022 ist die Währung allerdings auf einem kontinuierlichen Abwärtskurs. "Eine plausible Erklärung scheint die sich verschlechternde Handelsbilanz Russlands zu sein. Dennoch scheint seit Kurzem etwas anders hinzuzukommen", sagte Commerzbank-Ökonom Tatha Ghose. Die begrenzte Verlässlichkeit der amtlichen Statistiken und die ungewöhnlichen Vorjahres-Vergleichswerte aufgrund des Ukraine-Krieges machten den genauen Grund allerdings schwierig zu vermitteln.

Interessant seien Medienberichte, wonach sich der Wechselkurs aufgrund eines Zwists zwischen Zentralbank und Regierung abgeschwächt hat, fügte Ghose hinzu. So bezeichne Nabiullina die Verschlechterung der Handelsbilanz als Hauptgrund der Talfahrt des Rubels. Einige Regierungsvertreter beschuldigten dagegen die Zentralbank einer laxen Geldpolitik.

(Bericht von Zuzanna Szymanska.; Redigiert von Hans Busemann; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)