Ein deutsches Gericht hat am Dienstag drei Klimaaktivisten zu achtmonatigen Haftstrafen auf Bewährung verurteilt. Sie hatten im vergangenen September die Säulen des Brandenburger Tors in Berlin mit orangefarbener Farbe besprüht, um einen Ausstieg aus der Nutzung fossiler Brennstoffe bis 2030 zu fordern.

Die Aktivisten waren Anhänger der Klimaaktivistengruppe "Last Generation", die in Deutschland mit Hunderten von Straßensperren durch Demonstranten, die sich auf den Asphalt klebten, Schlagzeilen gemacht hatte.

Die Angeklagten im Alter zwischen 22 und 64 Jahren gaben ihre Beteiligung zu und erklärten, ihr Motiv sei der Protest gegen die Klimapolitik der Bundesregierung gewesen, so das Amtsgericht Berlin-Tiergarten in einer Erklärung.

Die Haftstrafen wurden für zwei Jahre zur Bewährung ausgesetzt, können aber vollstreckt werden, wenn die Angeklagten neue Straftaten begehen.

"Diese zweijährige Aussetzung der Strafe bedeutet im Grunde, dass diese Leute nicht mehr politisch aktiv sein können, ohne ins Gefängnis zu müssen", sagte Mirjam Hermann, Anwältin des Vereins Unterstützung für eine aktive Zivilgesellschaft (RAZ), gegenüber Reuters.

Die Verteidiger sagten, sie würden gegen das Urteil Berufung einlegen, das ihrer Meinung nach keine angemessene Reaktion auf zivilen Ungehorsam sei.

"Die Urteilsbegründung zeigt, dass der Richter den Sachverhalt nicht unvoreingenommen aufklären wollte", sagte die Verteidigerin Inga Schulz in einer Erklärung.

Bei der Bemessung des Strafmaßes hat das Gericht neben dem finanziellen Schaden auch die Tatsache berücksichtigt, dass durch den Vorfall ein nationales Denkmal beschädigt wurde.

In der Verhandlung wurde ein Angestellter einer Restaurierungsfirma, die an der Reinigung des Denkmals beteiligt war, befragt, sagte das Gericht und fügte hinzu, dass die Farbe einen materiellen Schaden in Höhe von rund 110.000 Euro verursachte.

"Das erklärte Ziel des Angeklagten, eine Änderung der Klimapolitik zu erreichen, rechtfertigt eine solche Aktion nicht. In einer Demokratie gibt es andere Wege, seine politischen Ziele zu erreichen", fügte das Gericht hinzu.

The Last Generation, eine in Deutschland ansässige Gruppe innerhalb des europaweiten A22-Netzwerks, zu dem auch die britische Organisation Just Stop Oil gehört, bezeichnete das Urteil als drastisch und rief zu einer Kundgebung vor dem Brandenburger Tor auf, um auf das Urteil zu reagieren.

"Das orangefarbene Brandenburger Tor soll uns daran erinnern, dass ein Wandel und damit ein Leben nach unseren gemeinsamen Werten - Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Ehrlichkeit - möglich ist", sagte Lina Johnsen, eine Sprecherin der Gruppe.