Gegen GS spa, eine Supermarktkette im Besitz von Carrefour mit mehr als 1.500 Geschäften in Italien, und vier ihrer Direktoren wird ermittelt, weil sie von 2018 bis 2022 64,72 Millionen Euro an Mehrwertsteuer hinterzogen haben, wie aus einem Erlass der Mailänder Staatsanwaltschaft hervorgeht.

Carrefour Italia, die Muttergesellschaft von GS spa, war für eine Stellungnahme nicht sofort erreichbar.

Der mutmaßliche Betrug, so die Staatsanwaltschaft, wurde durch die Auslagerung und Untervergabe von Logistik-, Frachtumschlags-, Portier- und Transportdienstleistungen an "falsche Genossenschaften" begangen. Dabei handelt es sich um Scheinfirmen, die als Genossenschaften gegründet wurden und keine Steuern und Sozialversicherungsbeiträge zahlen.

Das Phänomen der Auftragsvergabe über Scheinkooperativen stand in den letzten fünf Jahren im Mittelpunkt weiterer Ermittlungen der Mailänder Staatsanwaltschaft, die sich gegen Unternehmen in den Bereichen Logistik, Großhandel und Sicherheit richteten.

Das Dekret, das Carrefour betrifft, erwähnt andere Ermittlungen, die unter anderem DHL Supply Chain, Uber, Ups, Fiera Milano und Esselunga betreffen.

In dem Dokument wird behauptet, dass GS spa durch Rechnungen von "falschen Genossenschaften" illegal mehr als 64 Millionen Euro an Mehrwertsteuer abgezogen hat, während die Genossenschaften Steuer- und Sozialversicherungszahlungen im Gesamtwert von etwa 110 Millionen Euro hinterzogen haben.

"Das betrügerische Verhalten von GS spa dauert schon seit vielen Jahren an und hat nicht nur zur systematischen Ausbeutung von Arbeitnehmern geführt, sondern auch zu einem erheblichen Schaden für das Finanzamt", heißt es in dem Erlass.

In der vergangenen Woche hat das Mailänder Gericht im Rahmen einer separaten Untersuchung über die Ausbeutung von Arbeitskräften ein Unternehmen des Modekonzerns Armani unter Zwangsverwaltung gestellt.

($1 = 0,9386 Euro)