BERLIN (dpa-AFX) - Nach dem Ausschluss Russlands aus dem weltweiten Banken-Kommunikationssystem Swift sieht der Banken-Präsident und Vorstandschef der Deutschen Bank, Christian Sewing, nur wenig Risiken für deutsche Institute. "Die deutschen Banken haben seit 2014 ihr Engagement in Russland stark reduziert. Für unser Bankensystem insgesamt ist das Risiko überschaubar. Die Sicherheitspuffer der europäischen Banken sind höher denn je", sagte Sewing der "Bild"-Zeitung (Dienstag).

Der Präsident des Bundesverbandes deutscher Banken betonte zugleich, der Swift-Ausschluss Russlands werde den Krieg in der Ukraine nicht beenden. "Das wäre die falsche Erwartung." Es gehe darum, dass "völkerrechtswidrige Aggressionen und der Überfall eines Landes im 21. Jahrhundert nicht folgenlos bleiben dürfen". Er gehe davon aus, dass "die Sanktionen die russische Wirtschaft empfindlich treffen" werden, sagte Sewing. Das zeige der schnelle Schritt der Russischen Zentralbank am Montag, die Leitzinsen auf 20 Prozent zu verdoppeln.

Angesichts des Ukraine-Krieges befürchtet Sewing einen zusätzlichen Preisschub und noch höhere Inflationsraten: "Die Preise werden mit Sicherheit weiter steigen, insbesondere für Energie und Rohstoffe. Wir rechnen für Deutschland derzeit mit einer Inflationsrate von um die fünf Prozent für dieses Jahr." Sewing forderte die EZB erneut zu einer Kehrtwende in der Zinspolitik auf.

Die "Wirtschaftsweise" Veronika Grimm erwartet negative Auswirkungen des Ukraine-Krieges auf das Wachstum in Deutschland. "Infolge der Krise wird sich kurzfristig die Konjunktur eintrüben, beispielsweise aufgrund einer Verschärfung der Lieferkettenproblematik, weiterhin hohen Energiepreisen oder auch Reaktionen der Finanzmärkte auf die Sanktionen", sagte Grimm den Zeitungen der Funke Mediengruppe. "Mittel- bis langfristig wird die teilweise Entkopplung der Wirtschaftsräume und die nun wohl notwendige Diversifizierung die wirtschaftliche Entwicklung bremsen, einfach weil sich dadurch Wachstumsperspektiven eintrüben." Die Inflation werde "noch länger hoch bleiben", sagte das Mitglied des Sachverständigenrats zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung voraus./sl/DP/zb