Deutsche Umwelthilfe verklagt Daimler AG - Autohersteller soll falsche

Aussagen zur Abgasreinigung der Mercedes C-Klasse BlueTec 220 CDi

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Berlin (ots) - Daimler AG setzt Kundentäuschung mit falschen

Qualitätsversprechen zur angeblich 'hochmodernen' Abgasreinigung fort

- Der Konzern hat die Abgabe einer strafbewehrten

Unterlassungserklärung gegenüber der DUH abgelehnt - Mercedes-Käufer

sollten gegenüber Daimler Chef Dieter Zetsche auf das gegebene

Qualitätsversprechen 'Das Beste oder nichts' bestehen und notfalls

die Rückabwicklung des Kaufs verlangen - Amerikanische Umweltbehörde

EPA ermittelt gegen Daimler AG wegen festgestellten 65-fachen

Stickoxid-Grenzwertüberschreitungen auf der Straße bei normalen

Außentemperaturen

Die Daimler AG hat eingeräumt, dass sie über die

Motorsteuersoftware bei Temperaturen unterhalb von (plus) 10 Grad

Celsius die Wirkung der Diesel-Abgasreinigung bei der Mercedes

C-Klasse BlueTec 220 CDi verringert. Die Deutsche Umwelthilfe (DUH)

hatte Anfang Februar Messungen aus den Niederlanden veröffentlicht,

die eine bis zu 28-fache NOx-Grenzwertüberschreitung bei

Straßenmessungen belegen. Die Käufer von Mercedes BlueTec-Modellen

wurden und werden jedoch nicht über diesen erheblichen Mangel

informiert, der Umwelt und Gesundheit schadet. Im Gegenteil: Daimler

täuscht die Verbraucher in Modellkatalogen und auf der

Konzern-Homepage weiterhin mit falschen Aussagen zu angeblich

minimalen NOx-Emissionen des Diesel-Modells Mercedes-Benz C 220

BlueTEC CDi (Euro 6). Die DUH wird deshalb vor dem Stuttgarter

Landgericht Klage gegen die Daimler AG einreichen, um die Fortsetzung

der Verbrauchertäuschung für alle von den Abgasmanipulationen

betroffenen Fahrzeugen gerichtlich untersagen zu lassen.

Nach Ansicht der DUH verstoßen unter anderem folgende falsche

Werbeversprechen der Daimler AG gegen das Verbot irreführender

Werbung (§ 5 UWG):

"So wie die BlueTEC Dieselmotoren mit besonders geringem

Schadstoffausstoß. Eine komplexe Katalysatortechnologie reduziert die

Stickoxide deutlich, das Fahren wird im besten Wortsinn zur reinsten

Freude."

"Und bei den Modellen mit Dieselmotoren konnten die

Stickoxid-Emissionen durch das hochmoderne Abgasbehandlungskonzept

BlueTEC um bis zu 90 Prozent auf ein Minimum reduziert werden."

"BlueTEC reduziert die Emissionswerte unserer hochmodernen

Dieselmotoren auf ein Minimum und senkt zugleich den Verbrauch. [...]

Es umfasst verschiedene, aufeinander abgestimmte technische Maßnahmen

zur innermotorischen Minimierung der Rohemissionen und zur effektiven

Nachbehandlung des Abgases. Dabei werden alle relevanten

Emissionsbestandteile auf ein Minimum reduziert."

Am 17.2.2016 forderte die DUH den Stuttgarter Autokonzern als

klagebefugter Umwelt- und Verbraucherschutzverband auf, falsche

Werbeaussagen ab sofort zu unterlassen. In einem Schreiben vom

24.2.2016 teilte die Daimler AG der DUH mit, man "sehe keinen Anlass,

die von Ihnen geforderte Unterlassungserklärung abzugeben" und führte

aus, dass die von der DUH zitierte TNO-Studie "eine Verringerung der

Stickoxid-Emissionen um bis zu 90%" zeige. Tatsächlich zeigte TNO,

dass die Mercedes C-Klasse BlueTec 220 CDi bei Straßenmessung mit

Außentemperaturen von 7-10 die Grad die geltenden Grenzwerte um das

bis zu 28-fache überschritt und gerade bei für Städte typischen

Geschwindigkeiten (0-45 km/h) mehr als 10-fach über den Grenzwerten

lag.

Die von Daimler erwähnte 90-prozentige Abgasreinigung wurde von

TNO allerdings nur im Prüflabor und bei keinem einzigen der

Straßentests nachgewiesen. Nach der Typgenehmigungsvorschrift der EU

muss die Emissionsminderungsanlage jedoch "in normal use", das heißt

bei allen normalen Temperaturen und gerade auch auf der Straße

funktionieren. Temperaturen von (plus) 7 bis 10 Grad Celsius sind

zwischen September und April mehr als normal. Ein ebenfalls von TNO

auf der Straße gemessener BMW 530d hielt bei den für Innenstädte

typischen Geschwindigkeiten die Euro 6 NOx-Grenzwerte ein.

Die Qualitätsversprechen stehen im klaren Widerspruch zu den von

TNO gemessenen Überschreitungen der Grenzwerte für Stickoxide.

Tatsächlich erreichte der getestete Mercedes nicht einmal die

NOx-Grenzwerte für Euro 2 Diesel-Pkw.

"Es gibt keinen technischen Grund, warum es nicht möglich sein

soll, bei allen normalen Außentemperaturen die giftigen Dieselabgase

entsprechend der Grenzwerte zu reduzieren. Ich werfe Daimler-Chef

Dieter Zetsche persönlich vorsätzliche Körperverletzung mit

Todesfolge in vielen tausend Fällen vor. Wenn moderne Euro 6 BlueTec

Diesel-Pkw gerade bei in Städten typische niedrigen Geschwindigkeiten

zehn Mal mehr Stickoxide emittieren als erlaubt ist es keine

Überraschung, wenn die Mercedes-Metropole Stuttgart gleichzeitig die

schmutzigste Stadt Deutschlands ist, was die NO2-Belastung der

Atemluft angeht", so Jürgen Resch, Bundesgeschäftsführer der DUH.

"Mercedes-Käufer sollten gegenüber Daimler-Chef Dieter Zetsche auf

das gegebene Qualitätsversprechen 'Das Beste oder nichts' bestehen.

Falls der Hersteller eine Reparatur verweigert, können die Kunden

verlangen, dass der Kaufvertrag rückgängig gemacht wird."

Auch in anderen Ländern ermitteln die nationalen Behörden

inzwischen gegen Daimler wegen stark erhöhter Schadstoffemissionen.

In Frankreich fiel die Mercedes S-Klasse (S-350 Diesel) bei der von

der Umweltministerin Royal durchgeführten amtlichen Tests zudem mit

über 40-prozentigen Abweichungen bei den CO2-Werten auf. In den USA

ermittelt die Washingtoner Umweltbehörde EPA wegen einer 65-fachen

NOx-Grenzwertüberschreitung. Diese entspricht aufgrund der doppelt so

strengen US-Grenzwerte den von der DUH veröffentlichten

Überschreitungen, die in den Niederlanden durch TNO gemessen wurden.

Das in Deutschland für den Entzug der Typzulassung zuständige

Kraftfahrt-Bundesamt (KBA) schweigt bislang. Auf den von der DUH im

Januar 2016 gestellten Antrag auf Entzug der Typzulassung für den

Mercedes C-Klasse 220 CDi hat das KBA bisher nicht geantwortet.

Hintergrund:

Die Daimler AG hatte als Reaktion auf den am 3.2.2016 durch die

DUH erhobenen Vorwurf der Verwendung von Abschalteinrichtungen eine

solche eingeräumt, mit der die Wirksamkeit des

Emissionsminderungssystems bei Außentemperaturen unter (plus) 10 Grad

Celsius 'zum Schutz des Motors' verringert wird. Nach einer

schriftlichen Bestätigung zum Bericht 2015/R10702 des

niederländischen Prüfinstituts TNO lagen die bei dem geprüften

Mercedes-Benz C 220 BlueTEC gemessenen NOx-Emissionen bei

Außentemperaturen zwischen sieben und zehn Grad Celsius mit 817 mg

NOx/km um das mehr als Zehnfache über dem geltenden Grenzwert bei für

den Stadtverkehr typischen Geschwindigkeiten von 0 - 45 km/h.

Gegenüber den Messwerten auf dem Rollenprüfstand war die Abweichung

auf der Straße sogar um den Faktor 20 höher.

Da die Daimler AG im Zusammenhang mit den oben zitierten

Werbeversprechen nicht auf diese Verringerung der Wirksamkeit des

Emissionskontrollsystems hinweist, obwohl in Deutschland in über 50

Prozent der Zeit Temperaturen von unter zehn Grad Celsius herrschen,

sind diese Aussagen irreführend.

Jährlich sterben allein in Deutschland über 10.000 Menschen

vorzeitig an den Folgen der giftigen Dieselabgase.

OTS: Deutsche Umwelthilfe e.V.

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