Von David Wainer

NEW YORK (Dow Jones)--Millionen Menschen leiden an einer Autoimmunerkrankung, die schmerzhafte Haut-Schwellungen an Stellen wie der Leiste und den Achselhöhlen verursacht. In den USA ist nur ein Medikament, Humira von Abbvie, für diese Erkrankung zugelassen. Zugleich entbrennt derzeit ein Wettlauf um die Einführung neuer Medikamente auf einem Markt, der letztlich einen Jahresumsatz von mehr als 5 Milliarden US-Dollar erzielen könnte.

Novartis ist am weitesten vorne, da sein Blockbuster-Medikament Cosentyx noch in diesem Jahr die Zulassung der US-Arzneizulassungsbehörde (FDA) für die als Hidradenitis suppurativa bekannte Erkrankung zu erhalten vermag. Doch ein wenig bekanntes Biotechnologieunternehmen entwickelt ein Medikament, das hochwirksam zu sein scheint. Ende Juni gab Moonlake Immunotherapeutics positive vorläufige Ergebnisse einer Zwischenstudie mit 234 Patienten für sein Medikament Sonelokimab bekannt. Die Nachricht ließ die Aktie in die Höhe schnellen.

Moonlake ist im Wesentlichen ein Ein-Medikament-Unternehmen, das 2022 durch eine Zweckübernahme (SPAC) an die Börse ging, nachdem es im Jahr zuvor Sonelokimab von der Darmstädter Merck lizenziert hatte. Es besteht die Möglichkeit, dass es nicht mehr lange unabhängig ist.

Berichten zufolge hat das Unternehmen seit der Bekanntgabe seiner Ergebnisse frühzeitig Gespräche mit Arzneimittelherstellern geführt, die an einem möglichen Kauf interessiert sind. Auf eine Akquisition zu wetten, ist immer ein riskantes Unterfangen, aber die Jagd der Pharmaunternehmen nach Medikamenten, die bei Autoimmunerkrankungen wirken, wird immer intensiver. Einige der größten Blockbuster in dieser Kategorie, Humira von Abbvie und Stelara von Johnson & Johnson, verlieren ihren Patentschutz und schaffen so eine Lücke.

Diese wollen die Pharmaunternehmen bei der Suche nach der nächsten Generation von Behandlungen für Krankheiten wie Psoriasis-Arthritis und Colitis ulcerosa schließen. Das Rennen verschärfte sich in diesem Jahr. Die US-amerikanische Merck zahlte 10,8 Milliarden Dollar für Prometheus Biosciences und Eli Lilly nahm 2,4 Milliarden Dollar für Dice Therapeutics in die Hand.


Moonlake-Chef strotz nur so vor Optimismus 

Der CEO von Moonlake, Jorge Santos da Silva, schwärmt, dass Sonelokimab "das Potenzial hat, ein sehr großes, milliardenschweres Medikament im Bereich Immunologie und Entzündungen zu werden". Das wecke natürlich Interesse, bilde aber auch eine möglichst solide Basis, auf der man ein starkes Unternehmen aufbauen könne. "Wenn es einen besseren Eigentümer mit dem richtigen Angebot gibt, werden wir und unsere anderen Aktionäre die richtige Entscheidung treffen."

Hidradenitis suppurativa (HS) ist eine autoinflammatorische Erkrankung der Haarfollikel, von der etwa 1 bis 4 Prozent der US-Bevölkerung betroffen sind. Derzeit hat der Markt einen Jahresumsatz von etwa 1,6 Milliarden Dollar. Aber Novartis, UCB und Moonlake zeigten eine überlegene Wirksamkeit bei einer Klasse von Medikamenten, die als Anti-IL-17-Medikamente bekannt sind.

Deshalb könnte der Markt laut BTIG-Analyst Julian Harrison Mitte bis Ende der 2030er Jahre einen Jahresumsatz von mehr als 10 Milliarden Dollar erzielen. "Die meisten Patienten mit HS reagieren innerhalb eines Jahres nicht mehr auf Humira, und ein Teil des Bestrebens von Unternehmen wie Moonlake besteht darin, dauerhaftere Reaktionen zu zeigen", argumentiert Harrison. "Das allein kann in dieser Indikation viel Marktwachstum ermöglichen."

Moonlake hat noch einen langen Weg vor sich, und es muss ein größerer Versuch vorgenommen werden. Aber bisher sehen die Daten vielversprechend aus. Auch wenn der Vergleich der Ergebnisse verschiedener Studien nie präzise ist, übertraf das Medikament ein Placebo nach zwölf Wochen beim primären Ziel der Studie um 29 Prozentpunkte. Analysten wie Harrison von BTIG und Kelly Shi von Jefferies stellten fest, dass dies ein deutlich besseres Ergebnis war als Bimzelx von UCB und Humira von Abbvie.

Tage nach der Veröffentlichung der Studiendaten sammelte das Unternehmen 400 Millionen Dollar ein, um die weitere Entwicklung des Medikaments zu finanzieren. "Wir haben genug Geld bekommen, um die zukünftige Entwicklung von Sonelokimab zu finanzieren. Das schließt den Abschluss der laufenden Phase-2-Studien zu Hidradenitis suppurativa und aktiver Psoriasis-Arthritis sowie die Vorbereitung und Umsetzung mehrerer Phase-3-Studien in den nächsten drei Jahren ein", freut sich da Silva.


Moonlake-Aktie hat durchaus noch Luft nach oben 

Das Unternehmen plant nun, bei einem wissenschaftlichen Treffen im Oktober weitere Daten aus seinen Zwölf-Wochen-Ergebnissen zu veröffentlichen. Der Vorteil von Moonlake könnte nicht nur damit zu tun haben, worauf das Medikament abzielt, sondern auch damit, wie tief das Präparat dringen kann. Es wirkt ähnlich wie der monoklonale Antikörper Bimzelx von UCB. So blockiert es die Proteine IL17a und IL-17f - Substanzen, die bei Entzündungen eine Rolle spielen. Dabei handelt es sich um ein kleineres biologisches Molekül, das als Nanokörper bezeichnet wird. Dadurch kann es auf schwerer erreichbare Gewebe abzielen und möglicherweise die Wirkung des Medikaments verstärken.

Nach Berichten, dass Moonlake in Gesprächen mit potenziellen Käufern sei, gab Shi von Jefferies eine Studie heraus. In dieser weist er darauf hin, dass die jüngsten Deals in diesem Segment die Unternehmen mit etwa dem 2,4- bis 4,5-fachen der Konsens-Spitzenumsatzschätzungen bewertet haben. Da diese Schätzungen für Moonlake derzeit etwa 2 Milliarden Dollar betragen, könnte sich ein potenzieller Deal nach diesen Maßstäben auf einen Wert zwischen 4,8 und 9 Milliarden Dollar summieren. Und da MoonLake derzeit eine Marktkapitalisierung von 3 Milliarden Dollar erreicht, könnten Anleger immer noch Gewinne erzielen, wenn sie vor den großen Pharmakonzernen einsteigen.

Kontakt zum Autor: unternehmen.de@dowjones.com

DJG/DJN/axw/smh

(END) Dow Jones Newswires

August 17, 2023 07:24 ET (11:24 GMT)