Wie auch seine Mitbewerber profitiert die Allianz voll und ganz von hohen Preisen im Schadensversicherungsmarkt, einem günstigen Zinsumfeld im Lebensversicherungsbereich und Rekordgebühren in der Vermögensverwaltung dank der guten Entwicklung auf den Finanzmärkten.

Durchweg positive Nachrichten also, die das Unternehmen dazu veranlassen, sein Ziel - in diesem Jahr einen Betriebsgewinn von 15 Milliarden Euro zu erreichen - zu bestätigen. Dies liegt am oberen Ende seiner zwanzigjährigen Gewinnspanne, deren Durchschnitt sich eher bei 11 Milliarden Euro bewegt.

Seit der Zinserhöhung in den USA befinden sich alle großen Versicherer – sowohl in Europa als auch in Nordamerika – in einer günstigen Phase. Diese Entwicklungen krönen ein erfolgreiches Jahrzehnt für die Allianz, die weiterhin mit Axa um die Spitzenposition in Europa konkurriert.

Derzeit hat die deutsche Gruppe die Nase vorn, da sie seit 2014 eine insgesamt höhere Rendite für ihre Aktionäre – durch Kursgewinne und Dividenden – als der französische Konkurrent und natürlich deutlich mehr als der Drittplatzierte Generali bietet.

In Bezug auf die Rentabilität sind die beiden Rivalen nahezu gleichauf. Doch auch hier hat die Allianz die Nase vorn, da das Unternehmen mit einem geringeren finanziellen Hebel als Axa agiert.

Die Anleger haben diese positive Entwicklung im Versicherungssektor natürlich zur Kenntnis genommen: Die Allianz-Aktie wird mit dem 1,7-fachen ihres Eigenkapitalwerts bewertet, im Vergleich zu einem Zehnjahresdurchschnitt von 1,2. Noch deutlicher ist die Begeisterung bei der Axa-Aktie, die mit dem 1,5-fachen ihres Eigenkapitalwerts gehandelt wird, verglichen mit einem Zehnjahresdurchschnitt von 0,9.

Die Zehnjahresbilanz des seit Oktober 2014 amtierenden CEO Oliver Bäte ist durchweg positiv. Die Allianz hat ihre Dividende verdoppelt und die Anzahl ihrer Aktien um 12% reduziert. Ein neues Aktienrückkaufprogramm im Wert von 1 Milliarde Euro wurde gerade gestartet.

Als typischer Bestandteil europäischer Portfoliomanager könnte die Aktie des deutschen Versicherers nun jedoch in riskantes Fahrwasser geraten. Die Rentabilität des Konzerns war seit fast zwanzig Jahren nicht mehr so hoch; eine Rückkehr zum Durchschnitt erscheint auf kurze bis mittlere Sicht sehr wahrscheinlich.