Nach den umfangreichen Kursverlusten im Anschluss an die Ankündigung zur Aussetzung der Dividende scheint die Aktie der Bilfinger SE einen Boden um die € 36 gefunden zu haben. Dies ist auf die Bewertung des Unternehmens zurückzuführen, die aktuell nur bei € 1,6 Mrd. liegt.
Angesichts der Absicht des Vorstandes, einen oder mehrere Unternehmensbereiche zu verkaufen, liegt es auf der Hand, die einzelnen Unternehmen separat zu bewerten. Seit geraumer Zeit unterteilt der Vorstand das Unternehmen in fortgeführte (continued) und nicht fortgeführte (discontinued) Geschäftsbereiche. Zu den letzteren gehören die mit Power und Construction zusammengefassten Geschäfte, die respektive einen Umsatz von € 1,3 Mrd. und € 0,3 Mrd. generieren aber deutliche Verluste einfahren. Fortgeführt werden sollen die Geschäftsbereiche Building Facilities und Industrial. Bei diesen wird von Bilfinger das jeweilige EBITA genannt, also der Gewinn vor Zinszahlungen, Steuern und Abschreibungen. Dieser beläuft sich im Geschäftsbereich Building Facilities auf € 148 Mio. und bei Industrial auf € 130 Mio., jeweils mit leichtem prognostiziertem Wachstum für das Jahr 2016. Vor allem der Geschäftsbereich Building Facilites, das Verwalten von Bürogebäuden, Laboren oder öffentlichen Einrichtungen, brummt. Angesichts der oft sehr langfristigen Aufträge kann man für diesen Unternehmensbereich ohne weiteres ein relativ hohes Multiple ansetzen. Eine Bewertung mit dem 8-fachen des EBITA, d.h. € 1,2 Mrd. ist wahrscheinlich sogar als konservativ zu bezeichnen. Gerüchten aus dem Umfeld potentieller Käufer zufolge könnte der Wert des Geschäftsbereichs Building Facility Services sogar bei 1,6 Mrd. EUR liegen. Wenn man das Industrial Geschäft mit dem 5-fachen des EBITA hinzuaddiert kommt man auf eine Unternehmensbewertung von € 1,834 Mrd. Damit liegt man bei einer konservativen Schätzung bereits 14% über der aktuellen Marktkapitalisierung – ohne die restlichen Geschäftsbereiche in der Bewertung berücksichtigt zu haben. Wenn man diese mit nur 20% des Jahresumsatzes von 2015 bewertet, kommt man mit dem Ansatz der Summe der Unternehmensteile auf einen Unternehmenswert von € 2,15 Mrd.und somit auf einen Wert, der 34% über der aktuellen Marktkapitalisierung liegt.
Desweiteren ist festzuhalten, dass Bilfinger SE mit € 0,1 Mio. so gut wie keine Nettoschulden hat.
Mittel- bis langfristig wird sich auch die Rentabilität des Unternehmens wieder deutlich verbessern, wenn die folgenden drei Belastungsfaktoren wegfallen: Abschreibungen auf Unternehmenswerte (hauptsächlich bei Power), Restrukturierungskosten (€ 50 Mio. im Jahr 2015) und auch Compliance Kosten (€ 10 Mio. im Jahr 2015), die durch ein vom amerikanischen Department of Justice initiiertes Verfahren gegen das US Geschäft verursacht werden.
Anleger, die auf einen steigenden Kurs der Bilfinger Aktie setzen wollen, sollten den Kurschart sowie die Unterstützung bei € 35,70 im Auge behalten. Ein Stopkurs sollte knapp unterhalb der Unterstützung zwischen € 35 und € 35,50 gesetzt werden.