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BLUE

CAP

Geschäftsbericht

2023

BLUE CAP

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INHALT

  • Der Vorstand im Interview

KONZERN- KENNZAHLEN

10 IT'S ALL ABOUT POTENTIAL

  1. Geschäftsmodell und Strategie
  1. Die Blue Cap am Kapitalmarkt
  1. Aus den Beteiligungen
  1. Bericht des Aufsichtsrats

48 _ZUSAMMENGEFASSTER LAGEBERICHT

87 _KONZERNABSCHLUSS

151 _WEITERE INFORMATIONEN

152 Konzern-Gewinn- und -Verlustrechnung mit Adjustments

153 Bestätigungsvermerk

157 Kontakt, Finanzkalender und Impressum

WISSENSWERTES Weitere Infor- mationen zum NAV finden Sie auf Seite 59 ff.

TEUR

2023

2022

in %

Veränderung

Umsatzerlöse

273.322

291.268

-6,2

Adjusted EBITDA *

23.184

27.459

-15,6

Adjusted EBITDA-Marge in %

8,5

9,3 

-8,2

Konzernjahresergebnis

-20.284

10.437

-294,3

Cashflow aus der laufenden

Geschäftstätigkeit

19.603

15.201

29,0

Cashflow aus der Investitionstätigkeit

8.821

-6.963

-226,7

Ergebnis je Aktie in EUR

(gewogener Durchschnitt)

-4,02

2,78

-244,6

Dividende je Aktie in EUR **

0,65

0,90

-27,8

Dividendenrendite je Aktie in % **

3,7

3,6 

2,8

31.12.

31.12.2022

in %

2023

Veränderung

Bilanzsumme

243.904

298.701

-18,3

Net Asset Value in EUR Mio.

112,3

160,8

-30,2

Eigenkapital

87.254

109.362

-20,2

Eigenkapitalquote in %

35,8

36,6

-2,3

Net Working Capital ***

47.263

62.056

-23,8

Nettoverschuldungsgrad in Jahren

2,5

2,4

4,2

Beschäftigte Gruppe Ø

1.279

1.452

-11,9

Beschäftigte Holding Ø

13

13

0,0

  • Adjustments: bereinigt um außergewöhnliche, periodenfremde sowie sonstige Effekte aus Reorganisations- maßnahmen und Einmaleffekte sowie um aus den Kaufpreisallokationen entstehende Effekte
  • Dividende und Dividendenrendite (bezogen auf den jeweiligen XETRA-Schlusskurs des Geschäftsjahres) sind vorbehaltlich der Zustimmung der Hauptversammlung, voraussichtlich im Juni 2024.
  • Inkl. Vertragsvermögenswerte und Vertragsverbindlichkeiten

GESCHÄFTSBERICHT 2023 _

2

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PROFIL

Die Blue Cap AG investiert als Beteiligungsgesellschaft in mittel- ständische Unternehmen aus dem B2B-Bereich in Sondersituationen. Primär geht es immer um Situationen, die mit erhöhtem Restrukturie­ rungsbedarf einhergehen, aber die Blue Cap ist insbesondere auch dann ein wirkungsvoller Partner, wenn der Kern des Problems abseits des operativen Geschäfts zu finden ist: ungeklärte Nachfolge­ situationen, komplexe Gesellschafterstrukturen­ oder Carve-outs. Die Expertise unseres Teams legt für den erfolgreichen Turnaround des akquirierten Unternehmens den Grundstein. Die Beteiligungen werden veräußert, sobald die Blue Cap ihr geplantes Transformations­ programm erfolgreich umsetzen konnte und das Unternehmen in einer anderen Eigentümerstruktur die nächste Entwicklungsstufe erreichen kann.

MISSION

EMPOWERING TRANSFORMATION

Im Fokus einer Investitionsentscheidung stehen bei uns die Identifizierung des gesunden Kerns eines Unternehmens und der klare Blick auf das Wertsteigerungspotenzial. Mit unserer Expertise und einem aktiven Beteiligungsansatz entwickeln wir das Unternehmen strategisch und operativ weiter. Ziel ist schließlich die Realisierung der erreichten Wertsteigerung durch einen erfolgreichen Verkauf - mit einer möglichst hohen Rendite auf das eingesetzte Kapital. Als kapitalmarktnotiertes Unternehmen steht für uns der Wunsch, nachhaltig Wert für alle Stakeholder zu schaffen, im Fokus unserer täglichen Arbeit. Unsere Strategie "Blue Cap 2026" gibt dafür den Kurs vor.

2023 haben wir uns in einem anspruchsvollen Marktumfeld behauptet. Auch 2024 bleiben die Märkte unruhig und vielfältige Herausforderungen führen zu Veränderung. In diesem Umfeld agieren wir dynamisch und verfolgen ein klares Zielbild: Ertragssteigerung durch aktives Turnaround- Management. Dieses wird in vielfacher Hinsicht bestimmt von Potenzialen. Potenziale, die entscheidende Hebel für die Wertsteigerung unserer Unternehmen bieten. Potenziale, die es bei uns in der Holding gibt und sich auf die tägliche Arbeit auswirken. Und schließlich Potenziale, die sich aufgrund von Konjunkturveränderungen oder Markttrends immer wieder neu formen. Daraus ergibt sich das Thema für unseren diesjährigen Geschäftsbericht:

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_ DER VORSTAND IM INTERVIEW

ZURÜCK AUF DEN

WACHSTUMSPFAD:

SO GEHT'S.

Dr. Henning von Kottwitz und Henning Eschweiler über ein klares Zielbild, mehr Transaktionen und bewährte Hebel für die Wertsteigerung.

_ von links nach rechts:

Henning Eschweiler, Chief Operating Officer, zuständig für das Beteiligungs­ management sowie das Thema Nachhaltigkeit. Dr. Henning von Kottwitz, Vorstandsvorsitzender und CEO, zuständig für die Bereiche Mergers & Acquisitions, Kapitalmarkt, Finanzen und Recht.

GESCHÄFTSBERICHT 2023 _

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_ DER VORSTAND IM INTERVIEW

Herr von Kottwitz, Herr Eschweiler, wie fällt Ihr Resümee für das Geschäftsjahr 2023 aus?

_H. v. K.: 2023 war für die Blue Cap insgesamt ein schwieriges Jahr, wobei es unterm Strich Licht und Schatten gab. Die Geschäftsentwicklung ins- besondere in der Mitte des Jahres lag unter der

ursprünglichen­Erwartung. Das hat zu einer deut- lich negativen Entwicklung von NAV und Börsen­ kurs geführt. Belastet hat sicherlich auch der ­kurzfristige Vorstandswechsel im dritten Quartal - das ist gerade in einer solchen Phase eine

He­ raus­ forderung­ . Positiv dagegen war, dass sich das ­operative Geschäft im vierten Quartal wieder stabilisierte. Die Restrukturierungsmaßnahmen, die wir bei einigen Portfoliounternehmen im Jahresverlauf­ initiiert hatten, begannen zu greifen. Insgesamt haben wir uns angesichts der schwierigen Rahmenbedingungen ordentlich geschlagen und blicken mit dem Trend aus dem vierten Quartal durchaus zuversichtlich auf 2024.

_H. E.: In der Tat, wir hatten 2023 Gegenwind, aber entscheidend ist doch, wie wir damit umgegangen sind. Wir haben uns frühzeitig im gesamten

__ Dr. Henning von Kottwitz, CEO

Der promovierte Volljurist verfügt über langjährige Erfahrung in der Beteiligungsbranche­ und im deutschen Mittelstand. Er begann seine Karriere bei einer führenden Strategieberatung, wo er insbesondere Unternehmen im Bereich Industriegüter beriet. Darüber hinaus war er viele Jahre in unterschiedlichen Management- und Leitungs­ funktionen, u. a. bei mittelständischen Industrie- und Logistikunternehmen aktiv.

M&A ist elementarer Bestandteil unseres Geschäftsmodells und unserer Wertgenerierung:

Hier wollen wir wieder

­deutlich aktiver werden.

_ Dr. Henning von Kottwitz

Portfolio auf die Cash-Optimierung konzentriert - im Wesentlichen durch Bestandsabbau und For- derungsmanagement. Hier haben ausnahmslos alle Portfoliounternehmen großen Einsatz gezeigt. Wo erforderlich, haben wir mit wirkungsvollen,­ leis- tungswirtschaftlichen Turnaround-­Programmen sichtbar Ergebnis heben können. Die Summe der Maßnahmen hat wesentlich zur Resilienz­ steigerung im Portfolio beigetragen, wovon wir 2024 profitieren.

Ein Unternehmen haben Sie auch 2023 veräußert.

Wie bewerten Sie diesen Deal für die Blue Cap?

_H. E.: Der Verkauf des Lebensmittelverpackungs- herstellers Uniplast erfolgte entsprechend unse- res Best-Owner-Ansatzes. Nach erfolgreich ab- geschlossener ­Restrukturierung konnten wir mit

unserer­ Expertise keinen substanziellen Beitrag mehr zur Wert- und Weiterentwicklung leisten. Der Verkaufsprozess war dann nur folgerichtig und ich freue mich sehr, dass sich am Ende eines ­kompetitiven ­Prozesses das Geschäftsführungs- team mit dem besten Angebot durchsetzen konnte.

GESCHÄFTSBERICHT 2023 _

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INFORMATIONEN

_ DER VORSTAND IM INTERVIEW

Herr von Kottwitz, Sie sind im Herbst aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand gewechselt. Wie bewerten Sie heute diesen Schritt?

_H. v. K.: Ich habe mich gefreut, diese Aufgabe über-

nehmen zu dürfen: Ich kenne die Blue Cap ja schon länger und bin überzeugt, dass das Unternehmen viel Potenzial hat. Wichtig für diesen Wechsel aus dem Aufsichtsrat in den Vorstand war die Unter- stützung unserer Großaktionäre. Es ist sehr hilf- reich für die Blue Cap, dass unsere Ankeraktionäre eine langfristige Perspektive haben und an einem Strang ziehen­. Und es war wichtig, schnell eine Nachfolgelösung im Vorstand zu finden. Jetzt geht es darum, gemeinsam mit meinem Vorstandskolle-

gen Henning­ Eschweiler, dem Blue Cap-Team, den ­Geschäftsführungen und den Beschäftigten in den Unternehmen das besagte Potenzial auch zu heben.

Welche Stärken bringen Sie für die Arbeit bei der Blue Cap mit?

_H. v. K.: Mit meinem Hintergrund als Volljurist mit einer Spezialisierung auf Gesellschafts- und Unter­ nehmensrecht und meiner langjährigen Erfahrung als Unternehmensberater im Industriegüterumfeld­ bringe ich die Voraussetzungen für eine erfolgrei- che Weiterentwicklung der Blue Cap mit. Ich bin mit den Themen Restrukturierung und Transformation aus vielen Jahren beruflicher Praxis ­bestens vertraut. Und ich habe bereits zuvor vergleichbare­ Unternehmen geleitet. Nicht zuletzt ergänzen ­Henning Eschweiler und ich uns mit unseren kom- plementären Expertisen sehr gut.

Als eine der ersten Maßnahmen haben Sie ein Strategie-Update vorgenommen. Warum? Und was ist sein Kern?

_H. v. K.: Angesichts des schwierigen Geschäfts­ verlaufs 2023 und des Wechsels im Vorstand wurden­

wir naheliegenderweise mit der Frage konfrontiert, wie es weitergeht. Gleichzeitig gab es in den sechs Monaten vor meinem Start bei der Blue Cap relativ wenig M&A-Aktivität. Daher war es uns wichtig, ein klares Signal zu setzen, dass wir an das Potenzial des Unternehmens­ glauben und den Hebel wieder auf Wachstum stellen wollen. Wir haben sehr zügig das Portfolio, die Fähigkeiten des Unternehmens und das Marktumfeld analysiert und auf dieser Basis die strategische Ausrichtung neu fokussiert. Insbesondere­ aufbauend auf dem erfolgreichen Track Record, den sich die Blue Cap in Bezug auf Wertgenerierung durch Transformation aufgebaut hat, und auch vor dem Hintergrund des aktuel- len Marktumfelds, ergibt sich die Ausrichtung: So wollen und werden wir beim Thema M&A deutlich aktiver sein und Targets aufgrund des Potenzials für Wertsteigerungen über Transformations- und Turnaround-Maßnahmen aussuchen. Hier sehen wir großes Potenzial, und wir glauben auch, dass wir dieses umsetzen können. Das spiegelt sich in unserem neuen Mittelfristziel, den NAV pro Aktie bis Ende 2026 auf EUR 60 zu verbessern, wider.

GESCHÄFTSBERICHT 2023 _

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_ DER VORSTAND IM INTERVIEW

__ Henning Eschweiler, COO

Der ausgebildete Industriemechaniker

Ein NAV von EUR 60 bedeutet eine deutliche Er-

hat Maschinenbau und Betriebs­

höhung gegenüber dem Stand von 2023. Ist das

wirtschaftslehre an der RWTH Aachen

und der ETH Zürich studiert. Er startete

nicht sehr anspruchsvoll?

seine Karriere als Berater bei der

Struktur Management Partner GmbH.

_H. v. K.: Ja - das ist sicherlich ein ambitioniertes

Zuletzt war er beim Private-Equity-Haus

Ziel, aber es ist bewusst gewählt und wir glauben

Nimbus tätig, wo er sowohl für M&A-

Transaktionen als auch für das Portfolio­

daran. Uns ist klar, dass es dafür am Ende auch ein

management verantwortlich war.

Stück weit konjunkturellen Rückenwind und das

richtige Händchen bei Zukäufen benötigt. Aber uns

ist wichtig zu sagen: Das ist kein gewürfelter Wert,

sondern basiert auf unseren Szenarien. Wir glauben,

Sie sprachen gerade über mehr Transaktionen

dass die Blue Cap dafür die Voraussetzungen hat.

und mehr Fokus auf Turnaround-Maßnahmen.

Würden Sie das bitte etwas vertiefen?

_H. v. K.: Zunächst einmal: An unserem Geschäfts­

2023 haben wir

modell "Buy, Transform & Sell" hat sich nichts ge-

ändert. Wir wollen aber in allen drei Säulen wie-

bewiesen, dass wir

der deutlich aktiver sein. "Sell" hat für uns zurzeit

Turnaround und

­besondere Priorität. Einige unserer Unternehmen

sind reif für einen Verkauf. Hier sind wir bereits in

Transformation

guten Gesprächen. Auf diese Weise realisieren wir

können. Exakt das

lungsfähig für neue Akquisitionen. Was das Thema

die erzielte Wertsteigerung, und wir werden hand-

ist zukünftig der

Turnaround betrifft, so wollen wir uns bei der Aus-

Kern unserer Invest­­

wahl unserer Entwicklungsprojekte wieder stärker

mentstrategie:

auf solche Situationen konzentrieren, mit denen wir

in der Vergangenheit die meisten Werte generiert

Ertragssteigerung

haben. Daher stehen Unternehmen, die bestimm-

durch aktives Turn­

te Sondersituationen durchlaufen wie eine Krise,

Nachfolgethemen oder ein Carve-out, verstärkt im

around-Management.

Fokus. Natürlich muss ein Unternehmen immer

auch zu unseren Fähigkeiten und somit bei uns ins

_ Henning Eschweiler

Portfolio passen.

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_ DER VORSTAND IM INTERVIEW

Wie nehmen Ihre Investoren das Strategie-­ Update auf?

_H. v. K.: Grundsätzlich sehr positiv. Wir erhalten in unseren Gesprächen das klare Feedback, dass dies ein sinnvoller Weg ist. Gleichzeitig erwartet der Markt nun aber auch Umsetzungserfolge. Solange sich diese nicht konkret zeigen, herrscht bei unse- rer Aktie bei vielen Anlegern eine eher abwartende ­Haltung vor. Nachdem unser Wertpapier im Jahres- verlauf 2023 deutlich nachgegeben hatte, konnte

sich seine­ Notierung in den letzten Monaten zwar stabilisieren, ein klarer Aufwärtstrend steht aber noch aus. Dies ist somit für uns noch kein Erfolg, sondern bestenfalls ein Zwischenschritt. Abgese- hen davon ist der Discount der Aktie zum inneren Wert unseres Unternehmens weiterhin deutlich zu groß. Diese ­Lücke gilt es zu schließen.

Wie schätzen Sie die Situation auf dem Trans­ aktionsmarkt ein?

_H. v. K.: Gegenüber den Vorjahren hat sich der Markt abgekühlt. Wir sehen ihn aber positiver, als es in der Öffentlichkeit häufig dargestellt wird. Die Bewertungen im Markt sind zwar zurückgegan- gen. Für interessante Assets gibt es aber immer noch eine gute Nachfrage, sodass sich auf der Ver- kaufsseite gute Erträge erzielen lassen. Und auf der Akquisitionsseite­ bekommen wir vor allem aus dem Restrukturierungs- oder Turnaround-Bereich we- gen der steigenden Zahl an Sondersituationen viele Angebote - also aus dem Markt, in dem wir für uns eine Menge Potenzial sehen.

Kommen für den Erwerb auch größere Unter- nehmen in Betracht?

_H. E.: Ja, danach schauen wir explizit. Der er- folgreiche Turnaround eines Unternehmens mit EUR 100 Mio. Umsatz bietet deutlich mehr Ertrags- potenzial als der Turnaround eines Unternehmens mit EUR 20 Mio. Umsatz. Der Ressourceneinsatz ist dabei vergleichbar und der Return on Invested Capital verbessert sich, weil sich der Eigenkapital- bedarf in einem idealtypischen Fall nicht linear zur Umsatzgröße verhält. Ob uns ein Asset interessiert, schauen wir aber im Einzelfall an und die Optionen, opportunistisch ­einen Deal machen zu können, wol- len wir auch nicht durch ein dogmatisches Größen-

cluster beschränken­. Die Spanne für unsere M&A- Pipeline reicht daher von Umsatzgrößen zwischen EUR 20 Mio. und EUR 200 Mio. mit einer EBITDA- Marge bis circa 5 %. Um unser Interesse zu wecken, ist es aber noch wichtiger, dass wir einen gesunden Kern identifizieren können, der die Relevanz des Zielunternehmens nachhaltig begründet. Mit unse­ rer Restrukturierungsexpertise legen wir diesen ge- sunden Kern frei, der dann das Fundament eines ad­ justierten, ­zukunftsfähigen Geschäftsmodells bildet.

Woran machen Sie mit Blick auf das Bestands- portfolio fest, wann ein Unternehmen verkauft werden sollte?

_H. E.: Wir schauen in drei Dimensionen auf ­unser Portfolio. Erstens müssen wir aufzeigen können, dass uns der Turnaround messbar erfolgreich ­gelungen ist. Zweitens konzentrieren wir uns vom Closing-Tag an auf die "Exit Readiness" des Unternehmens. Hiermit sind alle Aspekte ­gemeint,

die nicht unmittelbar ertragssteigernd sind, aber unseren späteren Transaktionserfolg maßgeb- lich beeinflussen­ können. Dazu gehört eine ­klare und ­attraktive Equity Story, die bereits Potenziale

berücksichtigt,­welche erst durch den nächsten ­Eigentümer gehoben werden, aber auch "Content Readiness". Damit meinen wir absolute Klarheit

in den kaufmännischen Steuerungssystemen­so- wie in der Lieferketten- und ESG-­Dokumentation. In diesen Disziplinen profitiert unser Portfolio ­übrigens von der Börsennotierung der Blue Cap AG und dem damit einhergehenden Anspruch an die Datenqualität. Drittens schauen wir natürlich auf die Dynamik im Transaktionsmarkt. Hier funk- tioniert M&A wie jeder andere ­Handelsplatz: Den besten Return erreichen wir, wenn Wettbewerb um unsere Assets entsteht.

Herr Eschweiler, auf welche Maßnahmen kommt es 2024 besonders an, um das Blue Cap-Portfolio nach vorne zu bringen?

_H. E.: Das Jahr 2023 war stark durch unsere port­ folioweite All-Weather-Strategie geprägt, d. h. die Optimierung der Cash-relevanten Bilanzgrößen, aber nicht zulasten der Entwicklungspotenziale. Dies hat im Kern auch für das laufende Geschäfts- jahr weiterhin Bestand. Darüber hinaus hat 2024 nicht dieses eine Leitmotiv, das sich auf alle Port­ foliogesellschaften gleichermaßen anwenden lässt. Wir haben vielmehr eine Zweiklassen­gesellschaft­ im Portfolio: Underperforming Assets, bei denen der ­Abschluss von Ertragssteigerungsprojekten­ im Fo- kus steht, und Performing Assets, die wir mit Blick auf die eben angesprochene "Exit Readiness" ziel­ gerichtet positionieren. Zudem schauen wir bei allen

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_ DER VORSTAND IM INTERVIEW

Unternehmen stärker auf die Werttreiber oberhalb des Rohertrags wie Einkauf, Pricing und Vertrieb. Aber auch hier sind die Initiativen sehr individuell.

Auch das Thema Nachhaltigkeit ist ein Wert­ treiber …

_H. E.: … und ein Thema, mit dem wir uns intensiv­

beschäftigen,­wobei der Wertfaktor im ersten Schritt nur mittelbar zum Tragen kommt. Die CSRD-Vorgaben sind umfangreich und erfordern neue Datenerhebungsprozesse und neues Perso- nal. Das verursacht­ Kosten, die die Unternehmen in der Größenordnung unserer Portfoliogesellschaften deutlich spüren. Auf der anderen Seite profitieren unsere Beteiligungen im Wettbewerb um Aufträge schon jetzt davon, da sie sich in der Regel irgendwo in der Lieferkette von Großunternehmen einordnen, die zunehmend strengeren ESG-Regularien ausge- setzt sind und diese höheren Ansprüche auch an ihre ­Zulieferer weitergeben.

Was nehmen Sie sich für 2024 konkret vor?

_H. v. K.: Das lässt sich in drei Zielen zusammen­

fassen: Erstens wollen wir im Portfolio ein bis zwei Beteiligungsverkäufe realisieren - mindestens auf NAV-Niveau und mit guten Returns auf unser ­eingesetztes Kapital. Zweitens wollen wir attraktive Portfolioverstärkungen durchführen und noch 2024 nach Möglichkeit ein bis zwei Zukäufe tätigen.

Drittens­ gehen wir das Thema Discount zum Net Asset Value an. Dazu werden wir noch besser erklä- ren und zeigen, wie wir durch Transformation ­Wertsteigerungen für unsere Shareholder erzielen. Zusätzlich ist zu ergänzen, dass wir das Team der

Blue Cap neu ­fokussieren: Wir wollen insgesamt ­effizienter und effektiver werden. Was die konkreten Zahlen betrifft, prognostizieren wir ein leichtes Umsatzwachstum bei einem Anstieg der adjusted EBITDA-Marge.

_H. E.:Für 2024 haben wir uns vorgenommen, in allen drei Dimensionen unseres Geschäftsmodells - "Buy, Transform & Sell" - abzuliefern; darauf ist alles ausgerichtet. "Transform" und "Sell" sind damit die dominierenden Herausforderungen im Bestands­ portfolio. Die konkreten Maßnahmen haben wir ­zuvor beleuchtet. Um dann nach erfolgreichen ­Buy-Side-Transaktionen auch in der anschließenden Transformationsphase neuer Portfoliounternehmen das Momentum hochzuhalten, werden wir im Team entsprechende Ressourcen aufbauen. Hierfür die passenden Teammitglieder zu finden, hat für uns ebenfalls eine hohe Priorität.

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Auf der Akquisitionsseite fokussieren wir uns auf Sondersituationen mit hohen Ertragssteigerungs­ potenzialen. Diese stecken in vielen Unternehmen und an verschiedenen Ecken und Enden. Um sie freizusetzen, braucht es aber vor allem die richtigen Fähigkeiten und Kompetenzen im Team.

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Blue Cap AG published this content on 24 April 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 24 April 2024 05:05:21 UTC.