(neu: Reaktion IG Metall)

FRANKFURT (dpa-AFX) - Der Zulieferer Continental will in Hessen zwei Auto-Standorte dichtmachen und insgesamt 1200 Stellen abbauen. Die Standorte Schwalbach und Wetzlar würden bis Ende 2025 geschlossen und die Arbeit schrittweise nach Frankfurt und Babenhausen verlagert, kündigte das Unternehmen am Dienstag an. Ein Teil der Belegschaft solle dann umziehen. Die übrigen Stellen sollen "sozialverträglich" abgebaut werden.

Auch in Frankfurt und Babenhausen sollen Stellen wegfallen oder verlagert werden. Insgesamt seien im Rhein-Main-Gebiet 2300 der bisher rund 8000 Mitarbeiter betroffen, von denen 1100 den Standort wechseln sollen. Bei der Umstrukturierung geht es sowohl um die Verwaltung als auch um Forschung und Entwicklung.

"Mit den Maßnahmen verbessern wir unsere Kostenstruktur und stärken insbesondere die Zusammenarbeit in Forschung und Entwicklung", sagte Automotive-Vorstand Philipp von Hirschheydt laut Mitteilung. Frankfurt, bisher schon Hauptsitz der Automotive-Sparte, soll zum Kompetenzzentrum für Fahrzeugsoftware und -architekturen ausgebaut werden, Babenhausen zum reinen Standort für Displays und Cockpits werden. Konzernchef Nikolai Setzer hatte Ende 2023 angekündigt, das Segment organisatorisch herauszulösen, um dann möglich Optionen prüfen zu können. Von einem Einstieg eines Investors, einer Gemeinschaftsfirma bis hin zu einem Verkauf oder Börsengang sei alles möglich.

Stellenabbau auch in Frankfurt

Den größten Stellenabbau soll es nach Angaben eines Sprechers aber nicht an den beiden wegfallenden Standorten geben, sondern in Frankfurt, mit bisher 4700 Mitarbeitern größter Standort der Conti-Sparte in Hessen. 630 Stellen sollen dort wegfallen. In Schwalbach und Wetzlar fallen mit der Schließung jeweils rund ein Drittel der Stellen weg. Die übrigen Mitarbeiter will Conti in Frankfurt oder Babenhausen weiterbeschäftigen. Bisher beschäftigt Conti in Schwalbach 930 Menschen und in Wetzlar 460.

Die Gewerkschaft IG Metall regierte mit scharfer Kritik. "Continental hat die Entscheidung getroffen, den Standort platt zu machen", sagte Stefan Sachs, erster Bevollmächtigter der IG Metall Mittelhessen, mit Blick auf Wetzlar. Diese Entscheidung werde man nicht akzeptieren. "Wir werden um jeden Arbeitsplatz kämpfen." Am Mittwoch wolle man in Wetzlar mit der Belegschaft auf einer Betriebsversammlung über das Vorgehen beraten. Arbeitsniederlegungen zur Durchsetzung eines Sozialtarifvertrags seien nicht auszuschließen.

Betriebsbedingte Kündigungen will Conti vermeiden. "Unser Ziel ist es, diesen Abbau so sozialverträglich wie möglich zu gestalten", sagte ein Sprecher der Deutschen Presse-Agentur. "Wir werden alles dafür tun, gemeinsam mit unseren Sozialpartnern und dem Betriebsrat gute und individuelle Lösungen zu finden." Die Gespräche dazu würden nun beginnen. Denkbar seien Vorruhestandprogramme, Altersteilzeit und Qualifizierungsprogramm für neue Jobs bei anderen Arbeitgebern.

Der Stellenbau ist Teil des im Februar angekündigten Konsolidierungsprogramms für die schwächelnde Sparte. Weltweit sollen 7150 Stellen wegfallen und Standorte zusammengelegt werden. Die Verwaltungskosten sollen dadurch ab 2025 um 400 Millionen Euro pro Jahr sinken und die Ausgaben für Forschung und Entwicklung bis 2028 auf unter zehn Prozent des Umsatzes fallen./fjo/DP/ngu