Berlin (Reuters) - Der Koordinator der Bundesregierung für die transatlantische Zusammenarbeit, Peter Beyer, stellt das fast fertig gebaute Gaspipelineprojekt Nord Stream 2 infrage und fordert einen Aufschub des Baus.

"Das Projekt ist ein ernstzunehmender Stolperstein für den Neustart der transatlantischen Beziehungen", sagte der CDU-Politiker der "Wirtschaftswoche". "Die Amerikaner erwarten von uns, dass auch wir nicht nur unsere Rhetorik ändern, sondern Taten sprechen lassen. Ich plädiere deshalb für ein Baumoratorium von Nord Stream 2."

Die USA lehnen auch unter dem neuen Präsidenten Joe Biden die 1200 Kilometer lange Röhre mit der Begründung ab, Europa werde dadurch noch stärker abhängig von russischem Erdgas. Dies weist die Bundesregierung strikt zurück. Die Vereinigten Staaten wollen allerdings auch eigenes Flüssiggas in Europa verkaufen. Auch in der EU ist das Projekt umstritten. Vor wenigen Tagen kritisierte US-Außenminister Anthony Blinken erneut den Pipeline-Bau und sprach von möglichen Sanktionen. Das Projekt gefährde die Position der Ukraine und sei gegen Europas Energieinteressen, sagte Blinken.

Deutschland müsse der Stimmung in den USA Rechnung tragen, forderte Beyer. "Europäische Souveränität darf nicht als Festung Europa missverstanden oder dahingehend umgedeutet werden", sagte er. "Starkes Europa - ja. Abschottung von den USA - nein."