Konzernlagebericht

GESCHÄFTSVERLAUF UND WIRTSCHAFTLICHE LAGE

Wirtschaftliches Umfeld

Nach einem kräftigen Aufschwung im Jahr 2021 verlangsamte sich das Wirtschaftswachstum 2022 deutlich, was vor allem auf den durch den russisch-ukrainischen Krieg verursachten Angebotsschock bei Energie, die zur Dämpfung der Inflation ergriffenen Fiskalmaßnahmen und die andauernden Covid-bedingten Einschränkungen in China zurückzuführen war. Die Inflation schnellte auf ein seit Jahrzehnten nicht mehr gekanntes Niveau, was weltweit zu einer restriktiveren Geldpolitik führte. Auch Covid hatte selbst nach der Aufhebung der Beschrän- kungen wirtschaftlicher und sozialer Aktivitäten im Jahresverlauf immer noch einen wachstumsdämpfenden Effekt. Auch Lieferkettenprob- leme erschwerten nach wie vor die Erholung der Sachgütererzeugung, wenn auch in abnehmendem Maß. Die Arbeitsmärkte blieben hinge- gen robust. Insgesamt stieg das reale BIP weltweit um 3,4%, nachdem zu Jahresbeginn 2022 noch 4,4% prognostiziert wurden.

Von den entwickelten Volkswirtschaften der Welt verzeichneten sowohl die Vereinigten Staaten als auch der Euroraum rückläufige BIP- Wachstumsraten. Die wirtschaftlichen Folgen der russischen Invasion in der Ukraine, ein kurzzeitiger Rückschlag durch die Omikronwelle, restriktivere Finanzierungsbedingungen, sinkende verfügbare Realeinkommen infolge der fiskalischen Normalisierung und eine hohe Inflation hatten insgesamt eine negative Auswirkung auf die globale Wirtschaftsleistung.

Der militärische Konflikt zwischen Russland und der Ukraine sowie die daraus resultierenden Sanktionen wirkten sich auf die Exporte von Rohstoffen wie Metallen, Nahrungsmitteln, Öl und Gas aus der Region negativ aus, was die Inflation auf den seit Jahrzehnten höchsten Stand trieb. Aufgrund der hohen Abhängigkeit Österreichs und einiger Kernmärkte von russischem Erdgas sanken die Erdgaspreise nach dem Sommer wieder angesichts hoher Speicherstände sowie reduzierten Lieferungen- neben Österreich waren auch einige Volkswirtschaf- ten in CEE sehr stark von russischem Erdgas abhängig. Als Reaktion auf die starke Inflation hatten die Zentralbanken außerhalb des Eu- roraums bereits 2021 einen restriktiveren Kurs in der Geldpolitik eingeschlagen. Die Europäische Zentralbank (EZB) folgte 2022. Zusätz- lich griffen die Staaten zu Maßnahmen wie Preisdeckelungen, Subventionen und Steuersenkungen. Ähnlich wie in anderen entwickelten Volkswirtschaften blieben die Arbeitsmärkte im Euroraum sehr stark, die Arbeitslosenquoten in den meisten Ländern sanken. Insgesamt wuchs die Wirtschaft des Euroraums um 3,5%.

Die Zentralbanken befinden sich - verstärkt durch die anhaltende geopolitische Krise - im Spannungsfeld zwischen Inflationsbekämpfung und Stabilisierung von Konjunktur, Finanz- und Staatsschulden. Zur Bekämpfung der anhaltend hohen Teuerungsraten haben die Noten- banken deutliche Zeichen gesetzt und ihre zuvor expansive Geldpolitik beendet. Nach Zinserhöhungen in einigen CEE-Ländern und in Großbritannien hatte auch die US Federal Reserve (Fed) Mitte März den ersten Schritt eines Zinsanhebungszyklus gesetzt. Etwas zeitver- zögert beendete auch die Europäische Zentralbank (EZB) im Juli mit der ersten Zinserhöhung seit 11 Jahren ihre seit sechs Jahren andau- ernde Nullzinspolitik. Die EZB erhöhte in insgesamt vier Zinsschritten den Leitzins zum Jahresende auf 2,5% und rekalibrierte die Bedin- gungen der gezielten längerfristigen Refinanzierungsgeschäfte. Die gestiegenen Zinsen, gemeinsam mit gewachsenen Volumina in ihren Märkten, haben sich positiv auf den Zinsüberschuss der Erste Group ausgewirkt. Die Rekalibrierung der Bedingungen für das TLTRO Programm der EZB führte zu Schätzungsanpassungsverlusten, welche den Zinsüberschuss reduzierten.

Die österreichische Wirtschaft entwickelte sich besser als im Jahresverlauf erwartet und lag über dem Durchschnitt der Europäischen Union. Das Wirtschaftswachstum, das in der ersten Jahreshälfte deutlich stärker ausfiel, wurde von nahezu allen Wirtschaftssektoren gestützt, insbesondere dem Verkehr, dem Gastgewerbe, Dienstleistungen und der Sachgütererzeugung. In den meisten Branchen wurden die vor der Pandemie verzeichneten Niveaus wieder erreicht oder sogar überschritten. Die in Österreich hoch entwickelte Tourismusindustrie konnte sich mit der deutlichen Lockerung der Reisebeschränkungen weiter erholen. Der Handel leistete zu dieser Entwicklung ebenfalls einen deutlichen Beitrag. Im zweiten Halbjahr schwächte sich die Konjunktur in Österreich allerdings ab. Das Wachstum wurde durch den durch die hohe Inflation bedingten Rückgang der verfügbaren Einkommen spürbar gebremst. Darüber hinaus wirkten sich Lieferkettenprobleme negativ auf Investitionen und die Industrieproduktion aus. Während die meisten Covid-Maßnahmen während des Jahres ausliefen, schnürte die Regierung Hilfspakete, die die Auswirkungen der starken Inflation abmildern sollten. Die Maßnahmen umfassten vor allem Steuerer- leichterungen und Einmalzahlungen wie einen Klimabonus. Die Menge des in Österreich gespeicherten Gases erhöhte sich rasch und zählte zu Winterbeginn zu den höchsten in der Europäischen Union. Die Inflation erreichte im Oktober mit 11,0% einen Höhepunkt. Im Jahres- durchschnitt belief sich die Inflation 2022 auf 8,6%. Der österreichische Arbeitsmarkt erwies sich abermals als robust. Mit der Ende 2022 verzeichneten Arbeitslosenquote von 5,0% und bei der Anzahl der registrierten Langzeitarbeitslosen wurde der tiefste Stand seit 2014 er- reicht. Insgesamt wuchs die österreichische Wirtschaft um 4,7%.

Auch die Entwicklung der Volkswirtschaften in Zentral- und Osteuropa übertraf die Erwartungen. Die Wachstumsprognosen wurden wäh- rend des Jahres selbst in Ländern mit - vor Ausbruch des Russland-Ukraine-Kriegs - starker Abhängigkeit von russischem Gas wie Tsche- chien, der Slowakei und Ungarn wieder angehoben. Rumänien und Kroatien, in denen russisches Erdgas eine deutlich geringere Rolle spielt, erzielten die höchsten Wachstumsraten der Region. Der Privatkonsum, einer der wichtigsten Treiber des Wirtschaftswachstums, schwächte sich im zweiten Halbjahr sichtbar ab. Die Ausfuhren verzeichneten trotz Lieferkettenproblemen dynamisches Wachstum. Die von hohen

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Auftragsbeständen geprägte Fahrzeugindustrie trug merklich zum Wirtschaftswachstum bei. Kroatien profitierte von der Erholung des Tou- rismussektors.

Die Inflation zog das gesamte Jahr hindurch weiter an und überstieg im Herbst in vielen CEE-Ländern die Marke von 15%. Als Reaktion auf den starken Preisanstieg setzten die Zentralbanken auf eine restriktive Geldpolitik. Die Leitzinsen stiegen in Tschechien um mehr als drei Prozentpunkte, in Rumänien und Polen um fast fünf Prozentpunkte und in Ungarn um 15 Prozentpunkte. Die monetären Rahmenbe- dingungen wurden aber auch durch andere Instrumente wie eine Verkleinerung der Bilanz durch Deviseninterventionen im Fall Tschechiens oder ein strengeres Liquiditätsmanagement und höhere Mindestreserveanforderungen im Fall Ungarns beeinflusst. Die Arbeitsmärkte blie- ben in der Region äußerst robust, die Arbeitslosenquoten in den meisten CEE-Ländern lagen auf oder nahe an ihren historischen Tiefständen. Tschechien und Ungarn zählten in der Europäischen Union zu den Ländern mit den niedrigsten Arbeitslosenquoten. Zur Unterstützung von Privathaushalten und Unternehmen leiteten die Regierungen der CEE-Staaten eine Reihe von Maßnahmen ein, wie zum Beispiel Strom- preisdeckel oder direkte Energie bezogene Subventionen. Einige CEE-Länder wie Ungarn und Kroatien hoben Steuern auf sogenannte Übergewinne ein. Auf dem Währungsmarkt entwickelte sich der ungarische Forint deutlich schlechter als andere Währungen und schwächte sich 2022 um mehr als 10% ab. Andere CEE-Währungen wie der rumänische Leu und die tschechische Krone blieben gegenüber dem Euro weitgehend stabil. Am 1. Jänner 2023 trat Kroatien als 20. Mitglied dem Euroraum bei. Insgesamt lag das BIP-Wachstum der CEE-Volks- wirtschaften 2022 zwischen 1,7% in der Slowakei und 6,0% in Kroatien.

Analyse des Geschäftsverlaufs

Im Konzernlagebericht werden die GuV-Zahlen 2022 mit jenen von 2021 und die Bilanzwerte zum 31. Dezember 2022 mit jenen zum 31. Dezember 2021 verglichen. Die gesamte Entwicklung ist im Konzernanhang detailliert dargestellt.

Gewinn- und Verlustrechnung

in EUR Mio

2021

2022

Änderung

Zinsüberschuss

4.975,7

5.950,6

19,6%

Provisionsüberschuss

2.303,7

2.452,4

6,5%

Handelsergebnis & Gewinne/Verluste von Finanzinstrumenten FVPL

231,8

-47,3

n/v

Betriebserträge

7.742,0

8.570,6

10,7%

Betriebsaufwendungen

-4.306,5

-4.574,9

6,2%

Betriebsergebnis

3.435,5

3.995,8

16,3%

Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten

-158,8

-299,5

88,6%

Sonstiger betrieblicher Erfolg

-310,5

-398,5

28,3%

Steuern und Abgaben auf das Bankgeschäft

-73,5

-187,1

>100,0%

Ergebnis vor Steuern aus fortzuführenden Geschäftsbereichen

2.933,4

3.222,4

9,9%

Steuern vom Einkommen

-525,2

-556,1

5,9%

Periodenergebnis

2.408,1

2.666,3

10,7%

Nicht beherrschenden Anteilen zuzurechnendes Periodenergebnis

484,8

501,6

3,5%

Eigentümern des Mutterunternehmens zuzurechnendes Periodenergebnis

1.923,4

2.164,7

12,5%

Zinsüberschuss

Der Zinsüberschuss erhöhte sich sowohl im Privat- als auch im Firmenkundengeschäft signifikant. Der Anstieg des Zinsüberschusses bei Privatkunden ist auf ein höheres Zinsniveau in Tschechien, Ungarn, Rumänien, Österreich und der Slowakei sowie größere Kreditvolumina

  • insbesondere bei Wohnbaukrediten in Tschechien, der Slowakei und Österreich - zurückzuführen. Im Firmenkundengeschäft führten anhaltendes Kreditwachstum in allen Märkten sowie höhere Zinsen zu deutlichen Anstiegen - insbesondere in Tschechien, Ungarn und Rumänien. Das Kapitalmarktgeschäft verzeichnete ebenfalls einen deutlichen Anstieg. Dieser ist eine Folge höherer Zinsniveaus, günstiger Marktpositionen in Zinsderivaten und größerer Volumina bei Geldmarktplatzierungen.

Trotz bilanzieller Einmaleffekte im Zusammenhang mit der Inanspruchnahme von TLTRO III in Höhe von EUR -123,2 Mio (EUR +93,0 Mio) stieg der Zinsüberschuss auch in Österreich und in der Slowakei. Die Zinsspanne (annualisierte Summe von Zinsüber- schuss, Dividendeneinkommen und Periodenergebnis aus Anteilen an At Equity-bewerteten Unternehmen, dividiert durch durchschnittliche zinstragende Aktiva) lag bei 2,21% (2,05%).

Provisionsüberschuss

Zuwächse wurden in allen Kernmärkten und in fast allen Provisionskategorien erzielt. Die markantesten Anstiege gab es in allen Märkten bei den Zahlungsverkehrsdienstleistungen sowie der Vermögensverwaltung vor allem in Österreich und Tschechien. Bei den Zahlungsver- kehrsdienstleistungen waren die Anstiege sowohl auf eine höhere Anzahl an Transaktionen als auch auf Preiserhöhungen zurückzuführen.

Handelsergebnis & Gewinne/Verluste von erfolgswirksam zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten

Sowohl das Handelsergebnis als auch die Zeile Gewinne/Verluste von erfolgswirksam zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten (Fair Value Ergebnis) werden maßgeblich durch die Bewertung eigener verbriefter Verbindlichkeiten zum Fair Value beeinflusst. Die Bewertung der erfolgswirksam zum Fair Value bewerteten eigenen verbrieften Verbindlichkeiten wird im Fair Value Ergebnis abgebildet, während die Bewertung der korrespondierenden Absicherungsgeschäfte im Handelsergebnis erfasst wird.

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Das Handelsergebnis drehte sich aufgrund von Bewertungseffekten infolge der Marktzinsentwicklung im Derivativgeschäft auf EUR 778,6 Mio (EUR 58,6 Mio). Die Gewinne/Verluste von erfolgswirksam zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten entwickelten sich gegenläufig und erhöhten sich auf EUR 731,3 Mio (EUR 173,2 Mio). Verlusten aus der Bewertung des Wertpapierportfolios in Öster- reich (im Segment Sparkassen) und dem Kreditportfolio im Fair Value-Bestand in Ungarn standen, bedingt durch den Anstieg der langfris- tigen Zinsen, deutlich höhere Erträge aus der Bewertung eigener verbriefter Verbindlichkeiten gegenüber.

Verwaltungsaufwand

in EUR Mio

2021

2022

Änderung

Personalaufwand

2.578,1

2.668,0

3,5%

Sachaufwand

1.180,3

1.356,2

14,9%

Abschreibung und Amortisation

548,0

550,7

0,5%

Verwaltungsaufwand

4.306,5

4.574,9

6,2%

Der Personalaufwand erhöhte sich besonders deutlich in Tschechien, aber auch in Rumänien und Kroatien. Beim Sachaufwand gab es Anstiege in allen Kostenkategorien. Neben deutlich gestiegenen IT-Aufwendungen in Österreich im Zuge der fortschreitenden Digitalisie- rungsbestrebungen erhöhte sich der Raumaufwand, getrieben durch signifikant höhere Energiekosten, in allen Kernmärkten. Die Beiträge in Einlagensicherungssysteme stiegen auf EUR 142,9 Mio (EUR 122,4 Mio). In Ungarn stiegen die Aufwendungen auf EUR 18,2 Mio (EUR 7,1 Mio), vor allem wegen eines Einlagensicherungsfalls (Sberbank Europe AG). In Rumänien erhöhten sich die Aufwendungen für die Beitragszahlungen auf EUR 9,3 Mio (EUR 3,4 Mio), in Kroatien auf EUR 7,5 Mio (EUR 1,9 Mio). In Österreich gingen sie auf EUR 79,7 Mio (EUR 85,5 Mio) zurück. Die Kosten-Ertrags-Relation verbesserte sich signifikant auf 53,4% (55,6%).

Gewinne/Verluste aus der Ausbuchung von nicht erfolgswirksam zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten

Die Verluste aus der Ausbuchung von nicht erfolgswirksam zum Fair Value bewerteten Finanzinstrumenten beliefen sich auf EUR 75,3 Mio (EUR 32,8 Mio). Darin sind vor allem negative Ergebnisse aus dem Verkauf von Wertpapieren in Tschechien enthalten.

Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten

Das Ergebnis aus Wertminderungen von Finanzinstrumenten belief sich auf EUR -299,5 Mio (EUR -158,8 Mio). Die Nettodotierungen von Wertberichtigungen für Kredite und Darlehen erhöhten sich insbesondere durch Dotierungen in Österreich auf EUR 336,4 Mio (EUR 119,1 Mio). Positiv wirkten sich unverändert hohe Eingänge aus abgeschriebenen Forderungen in allen Segmenten insbesondere in Tschechien, Österreich und Kroatien in Höhe von EUR 82,1 (EUR 90,8 Mio) aus. Die Nettodotierungen für Kreditzusagen und Finanzga- rantien gingen auf EUR 27,6 Mio (EUR 104,8 Mio) zurück. Zuführungen zu Wertberichtigungen für Kreditrisiken waren maßgeblich durch die Aktualisierung der zukunftsgerichteten makroökonomischen Annahmen (FLIs) sowie die Berücksichtigung von Kreditrisiken auf kol- lektiver Basis für zyklische Industrien und energieintensive Sektoren bedingt. Insgesamt bestanden per Ende Dezember 2022 krisenbezo- gene Kreditrisikovorsorgen von EUR 928 Mio.

Sonstiger betrieblicher Erfolg

Der sonstige betriebliche Erfolg wird maßgeblich von den Steuern und Abgaben auf das Bankgeschäft beeinflusst. Diese stiegen auf EUR 187,1 Mio (EUR 73,5 Mio). Die Belastung der österreichischen Gesellschaften erhöhte sich auf EUR 63,0 Mio (EUR 10,5 Mio). Dieser Anstieg ist zur Hälfte auf einen Einmaleffekt im Jahr 2022 zurückzuführen. Die reguläre ungarische Bankensteuer stieg geringfügig auf EUR 15,1 Mio (EUR 15,0 Mio). Zusammen mit der Finanztransaktionssteuer in Höhe von EUR 59,1 Mio (EUR 47,9 Mio) und einer erstmalig zu entrichtenden, von den Nettoerlösen des Vorjahres abhängigen Sondersteuer in Höhe von EUR 49,9 Mio resultierten in Ungarn Bankenabgaben von insgesamt EUR 124,1 Mio (EUR 63,0 Mio).

Der Saldo aus Zuführungen/Auflösungen für sonstige Rückstellungen verbesserte sich auf EUR 46,3 Mio (EUR 5,1 Mio). Rechtsrisiken im Zusammenhang mit der rumänischen Bausparkasse verursachten Aufwendungen in Höhe von EUR 46,9 Mio, zusätzlich wurde im Zuge der Held for Sale-Klassifizierung einer rumänischen Tochtergesellschaft eine Rückstellung in Höhe von EUR 20,1 Mio gebildet. Diese negativen Effekte in Rumänien wurden durch Auflösungen von Rückstellungen in Höhe von EUR 54,3 Mio im Zusammenhang mit Rechts- streitigkeiten zu Konsumentenschutzklagen teilweise kompensiert. Darüber hinaus sind im sonstigen betrieblichen Erfolg die jährlichen Beiträge in Abwicklungsfonds von EUR 139,1 Mio (EUR 108,6 Mio) verbucht. Anstiege waren vor allem in Österreich auf EUR 73,9 Mio (EUR 51,5 Mio) und in Tschechien auf EUR 39,2 Mio (EUR 31,9 Mio) zu verzeichnen.

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Bilanz

in EUR Mio

Dez 21

Dez 22

Änderung

Aktiva

Kassenbestand und Guthaben

45.495

35.685

-21,6%

Handels- & Finanzanlagen

53.211

59.833

12,4%

Kredite und Darlehen an Kreditinstitute

21.001

18.435

-12,2%

Kredite und Darlehen an Kunden

180.268

202.109

12,1%

Immaterielle Vermögensgegenstände

1.362

1.347

-1,1%

Andere Aktiva

6.090

6.456

6,0%

Summe der Vermögenswerte

307.428

323.865

5,3%

Passiva und Eigenkapital

Finanzielle Verbindlichkeiten - Held for Trading

2.474

3.264

31,9%

Einlagen von Kreditinstituten

31.886

28.821

-9,6%

Einlagen von Kunden

210.523

223.973

6,4%

Verbriefte Verbindlichkeiten

32.130

35.904

11,7%

Andere Passiva

6.902

6.599

-4,4%

Gesamtes Eigenkapital

23.513

25.305

7,6%

Summe der Verbindlichkeiten und Eigenkapital

307.428

323.865

5,3%

Kassenbestand und Guthaben gingen - wesentlich bedingt durch vorzeitige Rückzahlungen von TLTRO III-Mitteln - auf EUR 35,7 Mrd (EUR 45,5 Mrd) zurück. Die Handels- und Finanzanlagen in den verschiedenen Kategorien der finanziellen Vermögenswerte stiegen auf EUR 59,8 Mrd (EUR 53,2 Mrd).

Kredite an Banken (netto), die nicht täglich fällige Sichteinlagen inkludieren, verringerten sich auf insgesamt EUR 18,4 Mrd (EUR 21,0 Mrd). Die Kundenkredite (netto) stiegen - vor allem in Österreich und in Tschechien - auf EUR 202,1 Mrd (EUR 180,3 Mrd). Wertberichtigungen für Kundenkredite lagen bei EUR 4,0 Mrd (EUR 3,9 Mrd). Die NPL-Quote, das Verhältnis der notleidenden Kredite zu den Bruttokundenkrediten, verbesserte sich auf 2,0% (2,4%), die Deckung der notleidenden Kredite durch Risikovorsorgen (basierend auf Bruttokundenkrediten) stieg auf 94,6% (90,9%).

Finanzielle Verbindlichkeiten - Held for Trading erhöhten sich auf EUR 3,3 Mrd (EUR 2,5 Mrd). Der Rückgang der Bankeinlagen auf EUR 28,9 Mrd (EUR 31,9 Mrd) ist insbesondere bedingt durch die vorzeitige Rückführung von TLTRO III-Verbindlichkeiten; deren Buch- wert belief sich zum Jahresende auf EUR 15,6 Mrd (EUR 20,9 Mrd). Die Kundeneinlagen stiegen insbesondere aufgrund von starken Zuwächsen bei Termineinlagen auf EUR 224,0 Mrd (EUR 210,5 Mrd). Das Kredit-Einlagen-Verhältnis lag damit bei 90,2% (85,6%). Die verbrieften Verbindlichkeiten stiegen auf EUR 35,9 Mrd (EUR 32,1 Mrd). Andere Passiva beliefen sich auf EUR 6,6 Mrd (EUR 6,9 Mrd).

Die Bilanzsumme stieg auf EUR 323,9 Mrd (EUR 307,4 Mrd). Das gesamte bilanzielle Eigenkapital erhöhte sich auf EUR 25,3 Mrd (EUR 23,5 Mrd). Darin ist Zusätzliches Kernkapital (AT1, Additional Tier 1) im Ausmaß von insgesamt EUR 2,2 Mrd aus vier Emissionen (April 2017, März 2019, Jänner 2020 und November 2020) inkludiert. Nach Vornahme der in der Eigenkapitalverordnung (CRR) festge- legten Abzugsposten und Filter stiegen das Harte Kernkapital (CET1, CRR final) auf EUR 20,4 Mrd (EUR 18,8 Mrd) und die gesamten regulatorischen Eigenmittel (CRR final) auf EUR 26,2 Mrd (EUR 24,8 Mrd). Der Gesamtrisikobetrag - die gesamten risikogewichteten Aktiva (RWA) aus Kredit-, Markt- und operationellem Risiko (CRR final) - stieg auf EUR 143,9 Mrd (EUR 129,6 Mrd).

Die Eigenmittelquote - gesamte Eigenmittel in Prozent des Gesamtrisikos (CRR final) - ging auf 18,2% (19,1%) zurück, blieb jedoch deutlich über dem gesetzlichen Mindesterfordernis. Die Kernkapitalquote belief sich auf 15,8% (16,2%), die Harte Kernkapitalquote auf 14,2% (14,5%), beide CRR final.

Das Cash-Ergebnis je Aktie belief sich in 2022 auf EUR 4,85 (EUR 4,18). Das Ergebnis je Aktie beträgt EUR 4,83 (EUR 4,17).

Die Cash-Eigenkapitalverzinsung, d.h. die Eigenkapitalverzinsung bereinigt um nicht auszahlungswirksame Positionen wie Firmenwertab- schreibungen und die lineare Abschreibung für den Kundenstock, lag bei 12,7% (Eigenkapitalverzinsung: 12,6%) nach 11,7% (Eigenkapi- talverzinsung: 11,6%) im Vorjahr.

Zweigniederlassungen

Die Erste Group Bank AG unterhält Zweigniederlassungen in New York, Hongkong und Deutschland (Berlin und Stuttgart), die im kom- merziellen Kreditgeschäft mit ausländischen Banken, Leasingfirmen und staatlichen Schuldnern sowie im institutionellen Sales-Geschäft tätig sind.

VORAUSSICHTLICHE ENTWICKLUNG UND RISIKEN DES UNTERNEHMENS

Langfristige Wachstumstrends in Zentral- und Osteuropa

Die verfügbaren Einkommen sind dank wachsender Wirtschaftsleistung, insbesondere in der Tschechischen Republik, kräftig gestiegen. Zusätzlich sind die meisten Länder Zentral- und Osteuropas mit zumindest vergleichbaren Humanressourcen wie westeuropäische Staaten ausgestattet, verfügen allerdings über erheblich flexiblere Arbeitsmärkte. Abgerundet werden diese Vorteile durch eine im Schnitt sehr

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wettbewerbsfähige Exportindustrie, die - in Relation zur Produktivität - von niedrigeren Lohnkosten sowie investitionsfreundlichen Steuer- und Sozialsystemen profitiert.

Ein Vergleich der Pro-Kopf-Verschuldung in Zentral- und Osteuropa und entwickelten Märkten zeigt den Abstand, der zwischen diesen Märkten besteht. Das Niveau der privaten Verschuldung, und vor allem jenes der Haushalte, ist im Vergleich zu stärker entwickelten Volks- wirtschaften zum Teil erheblich geringer. Die Erste Group ist davon überzeugt, dass die Kreditausweitung, einhergehend mit dem Wirt- schaftswachstum in der Region, einem langfristigen Wachstumstrend unterliegt und kein kurzfristiger Prozess ist, der seinen Höhepunkt bereits überschritten hat.

Es ist daher zu erwarten, dass die Länder im östlichen Teil der Europäischen Union in den nächsten 15 bis 20 Jahren deutlich schneller wachsen werden als die Länder Westeuropas, auch wenn auf diesem langfristigen Wachstumspfad Zeiten der Expansion mit wirtschaftlicher Stagnation oder sogar Rückschlägen abwechseln könnten.

Kundengeschäft in Zentral- und Osteuropa

Die Eckpfeiler des Bankgeschäfts der Erste Group bilden im Wesentlichen die Business Segmente Privatkund:innen, Firmenkunden und das Kapitalmarktgeschäft. Für weitere Informationen zu den Business Segmenten verweisen wir auf Note 1 im Konzernabschluss.

Privatkundengeschäft

Das Geschäft mit Privatkund:innen ist das zentrale Geschäft der Erste Group, es umfasst das gesamte Spektrum von Kredit-, Einlagen- und Anlageprodukten sowie Kontoführung und Kreditkarten. Die Kernkompetenz im Privatkundengeschäft der Erste Group ist geschichtlich bedingt. Im Jahr 1819 stifteten wohlhabende Bürger Wiens einen Fonds zur Gründung des Vorgängerinstituts der Erste Group, der ersten Sparkasse in Zentraleuropa. Ihr Bestreben war es, weiten Kreisen der Bevölkerung Zugang zu elementaren Bankdienstleistungen, wie si- cherem Sparen oder Hypothekarfinanzierungen, zu ermöglichen. Heute betreut die Bank in ihren Märkten rund 16,1 Millionen Kund:innen und betreibt etwa 2.100 Filialen. Vermögende Privatkund:innen und Stiftungen werden von den Mitarbeiter:innen im Private Banking mit einem auf diese Kundengruppe zugeschnittenen Service betreut.

Zusätzlich nutzt und fördert die Erste Group digitale Vertriebskanäle wie Internet und mobiles Banking, nicht nur um der gestiegenen Bedeutung des digitalen Bankgeschäfts Rechnung zu tragen, sondern auch die digitale Zukunft aktiv mitzugestalten. George, die digitale Plattform der Erste Group, ist bereits in Österreich, Tschechien, der Slowakei, Rumänien, Kroatien und Ungarn verfügbar. Die Einführung in Serbien wird vorangetrieben.

Das Privatkundengeschäft ist für die Erste Group aufgrund mehrerer Faktoren attraktiv: Es baut auf einem vorteilhaften Geschäftsmodell auf, dessen Eckpunkte Marktführerschaft, ein günstiges Risiko-Rendite-Profil und das Prinzip der Eigenfinanzierung sind. Außerdem pro- fitiert es von einem umfassenden Angebot mit einfachen und verständlichen Produkten sowie erheblichem Cross-Selling-Potenzial. Die Erste Group erfüllt diese Voraussetzungen in all ihren Kernmärkten. Um ihre daraus resultierende Position der Stärke bestmöglich nutzen zu können, verfolgt sie eine Omni-Channel-Strategie. Der Omni-Channel-Ansatz der Erste Group integriert die unterschiedlichen Vertriebs- und Kommunikationskanäle. Die Kund:innen entscheiden, wie, wann und wo sie ihre Bankgeschäfte erledigen. Als Schnittstelle zwischen digi- talem Banking und traditionellem Filialgeschäft fungieren Contact Center, deren Tätigkeitsfeld mit Beratung und Verkauf weit über die herkömm- liche Helpdesk-Funktion hinausgeht.

Neben dem Ausbau digitaler Vertriebskanäle bleibt das Filialnetz ein wichtiger Baustein der Geschäftsstrategie. Nur eine Retailbank mit einem modernen digitalen Angebot und einem flächendeckenden Vertriebsnetz ist in der Lage, Kredite in Landeswährung überwiegend mit Einlagen derselben Währung zu finanzieren. Zusammenfassend gesagt, ermöglicht das Retail Banking-Geschäftsmodell der Erste Group nachhaltiges und eigenfinanziertes Wachstum auch in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten. Ein weiterer positiver Faktor ist die Diversi- fikation des Privatkundengeschäfts über Länder unterschiedlichen Entwicklungsgrades, wie Österreich, Tschechien, Rumänien, Slowakei, Ungarn, Kroatien und Serbien.

Firmenkundengeschäft

Das Geschäft mit Klein- und Mittelbetrieben, regionalen und multinationalen Konzernen sowie Immobilienunternehmen ist das zweite Hauptgeschäftsfeld, das ebenfalls wesentlich zum Erfolg der Erste Group beiträgt. Das Ziel der Erste Group ist es, ihre Kundenbeziehungen dahin gehend zu vertiefen, dass sie über das reine Kreditgeschäft hinausgehen. Konkret strebt die Bank an, dass Firmenkunden die Erste Group als ihre Hausbank wählen und auch ihren Zahlungsverkehr über die Banken der Erste Group abwickeln bzw. die Erste Group generell als ersten Ansprechpartner in Sachen Bankgeschäft sehen.

Entsprechend ihren unterschiedlichen Bedürfnissen werden Klein- und Mittelbetriebe lokal in Filialen oder eigenen Kommerzzentren be- treut und multinationale Konzerne von den Einheiten des Bereichs Group Corporates serviciert. Dieser Ansatz erlaubt es der Erste Group, Branchen- und Produktwissen mit dem Verständnis für regionale Erfordernisse und der Erfahrung der lokalen Kundenbetreuer der Bank zu vereinen. Aufgrund regulatorischer Eingriffe gewinnt die Beratung und Unterstützung der Firmenkunden bei Kapitalmarkttransaktionen zunehmend an Bedeutung.

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Erste Group Bank AG published this content on 31 March 2023 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 31 March 2023 15:53:46 UTC.