Dr. Sebastian Hirsch Vorstandsvorsitzender

GRENKE AG

Hauptversammlung

Veröffentlicht:

Baden-Baden, 25. April 2024

Die im Rahmen der Hauptversammlung gehaltene Rede kann von dieser Version abweichen. Es gilt das gesprochene Wort.

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,

sehr geehrter Herr Rönnberg, lieber Aufsichtsrat, sehr geehrte Vertreterinnen und Vertreter der Presse, liebe Gäste,

meine sehr geehrten Damen und Herren,

auch ich heiße Sie sehr herzlich zur diesjährigen Jahreshauptversammlung der GRENKE AG willkom- men!

Egal, ob Sie hier bei uns im Saal sind oder ob Sie uns von zu Hause zusehen - ich freue mich, Ihnen heute einen Überblick und tiefere Einblicke in unsere Entwicklung zu geben - vor allem aber auch in unsere Perspektiven für die Zukunft.

Zuallererst jedoch möchte auch ich unseren künftigen Finanzvorstand, Herrn Dr. Martin Paal, vor die- sem Auditorium herzlich begrüßen. Sie konnten sich ja vor wenigen Minuten schon einen eigenen Ein- druck von ihm machen. Wir im Vorstand haben ihn bereits seit über einem Jahr als Kollegen kennen - und ich möchte betonen - sehr schätzen gelernt. Er unterstützt uns und insbesondere mich entlastet er von immer mehr operativen Aufgaben, die ich derzeit noch als interimistischer Finanzvorstand wahrnehme. Ab dem 1. Juli dieses Jahres wird er dann endlich formal Mitglied des GRENKE Vorstan- des sein. Auch im Namen von Isabel und Gilles, lieber Martin: Herzlich willkommen!

Im Namen des Vorstandes möchte ich dem Aufsichtsrat danken für seine Entscheidung, Martin Paal zum Vorstandsmitglied zu bestellen. Darüber hinaus danken wir dem Aufsichtsrat für die gemeinsame konstruktive, vertrauensvolle und zielgerichtete Zusammenarbeit insgesamt im vergangenen Ge- schäftsjahr. Sicher hat uns die eine oder andere kritische Nachfrage zu noch tieferer Analyse und Prä- zisierung unserer Maßnahmen angespornt. Darauf werde ich gleich noch im Detail eingehen.

Meine Damen und Herren, die meisten von Ihnen kennen GRENKE und sind uns seit vielen Jahren als Aktionärin und Aktionär treu. Auch und gerade während der vergangenen Jahre, die von großen Herausforderungen geprägt waren. Für dieses Vertrauen danke ich Ihnen sehr - persönlich, im Na- men des Vorstandes und der gesamten GRENKE Belegschaft!

Aber - wir freuen uns auch, dass wir seit einigen Jahren verstärkt Zulauf von neuen Investorinnen und Investoren bekommen. Auch deshalb möchte ich die Chance nutzen, noch einmal kurz zu erläu- tern, was wir bei GRENKE überhaupt machen und - was uns so attraktiv macht.

Wer oder was, meine Damen und Herren, ist GRENKE eigentlich?

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Zunächst einmal sind wir ein mittelständisch geprägtes Unternehmen. Mit Wurzeln hier in Baden- Baden. Gegründet im Jahr 1978. Gleichzeitig sind wir aber mindestens seit 20 Jahren ein europaweit agierender und zwischenzeitlich sogar global operierender Konzern.

Heute sind wir in mehr als 30 Ländern aktiv. Mit über 2.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern sind wir weltweit für unsere Kunden da.

Und was tun wir? Was ist unser Geschäftsmodell?

Wir unterstützen vor allem kleine und mittlere Unternehmen, die sogenannten KMU. Aber auch Frei- berufler und Gewerbetreibende. Wir haben es also grundsätzlich mit Kaufleuten zu tun.

Nun fragen Sie sich vielleicht, wie kommen wir denn mit Kaufleuten weltweit ins Geschäft?

Die Frage ist völlig berechtigt.

Wir sind so etwas wie das Schmiermittel für kleinere Investitionen. Denn wir sorgen dafür, dass mit unseren Leasingfinanzierungen kleinere, aber essentiell wichtige Investitionen schnell und einfach umgesetzt werden. Solche Wirtschaftsgüter brauchen Unternehmen dringend: Von Laptop und IT-Inf- rastruktur über E-Bikes für die Belegschaft bis zur branchenspezifischen Spezialausstattung wie zum Beispiel ein mobiles Ultraschallgerät in der Medizin.

Deshalb arbeiten wir auch sehr eng mit Fachhandelspartnern zusammen. Weil unsere Kunden näm- lich genau dort hingehen, um Investitionen zu realisieren, dort wo sie diese Wirtschaftsgüter beschaf- fen können und beraten werden. Mit über 36.000 Fachhändlern, die wir befähigen, Leasing als Teil der Lösung einzusetzen, haben wir ein flächendeckendes Netzwerk direkt in unseren Märkten aufge- baut.

Neben der Tatsache, dass wir global tätig sind, was nur wenige Leasingfirmen wie wir von sich be- haupten können, liegt unsere Besonderheit und ich möchte sagen unser Alleinstellungsmerkmal darin, dass wir uns wie kaum ein anderer Wettbewerber auf ein ganz bestimmtes Segment spezialisiert ha- ben - im Übrigen von Anfang an, seit über 45 Jahren. Wir besetzen faktisch eine Nische. Und das sehr erfolgreich. Denn für die - ich nannte sie eben - kleineren Investitionen, also im kleinteiligen Ge- schäft oder im sogenannten Small-Ticket-Segment, sind wir international führend.

Umso beeindruckender sind die großen Zahlen, meine Damen und Herren, denn wir zählen nicht nur über 660.000 Kunden, sondern auch mehr als 1 Mio. laufende Leasingverträge. Und der Wert der

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über uns geleasten Objekte beläuft sich auf insgesamt 9,4 Milliarden Euro. Dieses Leasingvolu- men hat sich im Verlauf der letzten zwanzig Jahre verzehnfacht und ist um durchschnittlich etwas mehr als 12 Prozent jährlich gewachsen.

Small Tickets - das sind nach heutiger Betrachtung Leasingverträge für ein Investitionsvolumen von bis zu 50.000 Euro. 90 Prozent unserer Verträge sind solche Small-Ticket-Investitionen. Als wir diese Nische vor einigen Dekaden besetzten, waren wir noch von einer Grenze bis 25.000 Euro ausgegan- gen. Auch aufgrund neuer Technologien wie zum Beispiel Robotics, die etwas höhere Investitionen erfordern, ist die Nachfrage nach Finanzierungen bis zu 50.000 Euro in den letzten Jahren gestiegen.

Dennoch beträgt bei uns der durchschnittliche Wert eines Leasingvertrages zurzeit lediglich rund 9.000 Euro. Dieser Wert schwankt seit Jahrzehnten nur marginal und unterstreicht unsere starke Ni- schenpositionierung. Wir erwarten keinen signifikanten Anstieg in den nächsten Jahren.

Gerade das kleinteilige Geschäft zeichnet sich durch eine überdurchschnittlich hohe Marge aus. Es erfordert aber gleichzeitig ein hohes Maß an Effizienz in den Geschäftsprozessen, um die Stückkosten je Vertrag nachhaltig niedrig zu halten.

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,

nach dem Start in unserem Heimatmarkt Deutschland haben wir unsere internationale Präsenz konti- nuierlich erweitert. Heute sind wir in allen für uns wichtigen Leasingmärkten der Welt vertreten!

Nach der Phase der Länder-Expansion durch stetige Neueröffnungen und Markteintritte bis 2020 und der anschließenden Corona-bedingten Zwangspause im Neugeschäftswachstum sind wir im vergan- genen Jahr in eine strategisch neue Phase eingetreten. Wir befinden uns nun in einer Phase der

Konsolidierung und des Volumenwachstums durch die konsequente Durchdringung der Märkte, in denen wir bereits aktiv sind.

Warum dieser Strategiewechsel so wichtig und jetzt genau der richtige ist, möchte ich Ihnen anhand dieser Grafik illustrieren. Sie zeigt uns die Top-20-Leasingmärkte der Welt geordnet nach Gesamtvo- lumen inklusive Fahrzeuge und Privatleasing aus dem Jahr 2022.

Wir können erkennen, dass es nur wenige Länder unter den Top-20-Leasingmärkten der Welt gibt, in denen wir nicht präsent sind. Allerdings auch aus guten Gründen. Denn dort haben wir uns sehr be- wusst gegen den Markteintritt entschieden - sei es aus gesetzlich-regulatorischen oder aus nachfra- getechnischen Gründen oder weil manche Märkte schlicht nicht zu uns passen, wie beispielsweise Russland oder China.

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In unserer Zielgruppe liegt das Potenzial für uns bei weitem nicht NUR in den Investitionen, die Unter- nehmen heute schon mit Leasing finanzieren. Für Deutschland beispielsweise liegt die Leasingquote bei ungefähr 25 Prozent, das heißt nur ein Viertel der betrieblichen Investitionen werden über Leasing realisiert. Drei- bis viermal mehr Potenzial schlummert für uns also noch in den Investitionen, die bis- lang noch per Kredit oder in bar bezahlt werden. Deshalb ist es wichtig, nicht nur auf das Marktvolu- men zu schauen, sondern auch auf die Anzahl der potenziellen Kunden, als der KMU, die es in einem Markt gibt.

Rund 25 Millionen KMU gibt es Europa. Hier sind wir schon seit langem sehr stark vertreten. Aus einer Studie, die wir selbst beauftragt haben, geht hervor, dass wir in unseren Kernmärkten Deutschland, Frankreich und Italien ungefähr einen Marktanteil von jeweils 10 Prozent haben. Da diese Studie zwar ohne Fahrzeugleasing jedoch auch größere Tickets für betriebliche Ausrüstungen einschließt, schätze ich, dass wir in vielen europäischen Ländern einen soliden Marktanteil von über 20 Prozent in unse- rem Small-Ticket-Segment haben.

Die meisten Phantasien wecken natürlich unsere noch jungen Wachstumsmärkte. Wir sehen diese als zukünftige Kernmärkte aufgrund der großen Marktchancen. Zu diesen zählen wir Australien auf Platz neun der Top 20. Und direkt davor Kanada. Beide mit einem jährlichen Gesamt-Leasingmarkt- volumen von mehr als ca. 30 Milliarden Euro. Vor allem aber die USA, der größte Leasingmarkt der Welt. In den USA allein gibt es über 30 Millionen kleine und mittlere Unternehmen - und damit noch einmal deutlich mehr als die rund 25 Millionen in Europa. Zum Vergleich für Sie: In Deutschland spre- chen wir von ca. 3 Millionen KMU.

Wenn wir nun auf diese Top-20-Leasingmärkte schauen, haben wir zwei große Aufgaben vor uns:

  • Erstens die Stärkung der Marktführerschaft und die weitere Penetration in unseren europäischen Kernmärkten und in unseren kleineren Märkten.
  • Zweitens den konsequenten Ausbau unserer Präsenz und Marktposition vor allem in Nordame- rika und Australien.

Liebe Aktionärinnen und Aktionäre,

bei diesen Aufgaben sind wir auf einem sehr guten Weg. In unseren etablierten Kernmärkten fokus- sieren wir uns auf optimale Profitabilität und verbessern unsere Abläufe mit dem Ziel kundenoptimierte Lösungen anzubieten, nicht zuletzt durch Digitalisierung. Und in den USA arbeiten wir mit Hochdruck an der Eröffnung unserer zweiten Niederlassung. In Chicago wird es in wenigen Wochen so weit sein. Wenn alles planmäßig läuft, erwarten wir schon in diesem Jahr ein signifikantes Neugeschäftsvolu- men in den USA im mittleren einstelligen Millionenbetrag. Das ist ein wichtiger Schritt.

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Natürlich wollen wir in unseren Märkten stärker werden. Unser Anspruch ist es aber, nicht nur Markt- anteile von Wettbewerbern zu gewinnen. Gleichzeitig - und vor allem - wollen wir auch den Leasing- markt selbst weiterentwickeln. Indem wir die Entscheider in den Unternehmen davon überzeugen, dass Leasing eine perfekte Antwort ist auf die weltweit notwendigen digitalen und ökologischen Trans- formationen, die für den Mittelstand ebenso essentiell sind wie für die gesamte Weltwirtschaft. Leasing als intelligentes Finanzierungsinstrument ist Teil der Lösung, um diese dringenden Transformations- anforderungen so schnell wie möglich zu bewältigen.

Und dass diese Marktweiterentwicklung funktioniert, haben wir mit unserem E-Bike-Geschäft bewie- sen. Wer hätte vor zehn Jahren auch nur daran gedacht, ein Fahrrad für seine Belegschaft zu leasen?

Eine wesentliche Kernfrage zu dem, was GRENKE eigentlich ist, habe ich noch nicht beantwortet: Was unterscheidet uns von anderen Anbietern im Markt?

Auf den Punkt gebracht lautet die Antwort: Aus Sicht unserer Kunden schnell, unkompliziert und passend zur Kundensituation zu sein. Mit diesem Leistungsversprechen unterstützen wir bei der Finanzierung von Kleininvestitionen. Das ist der Grund, warum wir mit dem Fachhandel zusammenar- beiten, weil das der Ort ist, wo Unternehmen ihre Investitionsentscheidungen treffen. In dem Moment gilt es da zu sein, schnell zu sein und trotzdem sorgfältig und abgewogen ein passendes Angebot zu machen. Das spart nicht nur Ressourcen und vor allem Zeit, sondern wir ermöglichen auch kontinuier- liche Modernisierung, Erweiterungen und die Realisierung neuer Geschäftsideen. Leasing ist zu- dem ein strategisches Finanzierungsinstrument, weil es die Liquidität investierender Unternehmen schont und Freiräume schafft. Damit leisten wir wesentliche Beiträge zur Sicherung der Flexibilität jedes einzelnen KMU. Auch und gerade in wirtschaftlich schwierigen Zeiten.

Meine Damen und Herren, ich hoffe, Sie haben jetzt ein klareres Bild von GRENKE. Und ich hoffe, dass ich Sie von dem Potenzial, von unseren Stärken und vor allem von unserer Passion für das Lea- singgeschäft und dessen Sinn und Bedeutung überzeugt habe.

Genau diese Kraft und Wettbewerbsfähigkeit haben wir auch im vergangenen Jahr erneut eindrucks- voll unter Beweis gestellt. Trotz anhaltender geopolitischer und makroökonomischer Herausforderun- gen haben wir den Turnaround geschafft! Nicht nur im Neugeschäft, sondern auch beim Gewinn und bei unserer Refinanzierung.

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Gut vier Jahre nach Ausbruch der Pandemie sind wir sicher, das Corona-Tal endgültig hinter uns zu lassen. Wir haben im vergangenen Jahr 2,6 Milliarden Euro Neugeschäft erzielt. Das war ein stattli- ches Plus von über 12 Prozent, und damit knüpfen wir an die langfristige Wachstumsdynamik der letz- ten 20 Jahre an. In nahezu allen unseren Märkten verzeichnen wir Wachstum, wenn auch mit jeweils leichten Unterschieden. Das Leasingvolumen, also die Summe aller Investitionen in die Leasingob- jekte der gegenwärtig laufenden Leasingverträge, konnten wir auf einen neuen Rekord von 9,4 Milliar- den Euro steigern.

Noch wichtiger ist aber die Tatsache, dass wir parallel zu unserem Vertriebserfolg unsere Profitabili- tät steigern konnten.

So legte unser Deckungsbeitrag 2 um 15,3 Prozent auf 426 Millionen Euro zu. Der Deckungsbeitrag 2 ergibt sich aus unseren erwarteten Erträgen aus einem Leasingvertrag - das sind vor allem die Lea- singraten über im Durchschnitt vier Jahre Laufzeit - abzüglich unserer Aufwendungen für die Anschaf- fung des Leasingobjektes und der Zinsaufwendungen für die Refinanzierungen sowie unserer kalku- lierten Risikokosten für eventuelle Zahlungsausfälle. Diese aggregierte Kennzahl ist für unsere Steue- rung so wichtig, weil sie uns die erwarteten Erträge jedes einzelnen Leasingvertrages bereits im Moment des Abschlusses anzeigt.

Auch unsere DB2-Marge stieg von 16,1 Prozent im Vorjahr auf jetzt 16,5 Prozent. Die DB2-Marge ist unser Gradmesser für Profitabilität. Sie ergibt sich aus dem Deckungsbeitrag 2 in Euro dividiert durch das Leasingvolumen, also den anfänglichen Investitionswert. Mit anderen Worten beschreiben die 16,5 Prozent, dass wir an jeden 1.000 Euro, die wir in Objekte investieren, um sie zu verleasen, über die gesamte Laufzeit der durchschnittlichen vier Jahre 165 Euro nach Abzug von Zinsen und Risiko- kosten verdienen. Das hört sich kleinteilig an - ist es auch. ABER: Bei 9,4 MILLIARDEN Euro Lea- singvolumen allein für unser Bestandsgeschäft kommt da eine ganz ordentliche Summe raus.

Das Jahresergebnis insgesamt zeigt auch, dass wir den historischen Inflations- und Zinsschock im vergangenen Jahr - als mittelbare Folge des Angriffs Russlands auf die Ukraine - nachhaltig in den Griff bekommen haben. Die Kosten der Refinanzierung waren im vergangenen Jahr enorm gestiegen. Mit einem Zeitverzug von ca. drei Monaten konnten wir diesen Anstieg der Refinanzierungskosten er- wartungsgemäß an den Markt weitergeben. Ich werte dies als die erneute Bestätigung für die Flexibili- tät und Zukunftsfähigkeit unseres Geschäftsmodells und unserer Organisation. Bereits in der Vergan- genheit waren wir stets in der Lage, Schwankungen am Kapitalmarkt zu kompensieren - oder im bes- ten Fall sogar für uns zu nutzen.

Über den nachlassenden externen Inflations- und Zinsdruck hinaus werden verschiedene von uns selbst erzeugte Effekte dazu führen, dass wir unsere Effizienz insgesamt steigern.

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Den ersten Effekt bewirken unser Neugeschäft und das damit korrespondierende Wachstum unseres Geschäftsvolumens. So schaffen wir heute unsere Ertragsquellen für unseren Umsatz von morgen und übermorgen. Das prosperierende internationale Marktumfeld und die nach wie vor stabile Nach- frage lassen uns zuversichtlich in die Zukunft blicken und weiteres starkes Wachstum erwarten - was wiederum allein rein rechnerisch starke positive Impulse auf unsere Gewinnsituation haben wird.

Zweitens: Unsere Investitionen insbesondere in unser Digitalisierungsprogramm werden sich nach- haltig auszahlen und ab dem nächsten Jahr zunehmend sichtbar. Wir erwarten deutliche Kostensen- kungen pro Leasingvertrag und damit signifikante Effizienzsteigerungen.

Und schließlich drittens wird die Fokussierung auf die Potenziale in unseren bestehenden Märkten zu Effizienz- und Gewinnsteigerungen beitragen, weil wir überproportionale Komplexitäten vermeiden. Für unser weiteres Wachstum ist die zusätzliche Erschließung neuer Länder nicht zwingend erforder- lich.

Schon in 2023 haben wir mit einem starken Neugeschäftsniveau wieder an die Dynamik der vergan- genen Jahrzehnte angeknüpft. Gleichzeitig konnten wir auch den Gewinn leicht steigern.

An dieser Stelle, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, möchte ich einmal betonen, dass GRENKE auch in den vergangenen vier - von Corona, Lieferengpässen sowie Inflations- und Zinsschock geprägten - makroökonomisch schwierigen Jahren immer einen soliden Gewinn erwirtschaftet hat. Ich halte das für bemerkenswert und keineswegs für eine Selbstverständlichkeit.

Trotz Herausforderungen auf der Kostenseite und den Zusatzinvestitionen für die so wichtige Digitali- sierung haben wir im vergangenen Jahr also auch beim Gewinn geliefert und unsere Erwartungen ge- troffen. Mit einem Konzernergebnis von 86,7 Millionen Euro haben wir es in die obere Hälfte unserer

Gewinnprognose geschafft.

Damit konnten wir den Gewinn je Aktie gegenüber dem Vorjahr von 1,75 auf 1,79 Euro je Aktie stei- gern. Aus unserer Sicht ist das ein sehr respektables Ergebnis.

Seit vielen Jahren verfolgen wir eine transparente, verlässliche und langfristig orientierte Dividenden- politik. Unser Ziel war, ist und bleibt es, jeweils rund 25 Prozent des Konzerngewinns an Sie, unsere Anteilseignerinnen und Anteilseigner, auszuschütten. Auch in diesem Jahr wollen wir dieses Verspre- chen erfüllen mit einer von uns gemeinsam mit dem Aufsichtsrat vorgeschlagenen Dividende in Höhe von 0,47 Euro je Aktie. Damit schaffen wir die angemessene Balance zwischen Ihren Erwar- tung, liebe Aktionärinnen und Aktionäre, am wirtschaftlichen Erfolg Ihres Unternehmens teilzuhaben

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und gleichzeitig genügend Substanz im Unternehmen zu belassen zur Stärkung der Innovationskraft und Wettbewerbsposition.

Eine Besonderheit im vergangenen Jahr war die Initiierung unseres Aktienrückkaufprogramms, das wir in diesem Jahr dann tatsächlich auch gestartet haben. Nach unserer Überzeugung handeln wir da- mit sehr in Ihrem Sinne, liebe Aktionärinnen und Aktionäre. An dieser Stelle bin ich gezwungen Ihnen einen formal vorgeschriebenen Text vorzutragen, der etwas juristisch geprägt ist:

Von der Hauptversammlung der GRENKE AG am 6. August 2020 wurde die Gesellschaft, also wir die GRENKE AG, gemäß § 71 Abs. 1 Nr. 8 AktG ermächtigt, eigene Aktien, nämlich ganz normale GRENKE Aktien, zu jedem zulässigen Zweck zu erwerben und die so erworbenen Aktien zu den im vorgenannten Hauptversammlungsbeschluss im Einzelnen aufgeführten Vorhaben zu verwenden. Der Vorstand hat am 6. Februar 2024 mit Zustimmung des Aufsichtsrats beschlossen, Aktien zu allen gesetzlich zulässi- gen Zwecken von bis zu 70 Millionen Euro Gesamtkaufpreis über die Börse zu erwerben. Mit diesem Aktienrückkauf realisieren wir für die GRENKE AG und damit für Sie, unsere Aktionärinnen und Aktio- näre, auf Basis des aktuellen Kursniveaus eine attraktive Investitionschance.

Der Erwerb wird seit dem 12. Februar 2024 durchgeführt. Auf dieser Basis wurden bisher 478.697 Ak- tien der Gesellschaft mit einem auf sie entfallenden anteiligen Betrag des Grundkapitals von 478.697,00 Euro erworben, das entspricht 1,0 Prozent des Grundkapitals. Der Gesamtkaufpreis betrug 11.097.129,88 Euro.

Soweit also die offizielle Erklärung. Persönlich hinzufügen möchte ich noch, dass allein auf Basis des Substanzwertes, unseres Embedded Value, der nur das Bestandsgeschäft zum 31.12.2023 bewertet, der rechnerische Wert derzeit bei etwa 32,50 Euro pro Aktie läge. Der Durchschnittskurs unserer bis- herigen Rückkäufe beträgt demgegenüber lediglich 23,18 Euro. Nach unserer Auffassung ist allein das ein starkes Indiz für ein sehr aussichtsreiches Investment, weil das Potenzial unseres Geschäfts- modells, was ich Ihnen vorhin deutlich gemacht hatte, hier nicht im Ansatz reflektiert wird.

Bei all den positiven Entwicklungen gibt es ein Ereignis im vergangenen Geschäftsjahr, das alle ande- ren überragt, liebe Aktionärinnen und Aktionäre. Und das war die Platzierung des ersten GRENKE Benchmark-Green-Bonds. Ich versuche es auf Deutsch: Wir haben die erste Anleihe ausgegeben, die für grüne Leasingobjekte genutzt wird, deshalb green, und gleichzeitig eine halbe Milliarde Emissi- onsvolumen umfasst, das heißt dann im Finanzmarktjargon Benchmark.

In jedem Fall war das für uns gleich eine doppelte Premiere. Erstens haben wir mit dieser grünen An- leihe ein klares Bekenntnis zum Thema ESG abgegeben. ESG, meine Damen und Herren, umfasst den Dreiklang aus Environment also Umwelt, Social also Soziales und Governance also den rechtlich-

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faktischen Ordnungsrahmen eines Unternehmens. Im Kern geht es hier um die Verantwortung von Unternehmen und damit auch unsere Verantwortung als GRENKE AG für alle drei Elemente gleicher- maßen - und mit unserem Green Bond im Besonderen für Umwelt und Klima einzustehen.

Dieses Bekenntnis, meine Damen und Herren, ist deshalb so wichtig, weil ESG neben der Digitalisie- rung und den makroökonomischen Bedingungen der dritte zentrale externe Einflussfaktor für unser Geschäft in den kommenden Jahren sein wird. Vielleicht sogar in den nächsten Jahrzehnten.

Unsere erste grüne Anleihe ist nun zu hundert Prozent an Leasingobjekte der Green Economy gekop- pelt. Etwas anderes wird damit nicht finanziert. Das heißt, wir finanzieren damit Leasingobjekte, die unsere Kunden rund um erneuerbare Energien, nachhaltige Mobilität oder das Abfall- und Ressour- cenmanagement benötigen.

Gleichzeitig haben wir mit dieser Anleihe zum allerersten Mal das enorme und wichtige Volumen von

500 Millionen Euro erreicht. Das ist die Schallmauer zur sogenannten Benchmark-Klasse. Das ist die Top-Kategorie, sozusagen die Champions League für Anleihen am Kapitalmarkt. Zum Vergleich: Die bislang größte GRENKE Anleihe hatte bei Ausgabe ein Volumen von 300 Millionen Euro.

Auch aus unserer Finanzierungsperspektive haben wir damit den Turnaround und den Einstieg in eine neue Phase der Entwicklung geschafft und das bei einem insgesamt angespannten Kapitalmarkt- umfeld. Bei allem Stolz und aller Freude über diesen Erfolg ist uns aber auch völlig klar, dass diese halbe Milliarde die Messlatte für unser künftiges Normal-Niveau sein muss.

Zugleich ist und bleibt auch unsere GRENKE BANK aufgrund ihres Einlagengeschäftes ein wesentli- cher Bestandteil unserer strategischen Ausrichtung. So hat sich unsere Bank durch die Refinanzie- rung von Leasingzusagen als zusätzliches Standbein etabliert. Gerade in schwierigen Kapital- marktphasen hat sie sich als stabiler Anker für unser Liquiditätsmanagement im Konzern bewährt.

Beides, der Kapitalmarktzugang und das Einlagengeschäft der Bank, verschafft uns den Freiheitsgrad in unserem gesamten Refinanzierungs-Mix, mit dem wir bestens aufgestellt sind, um das künftige Wachstum und die damit verbundenen Investitionen in neue Leasingobjekte refinanzieren und reali- sieren zu können.

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Grenke AG published this content on 26 April 2024 and is solely responsible for the information contained therein. Distributed by Public, unedited and unaltered, on 14 May 2024 13:45:05 UTC.