--Bis 2027/28 soll ein hoch 3-stelliger Millionenbetrag eingespart werden

--Schwache Nachfrage und hohe Lagerbestände belasten

--Geringeres Wachstum im Autogeschäft erwartet

(NEU: Aussagen aus der Telefonpressekonferenz)

Von Olaf Ridder

FRANKFURT (Dow Jones)--Infineon Technologies bekommt die Nachfrageschwäche nun auch im Automobilgeschäft zu spüren. Der Münchner Chiphersteller senkt deshalb abermals die Jahresprognose und legt ein Sparprogramm auf, das auch zu Einschnitten bei der Belegschaft führen könnte. Das Unternehmen rechnet für 2023/24 nun mit 14,7 bis 15,5 Milliarden Euro Umsatz - in der Mitte sind das rund 900 Millionen Euro weniger als noch vor drei Monaten prognostiziert. Auch die Segmentergebnismarge wird mit etwa 20 Prozent ein paar Prozentpunkte geringer ausfallen als bisher erwartet.

Im Februar hatte Infineon zum ersten Mal seine Erwartungen für das Gesamtjahr zurückgenommen. Damals hieß es, in der zweiten Jahreshälfte werde sich das Geschäft erholen. Nun sagte Konzernchef Jochen Hanebeck, der Abbau von Lagerbeständen halte an: "Die Nachfrageschwäche bei verbrauchernahen Anwendungen zieht sich hin. Zudem sehen wir eine spürbare Verlangsamung des Wachstums im Automobilbereich." Die starken strukturellen Treiber für künftiges Wachstum - Dekarbonisierung und Digitalisierung - seien mittel- bis langfristig jedoch intakt.

Im zweiten Geschäftsquartal (Januar bis März) ging der operative Gewinn - das sogenannte Segmentergebnis - im Vergleich zum Vorquartal um 15 Prozent auf 707 Millionen Euro zurück. Bei einem Umsatz von 3,63 Milliarden Euro - ein Minus von 2 Prozent - entspricht das einer Marge von 19,5 Prozent - 2,9 Punkte weniger als im Vorquartal. Damit hat Infineon seine eigenen Ziele erfüllt. Rückläufig entwickelten sich die Geschäfte in den Bereichen Green Industrial Power und Power & Sensor Systems, das Autogeschäft blieb noch stabil.

Der Vorstand reagiert mit einem Sparprogramm, das ab dem Geschäftsjahr 2027/28 jährlich einen hohen dreistelligen Millionenbetrag bringen soll, auf die zyklische Schwäche. Erste Effekte seien bereits im nächsten Geschäftsjahr zu erwarten, sagte Hanebeck. Geplant ist ein Bündel an Maßnahmen in der Fertigung, im Portfoliomanagement, bei der Preisgestaltung und bei den Betriebskosten. Zu einem möglichen Stellenabbau wollte sich Hanebeck nicht äußern. Darüber würden in den nächsten Tagen und Wochen zunächst die Mitarbeiter informiert. Betroffen sein könnten aber die Fertigung und Zentralbereiche, räumte er ein.

Die Abschwächung der Nachfrage nach Elektroautos sieht Hanebeck als vorübergehend an. "Der Trend ist da, er hat nur eine Delle in westlichen Märkten", sagte er. Infineon senkt seine Wachstumserwartungen an das Automotive-Segment deshalb für das laufende Geschäftsjahr von einem niedrig zweistelligen auf einen niedrigen bis mittel einstelligen Prozentsatz. Während in China die Dynamik sehr stark bleibe, flache das Wachstum in den USA und in Europa derzeit ab, sagte Hanebeck. "Wir rechnen hier aber Richtung 2025 wieder mit einer Belebung." Dafür spreche auch, dass mehr und mehr E-Fahrzeuge auch im unteren und mittleren Preissegment angeboten werden. In den verbrauchernahen Geschäften sei die Talsohle erreicht, aber eine Trendwende noch nicht in Sicht.

Infineon reduziert in diesem Jahr seine Investitionen um weitere 100 Millionen Euro, der Ausbau der Kapazitäten in Dresden und Kulim gehe aber weiter, sagte Hanebeck. Mit den Anlagen würden die strukturellen Wachstumstreiber der Zukunft adressiert.

Für das dritte Geschäftsquartal plant das Unternehmen mit rund 3,8 Milliarden Euro Umsatz und einer Segmentergebnismarge im oberen Zehner-Prozent-Bereich. Finanzchef Sven Schneider sagte, Infineon habe zwar zwei Mal die Jahresprognose korrigiert, die Quartalsprognosen aber erfüllt. Konzernchef Hanebeck äußerte sich überzeugt, nun auch die aktuelle Jahresprognose erfüllen zu können.

Kontakt zum Autor: olaf.ridder@wsj.com

DJG/rio/sha

(END) Dow Jones Newswires

May 07, 2024 03:52 ET (07:52 GMT)