Chicago (Reuters) - Der Siemens-Rivale General Electric (GE) kämpft mit Lieferschwierigkeiten, hofft aber im neuen Jahr wieder auf Umsatz- und Gewinnzuwächse.

2021 schrumpfte der Umsatz aus dem Industriegeschäft unerwartet um zwei Prozent auf 70,2 Milliarden Dollar, wie GE am Dienstag mitteilte. Als Grund führte GE-Chef Larry Culp an, dass sich die weltweiten Störungen in der Lieferkette im vierten Quartal verschärft hätten und dies vor allem in der Medizintechnik zu längeren Lieferzeiten und höheren Lagerbeständen geführt habe. GE selbst hatte für das Gesamtjahr zuletzt einen stabilen Umsatz in Aussicht gestellt, doch ein Minus von drei Prozent von Oktober bis Dezember durchkreuzte die Pläne. Das bereinigte Ergebnis verdoppelte sich 2021 aber auf 4,61 (2020: 2,25) Milliarden Dollar und übertraf damit die bereits nach oben geschraubten Erwartungen.

Börsianer zeigten sich trotzdem enttäuscht: Die GE-Aktie gab vorbörslich um drei Prozent nach.

Hoffnungsträger von GE für das neue Jahr ist die Flugzeug-Zuliefersparte, die nach der geplanten Aufspaltung des Konzerns auch der Kern sein soll. Dort soll der Umsatz 2022 um mehr als 20 Prozent anziehen, wenn sich die weltweite Luftfahrt wie erwartet erholt. In der Medizintechnik (GE Healthcare) geht GE von einem maximal mittleren prozentual einstelligen Wachstum aus, für die Windkraft-Sparte von einem niedrigen einstelligen Zuwachs. Dort drückt die Inflation besonders auf die Margen. In der Erneuerbare-Energien-Sparte schrieben die Amerikaner 2021 erneut tiefrote Zahlen.

Für den Konzern soll sich daraus 2022 ein Wachstum um einen höheren einstelligen Prozentsatz ergeben. "Wir sehen Chancen für nachhaltiges profitables Wachstum durch Verbesserungen in unseren Geschäftsbereichen", sagte Culp. Hoffnung macht ihm der Auftragseingang, der 2021 aus eigener Kraft um zwölf Prozent zulegte. Doch ein schnelles Ende der Probleme mit der Lieferkette ist nicht in Sicht, wie er einräumte. Das Ergebnis soll 2022 auf 2,80 bis 3,50 Dollar je Aktie steigen; 2021 waren es 1,71 Dollar.

GE will sich in die drei Unternehmen Medizintechnik, Energie und Luftfahrt aufspalten. Damit setzt das Konglomerat, das einst als Musterbeispiel eines erfolgreichen Mischkonzerns galt, den Schlusspunkt unter die Sanierung, mit der es seit der Finanzkrise 2008 beschäftigt war.

Siemens hat die Aufspaltung bereits hinter sich: Die Münchener brachten ihre Medizintechnik-Tochter als Siemens Healthineers an die Börse und trennten sich auch vom Geschäft mit konventionellen Kraftwerken und erneuerbaren Energien. Die abgespaltene Siemens Energy kämpft bei ihrem Sorgenkind, der Wind-Tochter Siemens Gamesa, derzeit ebenfalls mit Lieferproblemen, die die Kosten nach oben treiben. GE und Gamesa wollen nun Preiserhöhungen durchsetzen.