Bülach/St-Prex (awp) - Der Flaschen- und Glasverpackungshersteller Vetropack wird die angekündigte Schliessung seines letzten Schweizer Werks im waadtländischen St-Prex bis Ende August nun definitiv umsetzen. 182 Mitarbeitende sind betroffen.

Der Entscheid sei nach Prüfung der von den Arbeitnehmervertretern unterbreiteten Alternativvorschläge zur künftigen Entwicklung des Standorts getroffen worden, teilte das Unternehmen am Dienstag mit. Für die Mitarbeiter werde ein Sozialplan vorbereitet.

Die Zukunftsaussichten des Werks in St-Prex seien im Hinblick auf die Wirtschaftlichkeit in allen Szenarien negativ, selbst bei einer millionenschweren Investition, begründete Vetropack den Entscheid. Ein Betrieb wäre auf Dauer nicht rentabel und die Schliessung der Produktion deshalb unausweichlich.

Werk nicht rentabel zu betreiben

Bereits Anfang März hatte Vetropack ein Konsultationsverfahren zur Zukunft des Standorts eingeleitet. Ende April hatten die Arbeitnehmervertreter dann Alternativvorschläge zur Schliessung vorgelegt. Darunter seien "ambitionierte Vorschläge mit vielen guten Ansätzen" gewesen, so Vetropack.

"Wir haben uns in jüngster Zeit mit vielen betroffenen Personen und auch mit Vertretern der Politik getroffen", sagte Konzernchef Johann Reiter an einer Medienkonferenz in St-Prex: "Wir wollten so viel Klarheit wie möglich, ob die Fabrik in St-Prex weitergeführt werden kann." Die vertiefte Prüfung habe aber ergeben, dass ein rentabler Betrieb des Werks nicht möglich sei.

Die von den Mitarbeitern vorgeschlagene Umstellung auf eine andere Schmelztechnologie, das so genannte Oxyfuel-Verfahren, wäre ebenfalls nicht wirtschaftlich gewesen. Dafür wären laut Reiter ausserdem Investitionen in der Höhe von 60 Millionen Franken notwendig gewesen.

Stellenabbau beginnt in nächsten Tagen

Der Stellenabbau solle in den nächsten Tagen beginnen, sagte Reiter. Er konkretisierte gleichzeitig die Zahl der betroffenen Personen auf 182. Davon verlieren etwa die Hälfte ihre Stelle bis Ende August. Etwa ein Dutzend Mitarbeiter wird im Bereich Glasrecycling weiterbeschäftigt. Nach Möglichkeit werde den Arbeitnehmenden eine andere Stelle innerhalb von Vetropack angeboten.

Reiter zeigte sich betroffen von der Schliessung: "Es ist hart und bitter und hat nichts mit der Leistung der Mitarbeiter zu tun."

Die Schliessung des Werks in St-Prex bedeute indes "in keinem Fall" den Rückzug von Vetropack aus dem Heimatmarkt Schweiz, heisst es. Der Hauptsitz bleibe in Bülach und auch das Glasrecycling solle auf kommunaler Ebene fortgesetzt werden. Die Kunden würden künftig von anderen Vetropack-Werken in den Nachbarländern beliefert. Das Werk in der Waadt stand zuletzt lediglich für 6 Prozent der Gesamtkapazität von Vetropack.

Kantonsregierung bedauert Entscheid

Die Waadtländer Regierung bedauerte den Schliessungsentscheid in einer Mitteilung vom Dienstag. Sie nehme die Ankündigung des Sozialplans zur Kenntnis und werde dafür sorgen, dass die geltenden Verfahren eingehalten würden, hiess es in einer Stellungnahme.

Die Schliessung zeige auch die Herausforderungen, mit denen sich die Schweizer Industrie konfrontiert sehe. Dazu gehörten der starke Wettbewerb, hohe Produktions- und Energiekosten sowie ein starker Franken, der den Exporten schade.

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