FRANKFURT (DEUTSCHE-BOERSE AG) - Angesichts der schwierigen Lage in Rom werden europäische Aktien abgestoßen, auch Banken-ETFs stehen auf der Verliererseite. Gut an kommen noch ETFs mit US-amerikanischen und Emerging Markets-Aktien.

29. Mai 2018. FRANKFURT (Börse Frankfurt). Die wackelige politische Lage in Italien setzt Europas Aktienmarkt zu. ETF-Anleger werfen Euro Stoxx- und DAX-Tracker aus den Portfolios, gesetzt wird stattdessen auf S&P 500- oder MSCI World-ETFs. Unter dem Strich überwiegen allerdings die Abgaben. "Mehr Verkäufe als Käufe - das hatten wir schon lange nicht mehr", bemerkt Andreas Bartels von der Commerzbank.

Höhere Schwankungen

"Italien ist das große Thema, die Volatilität ist wieder gestiegen", berichtet Bruce Gunn von IMC Markets. "Es werden auch Ansteckungseffekte auf andere europäische Länder befürchtet", erklärt der Händler.

Der Euro Stoxx 50, der vergangenen Dienstag noch bei 3.587 Punkten lag, ist auf 3.417 Zähler gefallen, der DAX im selben Zeitraum von 13.170 auf 12.665 Punkte. Der italienische FTSE MIB notiert am Dienstag unter 22.000, vor drei Wochen waren es noch 24.544 Punkte.

Die ETF-Umsätze in der durch den Pfingstmontag verkürzten vergangenen Handelswoche waren laut Bartels ordentlich, er meldet 35.000 Transaktionen. "Für vier Tage ist das gut, allerdings sind die Volumina geringer geworden."

Lieber US- als europäische Aktien

Die Händler berichten einhellig von Abflüssen aus europäischen Aktien-ETFs, abgegeben würden aber auch speziell italienische Titel. Als Beispiele nennen sie Euro Stoxx 50- (WKN 593395, ETF050), MSCI Europe- (WKN A1191Q) und Stoxx Europe 600-Indexfonds, ebenso wie FTSE MIB-Tracker (WKN DBX1MB, A0YEDP). "Allerdings haben wir am Freitag und Montag auch schon wieder Käufe in italienischen Aktien gesehen", ergänzt Bartels. Zugegriffen werde bei S&P 500- (WKN A0YEDG), MSCI North America- und MSCI World-ETFs.

Beliebt sind bei Kunden der Commerzbank im Übrigen auch türkische Aktien, etwa werde der iShares MSCI Turkey gekauft. Die türkische Notenbank hatte angekündigt, ihre bisher unübersichtliche Geldpolitik durch eine Umstellung des Leitzinses zu vereinfachen. Der massive Verfall der türkischen Lira der vergangenen Wochen konnte dadurch zumindest gestoppt werden. MSCI Turkey-ETFs wie der von HSBC oder iShares (WKN A1H49V, A0LEW5) hatten seit Februar kräftig verloren, haben nun aber wieder etwas zugelegt.

Schwellenländer weiter gefragt

Gesucht sind Bartels zufolge weiterhin auch Emerging Markets-Tracker. "Was die Zuflüsse in ETFs seit Jahresanfang angeht, stehen Schwellenländer-Tracker neben S&P 500- und US-Treasury-ETFs ganz oben auf der Liste", stellt der Händler fest. Der ETF-Emittent Lyxor meldete für den europäischen ETF-Markt für die Monate Januar bis April Nettozuflüsse von 5,1 Milliarden Euro in Schwellenländer-Indexfonds und 6,9 Milliarden Euro in US-Indexfonds. In europäische Aktien-ETFs flossen hingegen nur 986 Millionen Euro.

Bankaktien unter Druck

Dass die Bankenbranche aus den Schlagzeilen nicht herauskommt, macht sich auch am ETF-Markt bemerkbar. "Bankaktien sind derzeit die großen Verlierer", stellt Bartels fest. Zu den Sorgen um Italien kämen noch weitere Probleme, wie Gunn bemerkt, etwa die Krise der Deutschen Bank, die zuletzt einen massiven Personalbau angekündigt hatte. Euro Stoxx Banks- und Stoxx Europe 600 Banks-ETFs (WKN 628930, A0F5UJ, LYX0AP) werden daher im großen Stil abgegeben, wie die Händler beobachtet haben. Der iShares Euro Stoxx Banks (WKN 628930) hat gegenüber dem Stand Anfang Mai rund 13 Prozent verloren.

Suche nach Rendite

Im Handel mit Anleihen-ETFs wird laut Bartels weiter auf ETFs gesetzt, die US-Treasuries abbilden. Die Rendite zehnjähriger US-Anleihen, die zuvor über 3 Prozent gestiegen war, liegt mit 2,86 Prozent aktuell wieder deutlich darunter, der Zinsabstand zu Europa bleibt aber groß. Gekauft würden auch Bund-Future-Short-ETFs (WKN ETF562), mit denen auf steigende Zinsen spekuliert werden kann. Der Euro-Bund-Future hat in den vergangenen Tagen allerdings kräftig zugelegt - sichere Häfen sind wieder gesucht.

von: Anna-Maria Borse

29. Mai 2018, © Deutsche Börse AG

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