Von Manuel Priego Thimmel

FRANKFURT (Dow Jones)--Nach dem jüngsten Allzeithoch stehen die Zeichen im DAX erst einmal auf Konsolidierung. Mit dem Ende der Berichtssaison fällt ein wichtiger Treiber für die Börsen weg. Auch spricht das bullishe Sentiment für fallende Kurse. Groß sollte die Korrektur indes nicht ausfallen. Die Wirtschaftsaussichten in der Eurozone verbessern sich und im Juni dürfte die Europäische Zenntralbank (EZB) erstmalig die Zinsen senken.

Die Berichtssaison für das erste Quartal liegt in den letzten Zügen. Wie die Deutsche Bank anmerkt, sind die Ergebnisse der DAX-Unternehmen viel besser als erwartet ausgefallen. 65 Prozent der Konzerne haben die Prognosen geschlagen, und dies deutlich - nämlich im Schnitt um 8 Prozent. Das darf allerdings nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Gewinne absolut betrachtet um 12 Prozent gegenüber dem Vorjahr gefallen sind, vor allem wegen einer schwächeren Entwicklung im Industrie- und Autosektor.


    DAX-KGV wieder leicht über 10-Jahresdurchschnitt 

Die fallenden Gewinne haben natürlich Auswirkungen auf die Bewertungen. "Die Berichtssaison ist beim DAX seit gestern beendet. Und damit steht fest, dass die Gewinne der 40 DAX-Werte in der Summe im Jahresvergleich zurückgegangen sind", so QC Partners. In Verbindung mit dem aktuellen Indexstand bedeute das ein 27-Monats-Hoch beim Kurs/Gewinn-Verhältnis (KGV), das erstmals wieder leicht über dem Durchschnittswert der vergangenen 10 Jahre liege. "Damit nehmen die Risiken von der Bewertungsseite zu."

Ein Warnsignal sieht die Commerzbank auch in der optimistischen Anlegerstimmung. So lägen die impliziten Volatilitäten VDAX und VIX beide unter 13 - es habe sich also eine gewisse Sorglosigkeit an den Aktienmärkten breit gemacht. "Es gab weder in Deutschland noch in den USA im Börsenjahr 2024 bislang einen Handelstag, an dem die impliziten Volatilitäten über 20 notierten", heißt es. Der jüngste Aufwärtstrend an den Aktienmärkten dürfte in diesem Umfeld vorübergehend an Fahrt verlieren.


   Europäische Einkaufsmanagerindizes weisen nach oben 

Aber wie weit wird eine Korrektur im DAX reichen? Vermutlich nicht sehr weit, möglicherweise ist um das alte Ausbruchsniveau von 17.800 Punkten, oder auch früher bei rund 18.500 Punkten, schon wieder Schluss. Fundamental optimistisch stimmen die sich bessernden Wirtschaftsaussichten in der Eurozone.

Das dürften auch die in der kommenden Woche anstehenden Einkaufsmanagerindizes zeigen. Der kombinierte Einkaufsmanagerindex für das verarbeitende Gewerbe und den Dienstleistungssektor sollte laut der Commerzbank im Mai weiter gestiegen sein und mit 52,5 schon fast wieder seinen langfristigen Durchschnitt erreicht haben. Treibende Kraft waren dabei wohl einmal mehr die Dienstleistungen, aber auch der Index für die Industrie wird nach drei Rückgängen in Folge voraussichtlich wieder leicht zulegen.


   Aufwärtstrend der Aktienmärkte fundamental untermauert 

In diesem Umfeld bewegen sich die 12-Monats-Trends der Gewinnerwartungen für die Aktienindizes stetig nach oben. So ist laut Commerzbank der Gewinntrend für den Euro-Stoxx-50 im vergangenen Quartal um 2,5 Prozent gestiegen, für den S&P-500 ging es um 3,8 Prozent aufwärts. Für den DAX hat der Trend der Gewinnerwartungen sogar um 5,1 Prozent zugelegt. Hier ist zu beachten, dass der DAX-Gewinntrend als Performanceindex etwa 2,5 Prozentpunkte durch die Anrechnung von DAX-Dividenden hinzugewonnen haben dürfte.

"Der jüngste Aufwärtstrend der Aktienmärkte wird damit durch eine positive Entwicklung der Unternehmensgewinne fundamental untermauert", so das Fazit der Commmerzbank. Die KGV-Bewertung der Aktienmärkte auf Basis der 12-Monats-Gewinnerwartungen ist im vergangenen Quartal zwar leicht gestiegen, etwa für den DAX von 11,7 auf 12,5. Damit ist der DAX zwar nicht mehr so günstig wie zum Jahresbeginn, von Bewertungs-Übertreibungen kann aber keine Rede sein.

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May 17, 2024 06:53 ET (10:53 GMT)