Frankfurt (Reuters) - Enttäuschende Konjunkturdaten halten Anleger erneut von Engagements an Europas Aktienmärkten ab.

Der Dax bröckelte am Mittwoch um 0,2 Prozent auf 15.960,56 Punkte ab, während der EuroStoxx50 mit 4294,05 Zählern kaum vom Fleck kam. Der Markt sei in einer Tiefschlafphase, sagte Anlagestratege Jürgen Molnar vom Brokerhaus RoboMarkets. "In beide Richtungen geht so gut wie nichts mehr."

Eine Fortsetzung der Rally der vergangenen Monate verhinderte unter anderem der Einbruch des chinesischen Außenhandels. Es sei überraschend, wie schnell der Boom nach dem Ende der Pandemie-Beschränkungen in der Volksrepublik nachlasse, sagte Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. "Der Druck auf die Führung dürfte zunehmen, neue Stimulierungsmaßnahmen anzukündigen, um die Wirtschaft wieder zu beleben und das Wachstumsziel von fünf Prozent zu erreichen."

Unterdessen verteuerte sich die Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee um 1,3 Prozent auf 77,21 Dollar je Barrel (159 Liter). Spekulationen auf Angebotsengpässe trieben die Preise, sagte Analyst Stephen Brennock vom Brokerhaus PVM Oil Associates. "Einigen Schätzungen zufolge wird durch die zusätzlichen Förderkürzungen Saudi-Arabiens die Nachfrage das Angebot im Juli um drei Millionen Barrel pro Tag übersteigen."

Unter erneutem Druck standen dagegen die Cyberdevisen Bitcoin und Ethereum. Sie gaben jeweils etwa 1,5 Prozent auf 26.570 beziehungsweise 1848 Dollar nach. Die Klagen der US-Börsenaufsicht gegen die beiden größten Kryptobörsen Binance und Coinbase zehrten an den Nerven der Branche, sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Sollten Kunden vor allem beim Marktführer Binance erneut in großem Stil Geld abziehen, müsse mit weiteren Börsenturbulenzen gerechnet werden.

Steil bergab ging es für die türkische Währung. Im Gegenzug stieg der Dollar um bis zu 7,5 Prozent, so stark wie zuletzt vor eineinhalb Jahren. Mit 23,1845 Lira markierte er zudem den neunten Tag in Folge ein Rekordhoch. Börsianer werteten den aktuellen Kursverfall als Signal für eine komplette Freigabe des Wechselkurses unter dem neuen Finanzminister Mehmet Simsek. Offenbar habe die türkische Zentralbank ihre Stützungskäufe eingestellt.

E.ON AUF ERHOLUNGSKURS - MANCHESTER UNITED VOR ÜBERNAHME?

Zu den Favoriten im Dax zählten die Aktien von E.ON, die sich um ein Prozent verteuerten. Als Reaktion auf gestiegene Kosten räumt die Bundesnetzagentur Strom- und Gasnetz-Betreibern künftig höhere Renditen ein.

Die Aussicht auf eine baldige Übernahme rückte zudem Manchester United ins Rampenlicht. Einem Medienbericht zufolge legte Scheich Jassim bin Hamad al-Thani aus Katar eine nachgebesserte Offerte für den britischen Fußball-Erstligisten vor, deren Höhe zunächst aber unklar blieb. Neben ihm haben auch der britische Milliardär Jim Radcliffe und der finnische Unternehmen Thomas Zilliacus ein Auge auf ManU geworfen. Die in den USA notierten Aktien des Klubs stiegen um bis zu 5,3 Prozent.

(Bericht von Hakan Ersen; Redigiert von Scot W. Stevenson; Bei Rückfragen wenden Sie sich an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)