Von Andreas Kißler

BERLIN (Dow Jones)--Laut einer Befragung des Instituts für Makroökonomie und Konjunkturforschung (IMK) erholen sich die privaten Haushalte langsam vom Energiepreisschock und wollen wieder mehr konsumieren. Die Energiepreise seien spürbar gesunken, die Inflationsrate sei zurückgegangen, und das komme nun auch bei den Haushalten in Deutschland an, so das Institut. Weniger Menschen als noch vor einem guten Jahr fühlten sich durch hohe Energiepreise belastet, und weniger gäben an, ihre Konsumausgaben einschränken zu wollen. Gleichzeitig wachse die Gruppe derer, die demnächst wieder mehr für Einkäufe und Dienstleistungen ausgeben wollten. "Das dürfte den privaten Verbrauch in den kommenden Monaten ankurbeln und die Konjunktur stützen", betonte das IMK.

Vor allem für Haushalte mit geringem Einkommen bleibe die Lage aber angespannt. Bei ihnen dürften die Preissteigerungen der vergangenen Jahre und die damit verbundenen Reallohnverluste noch eine Weile nachwirken, zeige die Studie von Jan Behringer und Sebastian Dullien vom IMK auf Basis einer repräsentativen Energiepreisbefragung. Mehr als 9.000 Personen wurden demnach im Januar und Februar 2024 befragt, wie sie die Entwicklung der Inflation einschätzen und wie sehr die Energiepreise ihren Haushalt finanziell belasten. Demnach fühlten sich rund 43 Prozent der Haushalte, die mit Gas heizen, durch die Gaspreise "eher schwer" oder "sehr schwer" finanziell belastet, nach rund 56 Prozent im Dezember 2022 und im August 2022 sogar rund 64 Prozent.

Auch bei Fernwärme und Heizöl habe sich die Situation für Haushalte mit der entsprechenden Heizungsart ein wenig entspannt. Der Anteil der Befragten, die hohe Strompreise als starke Belastung empfinden, sei seit Beginn der Befragung im Mai 2022 mit rund 41 Prozent hingegen nahezu konstant geblieben. "Die Belastung durch den historisch einmaligen Energiepreisschock lässt langsam nach", schreiben die IMK-Forscher. Mit dem tatsächlichen Rückgang der Teuerung sinke auch die wahrgenommene Inflation, wenngleich dies mit einer gewissen Verzögerung geschehe und die aktuelle Inflation noch überschätzt werde. Die Befragten haben laut IMK auch häufiger vor, mehr auszugeben. In den kommenden Monaten sei daher eine moderate Erholung des privaten Konsums zu erwarten.

Insbesondere in den Bereichen Freizeit, Unterhaltung und Kultur sowie Wohnungsinstandhaltung nehme die Konsumneigung spürbar zu. Auch in den Bereichen Reisen und Tourismus, Innenausstattung, Haushaltsgeräte und -gegenstände sowie Bekleidung und Schuhe seien Zuwächse zu verzeichnen. Bei Nahrungsmitteln, Getränken, Tabakwaren sowie Gaststätten- und Restaurantbesuchen falle der Anstieg geringer aus. Dass die Konsumfreude zunehme, zeige sich in allen Einkommensgruppen. Behringer und Dullien werteten das als Indizien für eine "bevorstehende Konsumwende", insbesondere, so die Forscher, "wenn im Jahresverlauf die Inflationsrate weiter sinkt und mit steigenden Nominallöhnen auch die Reallöhne nach mehreren Jahren des Rückgangs wieder steigen dürften".

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April 24, 2024 04:03 ET (08:03 GMT)