FRANKFURT (Dow Jones)--Die LBBW sieht den DAX bis Ende 2024 auf 18.000 Punkte steigen. Fahrt dürften die Aktienmärkte aber erst in der zweiten Jahreshälfte aufnehmen. Dann rechnet Chefvolkswirt Moritz Kraemer nämlich mit der Zinswende. Deutsche Aktien schienen zwar vordergründig günstig, seien aber auch kein Schnäppchen mehr. Denn die Gewinnerwartungen der Anleger sind nach Ansicht der LBBW zu optimistisch und spiegeln die schwachen Fundamentaldaten der deutschen Wirtschaft nicht ausreichend wider. In den USA seien die Bewertungen sogar außergewöhnlich hoch. "Auf beiden Seiten des Atlantiks wird die Reise deshalb erst einmal seitwärts gehen", heißt es.

In der zweiten Jahreshälfte beginne dann die Zinswende, die Notenbanken würden damit beginnen, die Leitzinsen wieder zurückzunehmen. "Die Fed geht voran und im letzten Quartal folgt dann auch die EZB", erwartet Kraemer. Auf eine radikale Trendwende der Geldpolitik dürfe aber niemand hoffen: Die Risiken für die Glaubwürdigkeit der Notenbanker nach dem zurückliegenden Inflationsschock sprächen eher für ein zögerliches Vorgehen. Die LBBW sieht den EZB-Zinssatz Ende 2024 bei 3,5 Prozent (50 Basispunkte unter dem derzeitigen Niveau), den US-Spitzensatz bei 4,75 Prozent (minus 75 Basispunkte). Grund zum Feiern dürften Anleger bei Staatsanleihen haben: Die Rendite 10-jähriger Bundesanleihen sollte bis Ende 2024 auf 2,25 Prozent sinken. Derzeit rentieren diese bei 2,57 Prozent.

Der DAX dürfte bis zum nächsten Silvester auf 18.000 Punkte steigen, der Euro-Stoxx-50 auf 4.700 Zähler, so die Prognose. "Die anfänglichen Schockwellen des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine und der Terrorattacken der Hamas auf Israel haben die Finanzmärkte längst überwunden", heißt es. Der Ölpreis liege unterhalb des Niveaus vor Ausbruch des Konflikts, mit einer regionalen Eskalation sei nicht mehr zu rechnen. Wegen der zusätzlichen Belastung einer schwächelnden Weltwirtschaft prognostiziert die LBBW einen weiteren Preisrückgang der Nordseesorte Brent auf 75 Dollar pro Barrel (derzeit knapp 80 Dollar). Anlass zur Freude werden vermutlich Edelmetalle geben. So könnte Gold bis Ende 2024 auf einen neuen Rekordpreis von 2.100 Dollar pro Unze steigen.

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November 27, 2023 09:07 ET (14:07 GMT)