Von Herbert Rude

FRANKFURT (Dow Jones)--Die Rally am deutschen Aktienmarkt wird sich voraussichtlich auch in der kommenden Woche fortsetzen. Das Motto "the Trend is your Friend" gilt ganz besonders vor dem Quartalsende, denn die Fonds werden nach dem Plus von aktuell schon 8,6 Prozent in diesem Jahr möglichst hohe Aktienquoten ausweisen wollen. Das betrifft vor allem die bisherigen Jahresgewinner wie Rheinmetall, SAP oder Airbus sowie die Aktien aus der Versicherungsbranche. Da das Umfeld für die anderen Titel aber ebenfalls günstig ist, dürfte die Rally marktbreiter werden und nach dem Ultimo per Rotation auch andere Titel nach oben treiben.

Der Zyklus der Zinssenkungen hat nun begonnen, den Startschuss dazu hat die Schweizerische Nationalbank am Donnerstag gegeben. Damit ist es nur eine Frage der Zeit, bis EZB und US-Notenbank folgen und ebenfalls die Leitzinsen senken. Da sich die Spekulation seit dem überraschenden Schritt aus der Schweiz darauf verlagert hat, dass die EZB vor der Fed die Zinsen senken wird, zieht der Dollar an.

Für den DAX mit seinen vielen exportorientierten Werten ist das eine äußerst positive Perspektive. Fallende Zinsen verbessern die Finanzierungsbedingungen und stärken die Aussichten auf einen Wirtschaftsaufschwung, und der steigende Dollar verbessert die Wettbewerbsfähigkeit der deutschen Industrieunternehmen. Zugleich ist der DAX mit einem KGV von knapp 12 auf Basis der Gewinnschätzungen für dieses Jahr nach wie vor sehr günstig bewertet, gerade auch verglichen mit dem S&P-500 mit seinem KGV von über 20.

Mit dem günstigen Umfeld im Rücken wird ein Anstieg auf die 20.000er Marke noch in diesem Jahr zunehmend realistischer. Auch dort muss bei weitem nicht Schluss sein: Wenn die Wirtschaft in den kommenden Jahren wächst, die Unternehmensgewinne steigen und sich mit besseren Wirtschaftsperspektiven das KGV ausweitet, sind auch deutlich höhere DAX-Stände möglich.

Störfeuer für den DAX ist in den kommenden Wochen und in dem aktuell günstigen Umfeld vermutlich nur von stärkeren Rückschlägen an der Wall Street zu erwarten und von negativen externen Ereignissen.


   Dividendensaison rückt näher 

Nach dem Quartals-Ultimo sollte auch die näher rückende Dividendensaison die Kurse stützen. Die DAX-Unternehmen schütten für die Aktien im deutschen Leitindex nach vorläufigen Berechnungen von Matzke Research insgesamt 49,6 Milliarden Euro Dividendensumme aus. Nimmt man die zweiten Aktiengattungen der DAX-Unternehmen zum Beispiel bei BMW, Henkel und VW dazu, kommen weitere 3,49 Milliarden Euro hinzu. Damit ergebe sich in der Summe über 53 Milliarden Euro Dividende, "eine Rekordsumme", so Marktanalyst Achim Matzke zu Dow Jones Newswires.

Dabei heben nach seinen Berechnungen 24 der 40 DAX-Unternehmen ihre Dividende an, fünf Unternehmen senken oder streichen sie. Elf Unternehmen schütten die gleiche Dividende wie im Vorjahr aus. Auf Basis des aktuellen Kursniveaus errechnet sich damit eine Dividendenrendite von 3,0 Prozent. Damit liegt sie leicht über der aktuellen Inflationsrate und deutlich über der Rendite 10-jähriger Bundesanleihen von aktuell 2,37 Prozent.

Fresenius, Qiagen, Covestro, Siemens Energy und Zalando zahlen keine Dividende. Besonders hohe Dividendenrenditen gibt es zum Beispiel bei den Autoaktien.


   Erste europäische Inflationsdaten am Karfreitag 

Wegen des Karfreitags steht der DAX vor einer kurzen Handelswoche. Dabei könnte es gerade am Karfreitag spannend werden, weil dann aus Frankreich und Italien erste Inflationsdaten für März gemeldet werden. Ob sich die US-Wirtschaft weiter so widerstandsfähig wie bisher zeigt, können Marktteilnehmer unter anderem am Dienstag aus den Auftragseingängen für langlebige Wirtschaftsgüter ablesen. Sie kommen am Dienstag, dann gibt es auch Daten zur Entwicklung des US-Verbrauchervertrauens. Auf der Unternehmensseite legen noch einige Unternehmen aus der zweiten und dritten Reihe ergänzende Zahlen und Ausblicke vor, darunter am Mittwoch Rational, deren Aktien im Juni in den MDAX zurückkehren könnten.

DJG/hru/cln

(END) Dow Jones Newswires

March 22, 2024 06:19 ET (10:19 GMT)