Die Schweizerische Nationalbank sollte einen Außenseiter als Nachfolger für ihren scheidenden Chef Thomas Jordan wählen. Dies geht aus einem Bericht einer Gruppe hervor, die sich für Verantwortlichkeit bei der Zentralbank einsetzt.

Der Vizepräsident der SNB, Martin Schlegel, wird von Schweizer Medien und Experten als Favorit für die Nachfolge Jordans gehandelt, der am Freitag seinen Rücktritt nach 12 Jahren ankündigte.

Jordans Rücktritt bietet jedoch die Gelegenheit, den dreiköpfigen Verwaltungsrat der SNB zu erweitern und seine Transparenz zu verbessern, so die Beobachtungsstelle der SNB in einem Bericht, der am Montag als Reaktion auf die Ankündigung von letzter Woche veröffentlicht wurde.

"Thomas Jordan hat sehr gute Arbeit geleistet, um die Inflation in Schach zu halten, aber nach 12 Jahren an der Spitze der SNB hinterlässt er einen langen Schatten", sagte Stefan Gerlach, ein ehemaliger stellvertretender Gouverneur der irischen Zentralbank und einer der Autoren des Berichts.

"Es ist an der Zeit, dass die SNB einen erfahrenen Außenseiter holt", fügte Gerlach hinzu, der derzeit Chefökonom der Schweizer EFG Bank ist.

Mit zwei Jahren im Direktorium der SNB, das die Zinssätze festlegt, habe Schlegel zu wenig Erfahrung in diesem Bereich, sagte Gerlach und fügte hinzu, dass er Jordan möglicherweise zu nahe stehe. Schlegel verbrachte einen Teil seiner frühen Karriere bei der SNB als Jordans Praktikant in der Forschungsabteilung der Zentralbank.

Antoine Martin, der im Januar von der Federal Reserve Bank of New York zur SNB kam, ist noch nicht lange genug bei der Bank, um Vorsitzender zu werden, so Gerlach.

In der Vergangenheit waren zwei von drei Vorstandsmitgliedern von außerhalb, sagte Gerlach, um eine breitere Perspektive einzubringen.

Der frühere Vorsitzende Philipp Hildebrand kam aus dem Finanzsektor und der frühere stellvertretende Vorsitzende Fritz Zurbruegg war im Schweizer Finanzministerium tätig, bevor er zur SNB kam.

Zu den Mitverfassern des Berichts gehörten Yvan Lengwiler von der Universität Basel und Präsident der Expertengruppe der Schweizer Regierung für Bankenstabilität sowie Charles Wyplosz vom Graduate Institute in Genf.

Jordans Nachfolger wird von der Schweizer Regierung nach einer Empfehlung des Bankrats, dem Aufsichtsgremium der SNB, ausgewählt.

Der Bericht des Observatoriums besagt, dass es jetzt an der Zeit ist, andere Themen bei der SNB anzugehen, wie zum Beispiel mehr Transparenz.

Auch die Regeln für die Gewinnausschüttung der SNB müssten überarbeitet werden, so die Beobachtungsstelle, und der Bankrat müsse viel energischer vorgehen.

Auch müssten mehr Frauen bei der SNB befördert werden, so die Beobachtungsstelle, die sich auf Zahlen der SNB beruft, wonach nur 17% der Führungskräfte der Zentralbank weiblich sind. (Berichterstattung von John Revill; Bearbeitung durch Alexander Smith)