Zürich (awp) - Die Schweizer Wirtschaft wächst dieses Jahr bisher nur moderat. Insbesondere die Industrie wird von der schwachen Entwicklung in der Eurozone ausgebremst. Ab 2025 erwarten die Experten der UBS dann aber eine etwas dynamischere Entwicklung. Die Inflation sollte dennoch weiter nachlassen.

In der am Dienstag veröffentlichten Studie zur Wirtschaftsentwicklung in der Schweiz hält die Grossbank an ihrer bisherigen Prognose für das BIP-Wachstum 2024 von 1,3 Prozent fest. Die Schwäche in der Industrie sei mittlerweile recht ausgeprägt, der solide Konsum sei aber eine Stütze, heisst es. Insgesamt gebe es viele Unsicherheiten in der Welt, die geopolitischen Risiken nähmen zu, ergänzte Chefökonom Schweiz Daniel Kalt.

Im nächsten Jahr könne dann eine Aufhellung der europäischen Konjunktur auch der Schweizer Industrie und damit der ganzen heimischen Wirtschaft zu einer dynamischeren Entwicklung verhelfen. Das BIP-Wachstum soll dann 2025 mit 1,5 Prozent entsprechend etwas höher ausfallen.

Etwas ausgeprägter zeigt sich der Unterschied der beiden Jahre, wenn das um Sportgrossanlässe bereinigte BIP betrachtet wird. Bekanntlich verzerren Olympische Spiele und Fussball-Grossanlässe das Schweizer BIP wegen der Lizenzeinnahmen, welche den hierzulande ansässigen Sportverbänden zufliessen. Die BIP-Prognose für 2024 lautet dann auf 1,0 Prozent, jene für 2025 auf 1,6 Prozent.

Inflationsprognose gesenkt

Sehr zuversichtlich zeigt sich die UBS in Sachen Inflation. So habe die Teuerung in den ersten vier Monaten deutlich unter dem Vorjahresniveau gelegen. Da es auch kaum sichtbare Zweitrundeneffekte gebe, dürfte die durchschnittliche Teuerung 2024 lediglich 1,2 Prozent betragen. 2025 sollte die Inflation dann sogar auf 1,0 Prozent sinken.

Diese Entwicklung habe der Schweizer Nationalbank (SNB) bereits eine erste Zinssenkung ermöglicht. Die UBS-Ökonomen rechnen aber noch mit zwei weiteren Schritten im Juni und im September - diese dürften je 25 Basispunkte betragen und würden den Leitzins auf dann 1,0 Prozent drücken.

So ganz sicher ist sich die UBS dabei aber nicht. "Sollten die anderen Zentralbanken doch noch weiter zuwarten als derzeit gedacht, ist es durchaus fraglich, ob die SNB dann allein weiter vorpreschen wird", schränkte Kalt ein. Denn ein zu schwacher Franken könne die importierte Inflation wieder anheizen.

Unternehmen vor vielen Herausforderungen

Neben dem allgemeinen Wirtschaftsausblick hat sich die UBS auch mit der Widerstandsfähigkeit der Schweizer Unternehmen befasst. Die Firmen stehen vor zahlreichen Herausforderungen, wie die UBS aus einer Umfrage schliesst. 2500 Unternehmen haben daran teilgenommen, überwiegend (79%) aus dem Dienstleistungssektor und vornehmlich (61%) kleine Unternehmen mit weniger als 10 Mitarbeitenden.

Die Hälfte der Unternehmen gab an, dass das Thema Resilienz für sie an Bedeutung gewonnen habe - besonders für die zuletzt stark betroffene Gastronomie. Die Zahl und die Intensität der Verwerfungen, mit denen sich die Unternehmen konfrontiert sehen, nimmt dabei zu.

Für kleinere Schocks sehen sich immerhin rund 90 Prozent gerüstet, grosse Verwerfungen stellen allerdings für die Hälfte eine starke Belastung dar oder gefährden gar den Fortbestand. Dabei sehen sich grosse Firmen dank der breiteren Diversifizierung und grösserer Substanz als weniger gefährdet an.

Ein signifikantes Schadenspotenzial wird Cyberattacken zugeschrieben, gefolgt von einer weiteren Pandemie. Gerade kleine Firmen seien bei der Cybersicherheit noch gefordert, denn wenige hätten im Vergleich zu grossen Firmen bereits Massnahmen ergriffen.

Energieknappheit oder Lieferkettenprobleme stellen mittlerweile für weniger als die Hälfte der Unternehmen grosse Risiken dar. Hingegen wird der Arbeitskräftemangel eine der grossen Herausforderungen bleiben - zumal für die Mehrheit der Firmen qualifizierte Mitarbeitende ein zentraler Punkt seien, wenn es um die Resilienz ihres Unternehmens geht.

dm/uh